Bahnstrecke Boston–FitchburgDie Bahnstrecke Boston–Fitchburg ist eine Eisenbahnstrecke in Massachusetts (Vereinigte Staaten). Sie ist 79,74 Kilometer lang und verbindet unter anderem die Städte Boston, Cambridge, Waltham, Concord, Ayer, Leominster und Fitchburg. Die normalspurige Strecke gehört der Massachusetts Bay Transportation Authority (MBTA), die den Personenverkehr auf ihr betreibt. Den Güterverkehr betreiben die Pan Am Railways zwischen Boston und Willows und Pan Am Southern westlich von Willows. GeschichteKernstück der Strecke ist eine Pferdebahn, die vom heutigen Betriebsbahnhof Somerville in das Zentrum von Charlestown führte. Für ihren Bau erhielt am 9. April 1836 die Charlestown Branch Railroad Company eine Konzession. Die Strecke wurde als zwei Kilometer langer Abzweig von der Bahnstrecke Boston–Lowell gebaut und am 1. Juni 1839 eröffnet. Zunächst betrieb die Nashua and Lowell Railroad die Strecke, ab dem 1. Dezember 1841 die Bahngesellschaft selbst. Im Frühjahr 1842 eröffnete die Gesellschaft eine Verlängerung der Strecke nach West Cambridge. Der Endbahnhof hieß zunächst Block Island. Gleichzeitig wurde der Lokomotivbetrieb aufgenommen. Am 3. März 1842 erhielt die Fitchburg Railroad Company eine Konzession für den Bau einer Strecke von Boston nach Fitchburg. Die Gesellschaft wurde am 13. Juli des Jahres aufgestellt. Die Strecke wurde von West Cambridge aus abschnittsweise eröffnet: am 20. Dezember 1843 bis Waltham, am 17. Juni 1844 bis Concord, am 1. Oktober 1844 bis West Acton, ab 30. Dezember 1844 bis Shirley und am 5. März 1845 schließlich bis Fitchburg. Betreiber war anfangs die Charlestown Branch Railroad, ab dem 1. Mai 1844 die Fitchburg Railroad selbst. Die Fitchburg benutzte die Strecke der Charlestown Branch Railroad bis Charlestown mit und pachtete sie am 1. September 1845 schließlich. Sie übernahm damit die Betriebsführung auf der gesamten Strecke. Die Gesellschaften fusionierten am 31. Januar 1846. Nun wollte die Bahngesellschaft einen Zugang in die Innenstadt von Boston und baute eine Strecke zur Causeway Street, die am 9. August 1848 in Betrieb ging. Der Endbahnhof lag östlich der Beverly Street, während die Endbahnhöfe der anderen Bahngesellschaften westlich der Kreuzung lagen, dort wo sich heute die Boston North Station befindet. Der kurze Abzweig in die Innenstadt von Charlestown, der Teil des 1839 eröffneten ersten Streckenabschnitts war, diente weiterhin als Hafenanschluss und wurde am 11. November 1863 um etwa 1,3 Kilometer in die Hoosac Tunnel Docks verlängert. 1849 baute die Bahngesellschaft die gesamte Strecke zweigleisig aus. Die Fitchburg Railroad entwickelte sich in den folgenden Jahren zu einer erfolgreichen Bahngesellschaft mit einem Streckennetz, das bis in die US-Bundesstaaten New Hampshire, Vermont und New York reichte. Dennoch pachtete die Boston and Maine Railroad die Gesellschaft 1900 und führte ab dem 1. Juli des Jahres den Betrieb auf der Bahnstrecke. Die Personenzüge wurden nach Einbau entsprechender Gleisverbindungen in die Boston North Station geführt und der 1848 gebaute Endbahnhof stillgelegt. Ab 1927 verkehrten fast alle durchlaufenden Güterzüge zwischen Hill Crossing und Boston über North Cambridge, dafür fuhren nun jedoch alle Personenzüge auf den Strecken in Richtung Bedford und Northampton bis West Cambridge bzw. Clematis Brook über die Fitchburg-Strecke. Nachdem die Boston&Maine 1960 den Expresszugverkehr auf der Strecke eingestellt hatte, endete 1965 zwischen Ayer und Fitchburg und im Februar 1975 zwischen South Acton und Ayer der Personenverkehr gänzlich. 