Die Apothekerstraße ist eine 600 Meter lange historische Straße in Schwerin im Westen der Schelfstadt. Sie führt in Nord-Süd-Richtung vom Schweinemarkt und von der Mühlenstraße bis zur Körnerstraße / Pfaffenstraße.
Die Neben- und Anschlussstraßen wurden benannt als Schweinemarkt (1844) nach dem Markt (zuvor Pferdemarkt), Mühlenstraße nach einer früheren Mühle, August-Bebel-Straße (nach 1945) nach dem Politiker (SPD) August Bebel (1840–1913), Begründer der deutschen Sozialdemokratie (zuvor Marie Straße), Röntgenstraße nach dem Physiker Wilhelm Conrad Röntgen (1845–1923) (zuvor 3. Wasserstraße), Gaußstraße nach dem Mathematiker, Astronom, Geodät und Physiker Carl Friedrich Gauß (1777–1855) (zuvor 2. Wasserstraße), Körnerstraße nach dem Dichter, Schriftsteller und Freiheitskämpfer Theodor Körner (1791–1813) (zuvor 1. Wasserstraße) und Pfaffenstraße nach den Pfaffen = Pastoren, die diesen Weg zum Schweriner Dom nutzten.
Geschichte
Name
Die Apothekerstraße wurde im 18. Jahrhundert nach den Apothekergärten des altstädtischen Hofapothekers benannt. Die Gärten befanden sich um das Gelände des Fridericianum Schwerin.
Entwicklung
Die Schelfstadt, ursprünglich die Schelfe, seit 1349 auch Neustadt, entwickelte sich seit dem 11. Jahrhundert als zunächst selbstständiger Ort und ab 1705 als Stadt.
Die selbstständige Schelfstadt wurde 1832 mit der Altstadt Schwerin vereinigt. Nachdem 1837 Großherzog Paul Friedrich den herzoglichen Hof von Ludwigslust nach Schwerin verlegt hatte, erweiterte sich die Stadt auch nach Norden. Vor 1840 gingen die Gärten der Apothekerstraße noch bis zum Pfaffenteich. Hofbaumeister Georg Adolf Demmler begann um 1840 mit der Begradigung des Pfaffenteichufers. Ab den 1870er Jahren entstand die Bebauung am Ostufer (heute August-Bebel-Straße).
An der Straße stehen zumeist zwei- bis dreigeschossige Gebäude. Die mit (D) gekennzeichneten Häuser stehen unter Denkmalschutz.[1]
Das Straßenpflaster (D)
Nr. 1: 2-gesch. verputztes Wohnhaus mit Büros (D)
Nr. 3: 1-gesch. Wohnhaus (D) mit Fachwerk
Nr. 5: 2-gesch. verputztes Wohnhaus
Nr. 10: 3-gesch. Wohnhaus mit Straßenfassade (D) und Mezzaningeschoss; heute Kurzzeitpflegeeinrichtung der Volkssolidarität in Schwerin
Nr. 12: 2-gesch. Wohnhaus von 1750 mit später überformtem Zwerchgiebel, 1866 wurde die Fachwerkwand zur Apothekerstraße durch eine Steinwand ersetzt; um 2000 saniert[2]
Nr. 13: 3-gesch. Wohnhaus (D)
Nr. 16: 2-gesch. Wohnhaus (D) als Fachwerkhaus
Nr. 21, Ecke Röntgenstraße: 3-gesch. Wohneckhaus mit Giebelrisalit
Nr. 28: 2-gesch. Wohnhaus mit Mezzaningeschoss
Nr. 29: 2-gesch. Wohnhaus mit zwei Giebelrisaliten
Nr. 30: 2-gesch. Wohnhaus (D) als Fachwerkhaus, zeitweise wohnte hier (1837) der Maler Gaston Lenthe (1805–1860)
Nr. 32: 2-gesch. Wohnhaus; denkmalgeschützte Haustür (D)
Nr. 34: 1-gesch. Wohnhaus; Original Fassade von nach 1799
Nr. 35: 2-gesch. Anbau für Fachklassen des Fridericianums von 1908
Nr. 36: 2-gesch. Flügelanbau mit Bohlenbinderkonstruktion (D) hinter 4-gesch. einfachem Wohnhaus
Nr. 38: 2-gesch. Wohnhaus mit Büros (D)
Nr. 40: 3-gesch. Wohn- und Geschäftshaus von um 1863 (D) mit Vereinsraum des Guttemplerordens; saniert 2001 nach Plänen von Ines und Detlef Junker
Nr. 41: 2- gesch. barockes Wohnhaus von 1747 mit Mansarddach und einer Bohlenbinderkonstruktion; im 1-gesch. Nebenhaus blieb eine offene Herdstelle erhalten; nach 2000 saniert.[3] Sitz der Stiftung Kirchgemeindliche Arbeit in Schwerin
Nr. 43: 2-gesch. verputztes Wohnhaus mit Büros (D)
Nr. 45: 1-gesch. Wohnhaus (D)
Nr. 46: 3-gesch. Wohnhaus im Stil der Gründerzeit
Nr. 48: 3-gesch. ehem. Vereinshaus von 1893 (D), heute: Bildungsstätte und Begegnungszentrum des Diakonischen Werks Mecklenburg-Vorpommern
mit 1-gesch. stadtgeschichtlich bedeutsamem Saalanbau (Wichernsaal) (D), einst Tagungsort der mecklenburgischen Synode und Probenraum des Sinfonieorchesters; um 2018/19 mit EU-Mitteln saniert
Körnerstraße Nr. 7: 2-gesch. Stephanusstift mit Flügelanbau von 1710 (D) als Fachwerkhaus; heute Evangelisches Pfarramt, 1992 saniert nach Plänen von Heidrun von Gusnar (Kühlungsborn)
Körnerstraße Nr. 11: 3-gesch. Wohn- und Geschäftshaus im Stil der Gründerzeit
Denkmale, Gedenken
Bronzeskulptur Sauengruppe mit Ferkel auf dem Schweinemarkt, 1995 von Hans-Werner Könecke
Wilhelm Jesse: Geschichte der Stadt Schwerin. Von den ersten Anfängen bis zur Gegenwart. Bärensprung’sche Hofbuchdruckerei, Schwerin 1913/1920; Reprints der beiden Ausgaben als Band 1 und Band 2, Verlag Stock und Stein, Schwerin 1995, ISBN 3-910179-38-X.
Dieter Greve: Schweriner Straßennamen. Ihre Herkunft und Bedeutung. Hg.: Landeshauptstadt Schwerin, Kataster- und Vermessungsamt, Schwerin 2014, ISBN 978-3-9805165-5-6.
Amt für Bauen, Denkmalpflege und Naturschutz: 300 Jahre Schelfstadt – 15 Jahre Stadterneuerung. Schwerin 2006.