Zuvor war er von Februar 2016 bis Ende 2022 Präsident des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Er übte das Amt seit dem 18. Oktober 2022 nicht mehr aus, da ihm BundesinnenministerinNancy Faeser im Zuge der BSI-Affäre im Zusammenhang mit Russlandkontakten des von ihm mitbegründeten Vereins Cyber-Sicherheitsrat Deutschland, dessen Vorsitzender er bis 2016 gewesen war und zu dem er weiter Verbindung hielt, die Führung der Dienstgeschäfte untersagt hatte. Die Vorwürfe gegen Schönbohm erwiesen sich später als unbegründet.
Schönbohm hat eine Klage gegen Faeser und das Bundesinnenministerium eingereicht.[4]
Arne Schönbohm ist der Sohn des Generalleutnants und CDU-Politikers Jörg Schönbohm (1937–2019)[5] sowie der Neffe von Wulf Schönbohm (1941–2021) Er studierte Internationales Management in Dortmund, London und Taipeh und ist Diplom-Betriebswirt. Er war im Anschluss von 1995 bis 2008 bei EADS, unter anderem als Vice President Commercial and Defence Solutions tätig. Im Juni 2008 gründete er eine Beratungsgesellschaft mit dem Namen „Schönbohm Consulting“. Er war Vorstandsmitglied der BSS BuCET Shared Services AG. Seit Juli 2024 ist er Honorarprofessor am Institut für Sicherheitsforschung der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.[6]
Am 1. Februar 2016 wurde Schönbohm auf Vorschlag des damaligen Bundesinnenministers Thomas de Maizière zum Präsidenten des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik ernannt.[5][7][8]
In einem Bericht des ZDF Magazin Royale am 7. Oktober 2022 wurde Schönbohms Tätigkeit als Präsident und Gründer des privaten Vereins Cyber-Sicherheitsrat Deutschland kritisiert. Als Reaktion auf diese so genannte BSI-Affäre verbot ihm Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) am 18. Oktober 2022 die Führung seiner Dienstgeschäfte und stellte ihn frei.[9][10][11] Zum 1. Januar 2023 wurde er an die Bundesakademie für öffentliche Verwaltung versetzt.[12] Im Mai 2023 soll das Bundesinnenministerium nach exklusiven Medienberichten von Business Insider bekannt gegeben haben, dass diese unbegründet gewesen seien.[13][14] Die Vorwürfe hätten sich nicht erhärtet.[15] Zu einem von Schönbohm selbst angeregten Disziplinarverfahren kam es nicht.[15] Im August 2023 forderte Schönbohm vom ZDF als Sender des ZDF Magazin Royale eine „Wiedergutmachung“ in Höhe von 100.000 Euro.[16] Das erstinstanzliche Urteil des Landgerichts München I versagte die Geldentschädigung, untersagte jedoch vier Aussagen.[17] Ebenso Ende August 2023 wurde beim Verwaltungsgericht Köln Klage gegen das Bundesinnenministerium auf Schadensersatz für die Absetzung durch Bundesinnenministerin Faeser wegen Verstoßes gegen die beamtenrechtliche Fürsorgepflicht, die Verschleppung der Vorermittlungen zu einem möglichen Disziplinarverfahren und wegen Mobbings erhoben.[18]
Kritik
2016 kritisierten der Grünen-Politiker Konstantin von Notz sowie Datenschützer und Computerexperten Schönbohms Ernennung zum Präsidenten des Bundesamtes, da er als Gründer und Vorsitzender der Lobbyorganisation Cyber-Sicherheitsrat Deutschland mit Unternehmen wie dem TÜV, Commerzbank, IBM, der Waffensparte von EADS und IT-Sicherheitsfirmen wie Kaspersky kooperierte, die das BSI kontrollieren soll.[19][20] Schönbohm ist der erste Betriebswirt in diesem Amt, seine Vorgänger waren Physiker, Mathematiker und Kryptologen. Der Cybertheoretiker Sandro Gaycken urteilte über Schönbohm: „Seine technische Kompetenz geht gegen null.“[21] Das ARD-Magazin Kontraste berichtete im Juni 2019 über Verbindungen des u. a. von Schönbohm gegründeten Vereins zum russischen Inlandsgeheimdienst FSB.[22]
Arne Schönbohm ist Vater von drei Kindern[29] und der Sohn von Jörg Schönbohm, einem ehemaligen deutscher Politiker (CDU) und Generalleutnant a. D. des Heeres der Bundeswehr.
Veröffentlichungen
Deutschlands Sicherheit. Verlags-Haus Monsenstein und Vannerdat, Münster 2010, ISBN 978-3-86991-024-6.
Deutschlands Sicherheit: Cybercrime und Cyberwar. Verlags-Haus Monsenstein und Vannerdat, Münster 2011, ISBN 978-3-86991-333-9.
↑Präsidium Kurzvita. In: cybersicherheitsrat.de. Cyber-Sicherheitsrat Deutschland e. V., archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. Dezember 2015; abgerufen am 23. Dezember 2015.
↑Marcel Rosenbach, Patrick Beuth: Bundesinnenministerium stellt BSI-Präsident Arne Schönbohm frei. In: Der Spiegel. 18. Oktober 2022, ISSN2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 24. November 2022]).
↑Benedikt Fuest, Alexej Hock, Alexander Nabert: Im Ringen mit Faeser dreht Schönbohm jetzt den Spieß um. In: DIE WELT. 20. Oktober 2022 (welt.de [abgerufen am 23. Oktober 2022] zugriffsbeschränkt).
↑Georg Heil, Andrea Becker, Michael Götschenberg: Brisante Kontakte nach Russland. In: tagesschau.de. 6. Juni 2019, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. Juni 2019; abgerufen am 11. Oktober 2022.
↑Über uns. In: sicher-im-netz.de. 27. November 2018, abgerufen am 27. November 2018.
↑Organisation. In: Center for Research in Security and Privacy. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. November 2018; abgerufen am 27. November 2018.
↑Beirat. 27. November 2018, abgerufen am 27. November 2018.