1976 kaufte die MBTA die Strecke und betrieb den Personenverkehr in eigener Regie. Bereits seit 1965 hatte sie den Vorortverkehr um Boston subventioniert. Die Boston&Maine behielt ein Mitbenutzungsrecht für die Strecke für den Güterverkehr. Im Januar 1980 eröffnete die MBTA den Personenverkehr wieder auf der Gesamtstrecke. Im gleichen Jahr musste die Güterstrecke über North Cambridge stillgelegt werden, was dazu führte, dass die durchlaufenden Güterzüge nun über Lowell geführt wurden und erst in Willows die Fitchburg-Strecke erreichten. Das zweite Gleis zwischen South Acton und Willows war bereits vorher abgebaut worden. Seit 1983 führt die Guilford Transportation, die seit 2006 unter dem Namen Pan Am Railways firmiert, den Güterbetrieb auf der Strecke, nachdem sie die Boston&Maine übernommen hatte. 2009 gründeten die Pan Am Railways und die Norfolk Southern Railway gemeinsam die Pan Am Southern und übergaben die Betriebsführung des Güterverkehrs von Willows bis Fitchburg an diese Tochtergesellschaft. StreckenbeschreibungDer ursprüngliche, von 1839 bis 1848 betriebene, Endbahnhof der Strecke lag im Zentrum des Bostoner Stadtteils Charlestown am City Square. Der neue Bahnhof in Boston lag nordöstlich der Kreuzung Causeway Street/Beverly Street. Die Strecke führte in nordwestliche Richtung, überquerte den Charles River und mündete in die alte Trasse von 1839 ein, die weiterhin als Hafenanschluss in Betrieb war, aber heute ebenfalls stillgelegt und abgebaut ist. In Höhe des heutigen U-Bahnhofs Community College bog die alte Bahnstrecke nach Westen ab, querte die Hauptstrecken der Eastern Railroad und der Boston and Maine Railroad niveaugleich und etwa anderthalb Kilometer weiter westlich die ursprüngliche Trasse der Boston and Lowell Railroad. Die Bahnstrecke führt weiter durch die Stadtzentren von Somerville und Cambridge. In Cambridge befindet sich heute der erste Haltebahnhof Porter Square, an dem zur U-Bahn Boston umgestiegen werden kann. Die Station ist als einzige entlang der Strecke mit einem Mittelbahnsteig ausgestattet. Am Bahnhof West Cambridge, der von 1842 bis 1843 Endbahnhof der Strecke war, zweigen zwei Strecken nach Lexington bzw. Watertown ab. Die Bahnstrecke erreicht kurz darauf den früheren Haltepunkt Hill Crossing. Von hier bis Clematis Brook verlief die Bahnstrecke North Cambridge–Northampton unmittelbar neben der Fitchburg-Strecke. Gleisverbindungen wurden erst später eingebaut und schließlich die parallele Strecke stillgelegt und alle Züge über die Fitchburg-Strecke geführt. Die Personenzüge halten in Belmont Center und Waverley, einem Stadtteil von Belmont. Nach der früheren Station Clematis Brook führt die Strecke durch das Stadtzentrum von Waltham. Auf einem kurzen Stück, von östlich der Newton Street bis zum westlichen Teil des Bahnhofs Waltham ist die Strecke eingleisig. Der Personenbahnhof besteht aus zwei Teilen. Zwischen der Elm Street und der Moody Street liegt ein einfacher Haltepunkt im eingleisigen Abschnitt, wo die Züge nach Boston halten. Dieser Haltepunkt liegt im früheren Gleisdreieck, über das die Bahnstrecke West Cambridge–Watertown–Waltham einmündete. Westlich der Moody Street, wo die Bahnstrecke wieder zweigleisig wird, befindet sich ein weiterer Bahnsteig am Streckengleis in Richtung Fitchburg. Die Strecke führt ein kurzes Stück entlang des Charles River in südwestliche Richtung, biegt dann jedoch in Richtung Nordwesten ab. In der Kurve liegt der Haltepunkt Brandeis-Roberts, der sich noch im Stadtgebiet von Waltham befindet und die Brandeis University sowie den Stadtteil Roberts anbindet. Die von Boston aus durchgehende städtische Bebauung geht hier in eine wesentlich dünner besiedelte ländliche Umgebung über. Zur Blütezeit der Eisenbahn endeten viele Vorortzüge in Roberts. Nahe der Stadtgrenze zu Weston überquert die stillgelegte Bahnstrecke nach Northampton die Trasse auf einer Stahlbrücke, die noch heute vorhanden ist. Daran schließen sich drei Haltepunkte an, die