Baha Güngör

Bahaeddin Turhan „Baha“ Güngör[1] (* 22. Februar 1950 in Istanbul, Türkei; † 22. November 2018[2] in Köln[3][4]) war ein deutscher Journalist. Er war u. a. Leiter der türkischsprachigen Redaktion der Deutschen Welle und Autor eines vielbeachteten Buches über das Türkenbild der Deutschen.

Werdegang

Baha Güngör kam 1961 aus der Türkei nach Aachen, wo sein Vater studiert hatte und als Zahnarzt arbeitete. 1978 erwarb er die deutsche Staatsbürgerschaft. Nach der Schule begann er ein Studium der Betriebswirtschaft und arbeitete als Dolmetscher und Volkshochschullehrer (Deutsch für Türken).

Mit einem Volontariat bei der Kölnischen Rundschau begann Güngörs journalistische Laufbahn – er gilt damit als erster türkischer Zeitungsvolontär, der in Deutschland ausgebildet wurde.[2] Es folgten Tätigkeiten als Auslandsjournalist bei Reuters und als Politikredakteur beim Bonner General-Anzeiger. 1984 zog er in die Türkei, um von hier aus für die Westdeutsche Allgemeine Zeitung zu berichten, ab 1991 war er der erste Korrespondent für die dpa in der Türkei.[5] Später arbeitete er auch von Griechenland aus. Nachdem er 1991 Türkeikorrespondent für die dpa geworden war, zog der Familienvater für einige Zeit nach Istanbul. Die türkische Regierung wollte ihm zweimal die Akkreditierung entziehen.[6]

Güngörs Buch Die Angst der Deutschen vor den Türken und ihrem Beitritt zur EU (2004) war eine von zahlreichen Publikationen, die zum Thema Beitrittsverhandlungen der Türkei mit der Europäischen Union erschienen. 2005 erhielt er den deutsch-türkischen Freundschaftspreis.[7] Im Herbst 2017 erschien sein Buch Atatürks wütende Enkel. Die Türkei zwischen Demokratie und Demagogie.[8]

2015 ging Baha Güngör in Ruhestand.[9] Von 2017 bis zu seinem Tod 2018 war er Vorsitzender der Deutsch-Türkischen Gesellschaft Bonn e. V.[10] Er starb im Alter von 68 Jahren an Lungenkrebs. Er war geschieden und hatte einen Sohn (* 1982) und eine Tochter (* 1986).[4]

Güngör hinterließ ein Manuskript mit dem Titel Hüzün… das heißt Sehnsucht. Wie wir Deutsche wurden und Türken blieben, an dem er bis kurz vor seinem Tod schrieb.[11]

In Erinnerung an Güngör hat die Konrad-Adenauer-Stiftung 2021 ein Türkei-Stipendium für Jungjournalisten ausgeschrieben.[12]

Einzelnachweise

  1. RUNDBRIEF 2018. Südosteuropa Gesellschaft, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 5. August 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/www.sogde.org (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  2. a b Jens Jensen: Baha Güngör gestorben. In: Deutsche Welle. 22. November 2018, abgerufen am 23. November 2018.
  3. Deutsch-türkischer Journalist: Baha Güngör in Köln gestorben. In: Kölnische Rundschau. 23. November 2018, abgerufen am 24. November 2018.
  4. a b Uli Kreikebaum: Hey, Deutschland, wir müssen reden. Dringend. In: Kölner Stadt-Anzeiger. 19. Januar 2019, S. 26.
  5. Jürgen Gottschlich: Nachruf auf Baha Güngör: Ein leidenschaftlicher Journalist - taz.de. Abgerufen am 30. Juli 2024.
  6. Bülend Ürük: Baha Güngör: „Journalisten in der Türkei arbeiten mit Fäusten in Hosentaschen“. In: newsroom.de. (newsroom.de [abgerufen am 11. August 2014]).
  7. Kybele 2005. In: demo.d-t-f.com. 24. Juni 2017, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 13. Dezember 2017; abgerufen am 23. November 2018.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/demo.d-t-f.com
  8. J. H. W. Dietz Verlag 2017, ISBN 3-8012-0511-8
  9. Frank Nägele: Baha Güngör im Interview: „Was aus dem Fall Özil gemacht wurde, ist ein Armutszeugnis“. In: ksta.de. 9. Juli 2018, abgerufen am 23. November 2018.
  10. Nachruf Bahaeddin Turhan Güngör. Deutsch-Türkische Gesellschaft e. V. Bonn, abgerufen am 5. August 2020.
  11. Baha Güngör gestorben, boersenblatt.net, 27. November 2018, abgerufen am 28. November 2018
  12. Türkei-Stipendium für Jungjournalistinnen und Jungjournalisten ausgeschrieben. In: newsroom.de. (newsroom.de [abgerufen am 2. Dezember 2020]).