Anna Maria Mozart

Rosa Hagenauer-Barducci: Anna Maria Mozart, ca. 1775

Anna Maria Walburga Pertl (* 25. Dezember 1720 in Sankt Gilgen;[1]3. Juli 1778 in Paris) war die Gattin von Leopold Mozart und Mutter von Maria Anna und Wolfgang Amadeus Mozart.

Leben

Herkunft

Anna Maria Walburga Pertl kam im Pfleggericht St. Gilgen (Ischlerstraße 15, 5340 St. Gilgen) zur Welt und wurde anschließend in der alten gotischen Vikariatskirche zum hl. Ägidius von Vikar (1716–1722) Franz Anton Kaltbruner getauft. Taufpatin war D. Gertrud Seӱwalt, offenbar eine Verwalterin beim Salzburger Domkapitel und am Stift St. Peter, und Gastgeberin in Strobl. Ihre Mutter hatte noch am 22. Dezember 1720, also drei Tage bevor sie selber niederkam, bei der Taufe des neugeborenen Zwillings der Eltern Baumgarthner als Patin fungiert.[1]

Anna Marias Mutter Eva Rosina Barbara Pertl, geborene Altmann, verwitwete Puxbaum (1681–1755), war die Tochter des aus Wien gebürtigen „k.k. geschworenen Notarius“ Dominik Altmann (1636–~1702). Anna Marias Vater, Wolfgang Nikolaus Pertl (1667–1724), stammte aus einer ländlichen Familie, hatte aber ein Jus-Studium in Salzburg absolviert. Während seiner Studienzeit trat er als Bass-Solist in den Schuldramen an der Paris-Lodron-Universität auf. Außerdem wirkte er als Choralist am Stift St. Peter und erteilte auch Gesangsunterricht. Nach seiner Ernennung zum erzbischöflich salzburgischen Pflegekommissarius residierte er zunächst im alten Schloss Hüttenstein am Krotensee zwischen Mondsee und Abersee und bezog dann eine Wohnung im neu errichteten Amtshaus in der Ischlerstraße 15 in St. Gilgen, dem heutigen Bezirksgericht, wo auch Anna Maria geboren wurde. Als der Vater vier Jahre nach ihrer Geburt starb, ließ er die Familie mit erheblichen Schulden zurück. 1724 zog die Witwe Eva Rosina Barbara Pertl mit ihren Töchtern Anna Maria Walburg und Maria Rosina Erntrudis (* 24. August 1719)[2] nach Salzburg, wo sie in ärmlichen Verhältnissen wohnen mussten.

Mit Leopold Mozart

Am 21. November 1747 heiratete Anna Maria den „Hof- und Cammer-Componisten“ Leopold Mozart in Salzburg. Am Donnerstag, den 19. Oktober 1747 hatten sie sich in der Vikariatskirche Aigen verlobt,[3] also ca. ein Monat vor ihrer Trauung im Salzburger Dom. Mit ihm hatte sie sieben Kinder: Johannes Leopold Joachim (* 1748, starb im sechsten Lebensmonat), Maria Anna Cordula (* 1749, wurde sechs Tage alt), Maria Anna Nepomucena Walburga (* 1750, starb im dritten Lebensmonat), Maria Anna Walburga Ignatiadie Nannerl (* 1751, wurde 78 Jahre alt), Johann Bap. Karl Amadeus (* 1752, wurde nicht ganz drei Monate alt), Maria Crescentia Franziska de Paula (* 1754, starb im zweiten Lebensmonat) und Johannes Chrysostomos Wolfgang Theophil – als Kind der Wolferl oder Wolfgangerl (* 1756, starb im 36. Lebensjahr).[4]

Anna Maria Mozart verfügte ebenfalls über musikalisches Talent und hatte bei der Förderung ihrer Kinder starken Einfluss.

Mit Wolfgang Amadé in Paris

Erinnerungstafel am Haus in der 8 rue du Sentier (früher rue du Gros Chenest) in Paris: „W. A. Mozart und seine Mutter Maria wohnten hier im Jahre 1778. Sie starb hier am 3. Juli“
Erinnerungstafel in der Pfarrkirche St-Eustache de Paris

Anna Maria Mozart begleitete Wolfgang Amadé bei seiner Städtereise (1777–1781) nach Paris, wo sie in ihrem 58. Lebensjahr überraschend starb. Zweck dieser Reise war die Suche nach einer vorteilhaften Anstellung für ihren Sohn gewesen. Seinem Vater Leopold war für diese Reise kein Urlaub gewährt worden, deswegen begleitete sie ihn.

Anna Maria Mozart war im Gasthaus Auberge des Quatre Fils Aymon (rue du Gros Chenest) in Paris 14 Tage krank gewesen, hatte dabei Fieber, Durchfall, Kopfschmerzen. Sie phantasierte, konnte kaum noch sprechen und verlor das Gehör, „so daß man schreÿen“ musste.[5] Laut Angaben ihre Sohnes verstarb sie am 3. Juli 1778 um 22:21 Uhr.[6] Mozarts Mutter wurde auf dem Friedhof der Kirche Saint-Eustache in Paris beigesetzt. Die Stelle, wo das Grab einmal war, ist nicht mehr bekannt.

Der Tod der Mutter erschütterte Mozart tief. Mehrere bis heute berühmte Briefe, die Mozart aus Paris an seinen Vater schrieb, behandeln dieses tragische Ereignis.