alle im Stadtgebiet von Weston liegen, Kendal Green, Hastings und Silver Hill. In Hastings befinden sich Gleiswechsel, sodass hier Züge enden können. Die Strecke führt weiter durch Lincoln, wo sich der Personenbahnhof an der Lincoln Road befindet. Ein weiterer Haltepunkt Baker Bridge lag weiter nördlich an der Concord Road. Im weiteren Verlauf passiert die Bahntrasse den Walden Pond und verläuft durch ein ausgedehntes Waldstück nach Concord. Nahe dem Stadtzentrum halten die Personenzüge im Bahnhof Concord an der Thoreau Street. Die Station ist heute nur noch ein Haltepunkt mit den entlang der gesamten Strecke üblichen Seitenbahnsteigen. Die Strecke biegt nach Westen ab, überquert dann den Sudbury River und den Assabet River und erreicht West Concord, wo sich ebenfalls ein Bahnhof befindet. Diese Station war ursprünglich ein Kreuzungsbahnhof, wo die Bahnstrecke Framingham–Lowell niveaugleich kreuzte. Die Kreuzungsstelle lag unmittelbar westlich des Bahnhofsgebäudes der Fitchburg-Strecke. Ein Denkmal auf dem südlichen Bahnhofsvorplatz erinnert heute an diese Gleiskreuzung. Weiter in Richtung Westen führt die Bahnstrecke nun nach Acton. Im früheren Bahnhof South Acton endet heute der zweigleisige Abschnitt der Strecke. Hier zweigt die stillgelegte Strecke nach Marlborough ab. Der Haltepunkt, an dem heute die Personenzüge anhalten, liegt westlich der Main Street. Die Bahn biegt nun wieder nach Nordwesten ab und durchquert West Acton, wo sich früher ein weiterer Personenbahnhof befunden hat. Die Strecke verläuft nun weiter durch Boxborough und Littleton. In Littleton wird nicht mehr der ursprüngliche Bahnhof bedient, sondern ein Haltepunkt südlich der Stadt nahe der Interstate 495. Am früheren Haltepunkt Willows biegt die Strecke wieder nach Westen ab. In Willows mündet die zweigleisige Bahnstrecke North Chelmsford–Ayer ein, die die Hauptlast des Güterverkehrs in Richtung Maine trägt. Auf dem folgenden Abschnitt bis Ayer fahren täglich zahlreiche Güterzüge, die aus Richtung Maine kommend in Ayer in Richtung Worcester abbiegen, oder über Fitchburg hinaus nach Westen weiterfahren. Von Willows bis Fitchburg ist die Strecke wieder zweigleisig. Die Bahnstrecke von North Chelmsford lag ursprünglich von Willows bis Ayer direkt neben der Fitchburg-Strecke, wurde in diesem Abschnitt jedoch 1946 stillgelegt, und alle Züge wurden über die Fitchburg-Strecke geleitet. Wenige Kilometer weiter ist schließlich der Bahnhof Ayer erreicht, der ursprünglich Groton Junction und dann Ayer Junction hieß. Hier endete neben der Strecke von North Chelmsford auch die Bahnstrecke Ayer–Greenville und es kreuzte niveaugleich die Bahnstrecke Worcester–Rochester, die allerdings nördlich von Ayer stillgelegt ist und heute in einem Gleisdreieck in die Fitchburg-Strecke einmündet. Wie schon in West Concord befand sich auch hier der Personenbahnhof unmittelbar an der Gleiskreuzung, und noch heute halten die Züge innerhalb des Gleisdreiecks an den Seitenbahnsteigen. Weiter in westliche Richtung durchquert die Bahnstrecke Shirley, wo sich ein weiterer Haltepunkt befindet, passiert die Südspitze des Lake Shirley und biegt in Richtung Südwesten ab. Der Haltepunkt Lunenburg an der Leominster-Shirley Road lag eigentlich bereits im Stadtgebiet von Leominster. Die Trasse verläuft weiter südwestlich, biegt aber kurz vor der Interstate 190 in nordwestliche Richtung ab und führt weiter parallel zu einem Autobahnzubringer. An der Main Street liegt die Station North Leominster, die mit Seitenbahnsteigen ausgestattet ist. Die Strecke überquert im weiteren Verlauf die Stadtgrenze nach Fitchburg, wo sich mehrere Güteranschlüsse und -bahnhöfe befinden. Sie überquert zweimal den North Nashua River und erreicht den Endbahnhof Fitchburg, den auch die Züge auf der hier stillgelegten Bahnstrecke Sterling Junction–Fitchburg genutzt haben. Die Trasse dieser Strecke mündet zwischen den beiden Flussbrücken in die Fitchburg-Hauptstrecke ein. In Fitchburg geht die Strecke in die Bahnstrecke Fitchburg–Greenfield über. PersonenverkehrVor der Eröffnung des Hoosac-Tunnels 1875 verkehrten auf der Strecke nur lokale Personenzüge. 