Anton Möller (* 16. Juli1864 in Schönborn; † 6. April1927 in Varnsdorf) war ein deutsch-böhmischer Baumeister und Architekt, der zahlreiche Kirchengebäude und Schlachthofbauten geschaffen hat. Seine Entwürfe verbinden den Historismus mit dem Jugendstil. Viele seiner Gebäude stehen derzeit unter Denkmalschutz.[1][2]
Anton Möller wurde in Schönborn (Krásná Studánka, jetzt OT von Liberec) geboren. Über seine Ausbildung ist nichts bekannt. Im Jahr 1888 heiratete er Frau Anna Franziska Görlach (* 17. Mai 1866 in Friedland (Frýdlant); † 7. Dezember 1938 in Varnsdorf). Gemeinsam wohnten sie zunächst in Gablonz an der Neiße (Jablonec nad Nisou) und ab 1890 in Warnsdorf (Varnsdorf, Pražská 1303). Sie hatten insgesamt vier Kinder: Adrienne Antonia (* 1889), Emil Wilhelm (* 1891), Maria Franziska (* 1897) und Anna Elisabeth (* 1899). Möller lebte und arbeitete dann bis zu seinem Tode in Varnsdorf, zunächst als Abteilungsleiter im städtischen Bauamt und ab 1920 als Stadtbaudirektor, insgesamt 35 Jahre lang.
Nach seinen Plänen wurden zunächst drei Schulen in Varnsdorf und eine in Zwickau in Böhmen (Cvikov) gebaut. Außerdem beaufsichtigte er in den Jahren 1904–1911 die Bauarbeiten bei der Regulierung der Mandau und bei der Erweiterung des städtischen Abwassersystems sowie die Pflasterung der Hauptstraße von Warnsdorf (heute Varnsdorf, Národní ul.). Er entwarf die meisten großen Mandau-Brücken in der Stadt sowie Repräsentationsbauten, medizinische Einrichtungen (z. B. eine Augenklinik und ein Krankenhaus) und ein Denkmal für die Opfer des preußisch-österreichischen Krieges. Im Jahr 1899 legte er den Entwurf für einen modernen Schlachthof in Warnsdorf vor, der als „Modellprojekt“ für den Bau einer Reihe von weiteren, etwa 24 Schlachthöfen im damaligen Österreich-Ungarn diente, z. B. in Graslitz (Kraslice), Böhmisch-Leipa (Česká Lípa), Jablonec nad Nisou und auch in Neugersdorf in Sachsen. Er erarbeitete außerdem die Entwürfe für mehrere Villen in Warnsdorf.
Während des Ersten Weltkriegs übernahm Möller zusätzliche öffentliche Dienstaufgaben und war als Organisator der Kriegsküche sowie der öffentlichen Lebensmittel- und Spendensammlungen tätig. Er war ein treudienender Bürger der österreichisch-ungarischen Monarchie und über deren Untergang sehr verbittert. Er starb 1927 in seiner Villa an der Zuckerkrankheit und wurde auf dem Friedhof in Warnsdorf beigesetzt.[3][4]
Bauten
Hier eine Auswahl seiner Bauten: DS= unter Denkmalschutz
1899: Komplex des städtischen Schlachthofs in Varnsdorf (Plzeňská, Varnsdorf, abgerissen)[5]
1903–1904: Städtischer Schlachthof in Graslitz (Kraslice) (DS)
1899–1901: Städtischer Schlachthof in Böhmisch-Leipa – Česká Lípa, Dubická 957/75 - U Jatek
1900–1901: Erweiterung des städtischen Schlachthofs in Jablonec nad Nisou (abgerissen)
1904: Ausflugsrestaurant und Aussichtsturm (Burgbergswarte) in Varnsdorf, Hrádek 1726 (DS)[6][7][8]
1909–1911: Kapelle des hl. Josef in Rybniště (Teichstatt)[11]
1912: Kirche des hl. Karl Borromäus in Mokřiny (Nassengrub bei Asch)
1912–1913: Kirche Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz mit dem Dominikanerkloster in Pilsen – Plzeň, Východní Předměstí, Jiráskovo náměstí 814/30 – zusammen mit Eduard Sochor (1862–1947) (DS)
1914–1915: Kirche des hl. Johannes von Nepomuk in der Linzer Vorstadt von Budweis – České Budějovice, B. Němcové (DS)
1915–1919: Kirche des hl. Bonifatius in Dolní Hanychov (Niderhainichen), jetzt OT von Liberec (DS)[12]
1914–1925: Kirche St. Peter und Paul in Rotava (Rothau bei Graslitz)[13]
Bildergalerie
Rest des städtischen Schlachthofs in Varnsdorf
Städtischer Schlachthof in Graslitz
Burgbergswarte in Varnsdorf
Kirche des hl. Karl Borromäus in Varnsdorf
Schule in Cvikov
Aussichtsturm auf dem Kohout
Kirche in Rybnište
Kirche des hl. Karl Borromäus in Mokřiny bei Asch
Kirche Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz in Pilsen
Nepomuk-Kirche in Budweis
Bonifatiuskirche in Dolný Hanychov (Liberec)
Kirche in Rothau
Literatur
Josef Wohlfart: Když lidé mlčí, kameny hovoří. Varnsdorfský stavitel Anton Möller (Wenn Menschen schweigen, sprechen Steine. Der Warnsdorfer Baumeister Anton Möller), Mandava, 2011, S. 16–18 (tschech.)
Lukáš Beran: Vladislava Valchářová: Industriál Libereckého kraje. Technické stavby a průmyslová architektura (Industrie in der Reichenberger Region. Technische Bauten und Industriearchitektur), Prag, 2007, 288 S. (tschech.)
Lumír Zenkl: Anton Möller, projektant kostela sv. Jana Nepomuckého v Českých Budějovicích (Anton Möller, der Projektant der Nepomuk-Kirche in Budweis). Mandava. Jahrbuch des Freundeskreises des Varnsdorfer Museums 2018–2019, Muzeum Varnsdorf, 2019, S. 120–130 (tschech.)