Arnold Matthias Brunckhorst

Arnold Matthias Brunckhorst, auch Arnold(us) Melchior, Andreas Matthias, Martin oder weitere Varianten; er selbst unterschrieb meist mit Arnoldÿ Matthias Brunckhorst (* um 1670/75 in Celle oder Wietzendorf; † 1725 vermutlich in Hannover) war ein deutscher Komponist und Organist der norddeutschen Orgelschule.

Leben

Brunckhorst war seit 1693 in Hildesheim als Organist zunächst an der Kirche St. Martini, von 1695 bis 1697 dann an St. Andreas tätig. Am 25. September 1697 wurde er vom Herzog Georg Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg zum Organisten der Stadtkirche von Celle berufen. 1720 schließlich wurde er Hoforganist in Hannover, wo er wohl bis zu seinem Tod blieb.

Den Aufzeichnungen zufolge hat sich Brunckhorst neben seiner Leistung als Organist und Komponist auch mit dem Orgelbau beschäftigt, da er an der Erweiterung der Orgeln von Hildesheim und Hannover beteiligt war.

Philipp Spitta[1] und Werner Wolffheim[2] vermuteten, dass Brunckhorst um 1702/03 mit Johann Sebastian Bach in persönlichen Kontakt kam, als dieser in Lüneburg bei der Celler Hofkapelle die französische Hofmusik studierte. Dafür spricht auch, dass Brunckhorsts Klaviersonate in einem Konvolut von Manuskripten überliefert ist,[3] deren Vorlagen der Schreiber Carl August Hartung in Köthen offenbar von Bach erhalten hatte.[4] Auch gilt die Sonate als früher deutscher Beleg für die zweiteilige Sonatensatzform Domenico Scarlattis.[5]

Werke

Präludium in g-Moll, hier: Fuge T. 33–76. Abschrift von Johannes Ringk.

Unter Brunckhorsts vollständigem Namen ist nur ein einziges Orgelwerk, ein Präludium in e-Moll, überliefert. Seit einer stilkritischen Untersuchung von Dietrich Kollmannsperger wird ein früher Nicolaus Bruhns zugeschriebenes Präludium in g-Moll,[6] dessen Autor mit Mons: Prunth. angegeben wird, als weiteres Werk Brunckhorsts angesehen.[7] Daneben sind eine Claviersonate und zwei Kantaten überliefert.

  • Präludium in e-Moll für Orgel[8]
  • Präludium in g-Moll für Orgel[6]
  • Sonata in poco presto A-Dur für Clavier/Cembalo[3]
  • In festo nativitate Christi „Es begab sich aber zu der Zeit“, Weihnachtskantate für 4 Singstimmen und 6 Instrumente[9][10]
  • Partitur Auf Ostern „Und da der Sabbath vergangen war“, Kantate für 4 Singstimmen, Instrumente und Basso continuo[11][12]
  • dem Herzog Georg Wilhelm gewidmete Passionsmusik (verschollen)

Die meisten Manuskripte der Werke befinden sich in der Staatsbibliothek zu Berlin.[13]

Aufnahmen/Tonträger

  • Krevese Gansen-Orgel. Präludium und Fuge e-Moll + Werke von J.S. Bach, Buxtehude, Tunder und Böhm. Dietrich Kollmannsperger. Capriccio 10 506, 1994
  • Adam Matthias Brunckhorst. Opera omnia. Präludium e-Moll, Weihnachts-Historie, Sonate A-Dur, Oster-Historie. musica poetica Freiburg, Hans Bergmann. Hänssler Classic 98.364, 1999.
  • Präludium in g (unter dem Namen Bruhns). Nikolaus Bruhns, Georg Dietrich Leyding: Sämliche Orgelwerke. Friedhelm Flamme. cpo 777 123-2, 2005.
  • Präludium in e. Radeck/Brunckhorst/Steffens/Erich/Ritter/Hanff: Complete Organ Works. Friedhelm Flamme. cpo 777 271-2, 2007.
  • Präludium in e; Präludium in g (unter dem Namen Bruhns). Nicolaus Bruhns: Sämtliche Orgelwerke. Ingo Duwensee. Dabringhaus und Grimm 906 1878-6, 2015.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Philipp Spitta: Johann Sebastian Bach. Band 1. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1873, S. 198 f.; Digitalisat in der Google-Buchsuche.
  2. Werner  Wolffheim: Mitteilungen zur Geschichte der Hofmusik in Celle (1635–1706) und über Arnold M. Brunckhorst. In: Festschrift zum 90. Geburtstage Sr. Exzellenz des wirklichen Geheimen Rates Rochus Freiherrn von Liliencron, Dr. Theol. et phil. überreicht von Vertretern deutscher Musikwissenschaft. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1910, S. 421–439; HathiTrust.
  3. a b RISM ID: 455038336
  4. Andrew Talle: Die „kleine Wirthschafft Rechnung“ von Carl August Hartung. In: Bach-Jahrbuch. 97, 2011, S. 51–80, hier S. 76; DOI:10.13141/bjb.v20111228.
  5. Harro Schmidt, Klaus Beckmann: Brunckhorst, Arnold Matthias. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Personenteil, Band 3 (Bjelinski – Calzabigi). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 2000, ISBN 3-7618-1113-6 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
  6. a b RISM ID: 455038261
  7. Dietrich Kollmannsperger: „Mons. Prunth“. Präludium g-Moll. Eine Neuzuweisung. In: Ars Organi. Jahrgang 54, März 2006, S. 30–31. Zustimmend dazu: Klaus Beckmann: Zur Neuzuweisung des Praeludiums g-Moll di Mons: Prunth. an Arnold Matthias Brunckhorst. In: Ars Organi. Jahrgang 54, 2006, S. 111 f.
  8. RISM ID: 225006522
  9. RISM ID: 452007076, RISM ID: 455026876
  10. Diethard Hellmann (Hrsg.): Arnold Melchior Brunckhorst: Die Weihnachtsgeschichte. Partitur (= Carus 10.008). Hänssler, Stuttgart 1956, Neuauflage: Carus, Stuttgart 1992; carus-verlag.com.
  11. RISM ID: 452007077, RISM ID: 455026844
  12. Diethard Hellmann (Hrsg.): Arnold Melchior Brunckhorst: Die Ostergeschichte nach dem Evangelisten Markus. Kantate. Partitur (= Carus 10.012). Hänssler, Stuttgart 1960, Neuauflage: Carus, Stuttgart 1993; carus-verlag.com.
  13. Arnold M. Brunckhorst im Répertoire International des Sources Musicales (RISM)