In Sankt Gilgen erinnert das Mozarthaus an die Familie Mozart.

Literatur

  • Anja Morgenstern, Eva Neumayr (Hrsg.): mater celeberr. Mozart. Anna Maria Mozart zum 300. Geburtstag. Hollitzer Verlag, Wien 2023, ISBN 978-3-99094-029-7.
  • Ingo Reiffenstein (Hrsg.): Fort mit Dir nach Paris! Mozart und seine Mutter auf der Reise nach Paris. Salzburg, Wien 2005, ISBN 3-902497-01-7
  • Wilhelm A. Bauer, Otto Erich Deutsch (Hrsg.): Mozart. Briefe und Aufzeichnungen. Gesamtausgabe in 7 Bänden, hrsg. von der Internationalen Stiftung Mozarteum Salzburg, Kassel u. a. 1962 ff., ISBN 3-7618-1749-5. (Taschenbuchausgabe mit Band VIII. Einführung und Ergänzungen. Deutscher Taschenbuch Verlag, München, 2005, ISBN 3-423-59076-9).
  • Eva Rieger: Maria Anna Mozart (1751–1829): „Ich habe mit recht verwundert, daß Du so schön componiren kanst“. In: Luise F. Pusch: Schwestern berühmter Männer: Zwölf biographische Portraits. Insel, Frankfurt am Main 1985 (= Insel Taschenbuch. Band 796), S. 123–154.
  • Eva Rieger: … denn umsonst ist der Tod, und dieser nicht einmal: Maria Anna Mozart. In: Luise Pusch (Hrsg.): Mütter berühmter Männer: zwölf biographische Portraits. Insel, Frankfurt/Main 1994, ISBN 3-458-33056-9, S. 71–100.
  • Erich Schenk: Mozarts mütterliche Familie. In: Erich Schenk (Hrsg.), Bericht über die musikwissenschaftliche Tagung der internationalen Stiftung Mozarteum in Salzburg, 2. bis 5. August 1931, Leipzig 1932, S. 45–68.
  • Erich Schenk: Mozarts Salzburger Vorfahren. In: Mozart-Jahrbuch 3 (1929), S. 83–105.
  • Oskar Seidlin: Eine Brief-Interpretation. In: Musica 24,2 (1977), S. 71–100.
  • Erich Valentin: "Madame Mutter": Anna Maria Walburga Mozart (1720–1778). Deutsche Mozart-Gesellschaft, Augsburg 1991.
  • Erich Valentin: Madame Mutter: Zu Ehren der Mutter Mozarts. In: Acta Mozartiana 22,4 (1976), S. 57–64.
  • Marianne Winterstein: Anna Maria und Nannerl Mozart. Zwei Frauen um Wolfgang Amadeus Mozart. Eugen Salzer, Heilbronn 1991; 2. Aufl., Rosenheimer, Rosenheim 2000, ISBN 3-475-52990-4.
Commons: Anna Maria Mozart – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Literatur von und über Anna Maria Mozart im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Gerhard Walterskirchen: Anna Maria Mozart, geborene Pertl. In: Katalog der Salzburger Landesausstellung. Land Salzburg in Zusammenarbeit mit der Internationalen Stiftung Mozarteum. Redaktion Rudolph Angermüller und Geneviève Geffray, 1991, S. 22, abgerufen am 14. Mai 2013 (Aus: Mozart. Bilder und Klänge. Katalog der Salzburger Landesausstellung im Schloß Kleßheim in Salzburg vom 23. März bis 3. November 1991).
  • Steve Boerner: Anna Maria Mozart. In: The Mozart Project. 8. November 1997, archiviert vom Original am 17. Juli 2011; abgerufen am 14. Mai 2013 (englisch).

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. a b Taufbuch - TFBIII | St. Gilgen | Salzburg, rk. Diözese | Österreich | Matricula Online. Abgerufen am 1. November 2017.
  2. Digitalisat
  3. Heinz Schuler: Die Hochzeit der Eltern Mozarts. Eine Quellenstudie. In: Acta Mozartiana 28, Jg. 1981, S. 3–11.
  4. Joannes Leopoldus Joachimus (* 18. August 1748; † 2. Februar 1749), Maria Anna Cordula (* 18. Juni 1749; † 24. Juni 1749), Maria Anna Nepomucena Walburgis (* 13. Mai 1750; † 29. Juli 1750), Maria Anna Walburga Ignatia Mozart (* 30. Juli 1751; † 29. Oktober 1829 in Salzburg), Joannes Carolus Amadeus (* 4. November 1752; † 2. Februar 1753), Maria Crescentia Francisca de Paula (* 9. Mai 1754; † 27. Juni 1754) und Joannes Chrysostomus Wolfgangus Theophilus (27. Jänner 1756; † 5. Dezember 1791 in Wien). In: AES, Eintragungen in Tauf- und Sterbebücher der Salzburger Dompfarre. Siehe: [1], aufgerufen am 14. März 2017.
  5. Salzburg, Internationale Stiftung Mozarteum: Brief Wolfgang Amadé Mozarts an seinen Vater. In: Mozart Briefe und Dokumente – Online-Edition, [2], Paris am 3. Juli 1778.
  6. Salzburg, Internationale Stiftung Mozarteum: Brief Wolfgang Amadé Mozarts an Abbé Joseph Bullinger in Salzburg. In: Mozart Briefe und Dokumente – Online-Edition, [3], Paris am 3. Juli 1778.