Babesiose
Als Babesiose bezeichnet man die durch Babesien (kleine intrazelluläre Parasiten, die durch Zeckenbiss übertragen werden) hervorgerufene Infektionskrankheit. Die Erkrankung ähnelt in manchen Aspekten der Malaria. Außer beim Menschen treten auch bei verschiedenen anderen Säugetieren durch Babesien ausgelöste Erkrankungen auf, beispielsweise bei Hunden (Babesiose des Hundes), Rindern, Schafen, Ziegen und Rehen (siehe Systematik der Babesien). Erreger, Epidemiologie, KlinikErreger der Erkrankung sind, wie Theobald Smith[1] entdeckte, kleine Protozoen der Gattung Babesia. Die Erreger kommen weltweit vor und werden durch Zecken der Familie Ixodidae auf verschiedene Wirbeltiere (z. B. Mäuse, Hunde, Pferde, Rinder) und den Menschen übertragen. In Europa dominieren beim Menschen Infektionen durch Babesia divergens, in den Vereinigten Staaten durch Babesia microti (an der Ostküste und im Mittleren Westen) bzw. Babesia duncani (an der Nordwestküste).[2][3] Babesia microti wird durch dieselbe Zeckenart Ixodes scapularis übertragen, die auch die Erreger der Borreliose und Ehrlichiose überträgt. Babesia divergens wird übertragen vom Gemeinen Holzbock (Ixodes ricinus).[2] Da Babesien die Erythrozyten infizieren, können sie auch durch Bluttransfusion übertragen werden.[4] Aus diesem Grund sind an Babesiose Erkrankte von der Blutspende ausgeschlossen.[5] Die FDA verpflichtet die Blutbanken in 14 Staaten und der Hauptstadt zur Testung der Blutkonserven auf Babesia microti.[6] Auch eine kongenitale Übertragung der Babesien ist möglich.[4] Die Parasiten befallen die Erythrozyten (roten Blutzellen) und führen je nach Parasitendichte zu einer mehr oder minder ausgeprägten Hämolyse. Beim Menschen wird die Erkrankung selten diagnostiziert, was zum Teil sicher daran liegt, dass die Infektion häufig klinisch inapparent verläuft. Im US-Bundesstaat New York wurden in den 20 Jahren zwischen 1970 und 1991 insgesamt nur 136 Erkrankungsfälle registriert, es hatten jedoch in manchen Regionen Neuenglands bis zu 7 % der Bevölkerung Antikörper gegen Babesien.[3][7] 2011 wurden in den USA mit Einführung der Meldepflicht 40.795 Fälle gemeldet, 2019 waren es 50.856 Fälle.[8] Diese Zunahme wird auf die zunehmende Ausbreitung der Babesien in Richtung Norden als Folge der Klimaerwärmung zurückgeführt.[6] Patienten, die einen Immundefekt haben (z. B. bei HIV-Infektion oder nach Splenektomie), zeigen einen sehr viel schwereren und u. U. lebensbedrohlichen Verlauf.[7] Obwohl Babesien als Erreger bei Rindern schon 1888 durch den rumänischen Forscher Victor Babeș entdeckt wurden,[9] datiert der erste wissenschaftlich beschriebene Fall einer menschlichen Erkrankung erst aus dem Jahr 1957.[10][3] DiagnostikDie Diagnose wird durch direkten mikroskopischen Parasitennachweis gestellt (als typisch gelten dabei die allerdings selten zu sehenden „Malteserkreuze“) oder bei niedrigerer Parasitendichte durch den Nachweis des Parasitengenoms mittels Polymerase-Kettenreaktion (PCR). In der Tiermedizin sind chronisch verlaufende Babesiosen bekannt, ebenso die Schwierigkeit, den Erreger nachweisen zu können. Änderungen im Blutbild könnten erste Hinweise auf eine Babesiose geben, doch ist dabei sicherlich auch in der Humanmedizin zu bedenken, dass auch andere Erreger derartige Veränderungen im Blutbild aufweisen können.
Aufgrund der in der Tiermedizin bekannten Schwierigkeiten zum Erregernachweis dürfte zu bedenken sein, dass der Erregernachweis beim Menschen sich ebenso schwierig gestaltet, zumal nur sehr wenig bekannt ist über den chronischen Krankheitsverlauf beim Menschen. Der chronische Verlauf ist in der Veterinärmedizin schon seit Jahren bekannt; weitere Forschung ist dringend notwendig. Es sind derzeit über hundert verschiedene Babesienarten bekannt, einige davon wie Babesia canis gelten als ausschließlich wirtsspezifisch. Aus der Tiermedizin ist bekannt, dass Babesien über die Plazenta von einer infizierten Mutter auf das ungeborene Kind übertragen werden können.[11] BehandlungDie Behandlung der Babesiose des Menschen erfolgt mit Antiparasitika. Es werden folgende Schemata empfohlen:[7][2]
Bei hoher Parasitendichte im Blut oder Immunschwäche kann auch eine Austauschtransfusion erfolgen.[7] Weblinks
Einzelnachweise
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