1869 waren dies vier Züge nach Fitchburg, von denen zwei weiter auf der Vermont and Massachusetts Railroad in Richtung Brattleboro bzw. Hoosac Tunnel fuhren. Sonntags fuhr ein zusätzliches Zugpaar nach Fitchburg. Außerdem verkehrte ein Zugpaar nach Groton Junction (Ayer), ein Zugpaar über South Acton nach Marlborough sowie ein Zugpaar nach Concord und eines nach Waltham. Sieben weitere Züge verkehrten von Boston über West Cambridge und Watertown nach Waltham. 1901 fuhren mehrere wichtige Expresszüge über die Strecke, darunter der tägliche Continental Limited nach Chicago und St. Louis. Daneben verkehrten an Werktagen drei weitere Expresszüge nach Chicago sowie einer nach St. Louis und an Sonntagen ein weiterer Zug nach Chicago. Weiterhin bot die Boston&Maine Expresszüge an, die über Fitchburg nach Vermont und Kanada fuhren. Dies waren an Werktagen vier Züge, von denen einer nach Montreal, zwei nach Burlington und einer nach Bellows Falls verkehrte. Sonntags verkehrte nur der Zug nach Montreal. Auch im Vorortverkehr gab es ein umfangreiches Zugangebot auf der Strecke. Werktags verließen die North Station in Boston 53 Personenzüge, die auf die Strecke nach Fitchburg fuhren. Davon bogen 19 in West Cambridge auf die Strecke über Watertown ab, von denen wiederum 12 die Strecke erneut zwischen Waltham und Roberts befuhren. Ein Zug endete in West Cambridge, zehn in Waltham, sechs in Roberts, drei in West Concord, drei in South Acton, zwei in Ayer und fünf in Fitchburg. Ein Zug fuhr über South Acton nach Marlborough, einer über Fitchburg nach Greenfield und zwei nach Troy. Zusätzlich fuhr ein Zug von Ayer nach Troy. Sonntags fuhr neben den Expresszügen ein Zug nach Troy, einer nach Fitchburg, einer nach Ayer, zwei nach South Acton, sowie vier nach Roberts. Daneben fuhren sieben Züge über Watertown nach Roberts. Nach dem Ersten Weltkrieg und erneut nach der Weltwirtschaftskrise 1929 wurde das Angebot deutlich reduziert. 1932 verkehrte der Minute Man, einer der bekanntesten Expresszüge der Boston&Maine, von Boston nach Chicago. Außerdem fuhren täglich zwei Züge nach Montreal, nämlich der Ethan Allen, der sonntags Green Mountain Flyer hieß, und der Mount Royal. Ein weiterer Expresszug verkehrte werktags nach Rutland in Vermont. Daneben fuhren an Werktagen drei Personenzüge nach Troy, jeweils einer nach Williamstown und Greenfield, fünf (samstags sechs) nach Fitchburg, zwei nach Ayer, zwei nach South Acton, einer über South Acton nach Maynard sowie noch ein einziges Zugpaar über Watertown nach Waltham. Sonntags verkehrten lediglich zwei Personenzüge nach Troy, einer nach Williamstown, zwei nach Fitchburg sowie einer über Watertown nach Waltham.[1] Nach dem Fahrplan von 2010 bietet die MBTA montags bis freitags 17 Züge an, von denen vier in South Acton endeten. Samstags und sonntags verkehren acht Züge, davon zwei nur bis South Acton.[2] UnfälleDer einzige schwere Unfall auf der Strecke ereignete sich am Abend des 26. Novembers 1905. Der bei nebligem Wetter verspätete Personenzug Boston–Marlborough war gerade am Haltepunkt Baker Bridge abgefahren, als der nachfolgende Montreal Express mit voller Geschwindigkeit auf den Zug auffuhr. Das Lokpersonal des Expresszuges hatte die Signale zur Langsamfahrt nicht gesehen. Durch auslaufendes Öl brach ein Feuer aus, 17 Personen kamen ums Leben.[3] Quellen und weiterführende Literatur
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