Andreas Schlagenhaufer

Andreas Schlagenhaufer (* 1941 in Söllitz Gemeinde Trausnitz) ist ein römisch-katholischer Priester und Umweltaktivist gegen die atomare Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf (WAA) in Bayern.

Leben und Wirken

Schlagenhaufer war von 1963 bis 1969 im Priesterseminar in Regensburg und wurde 1969 zum Priester geweiht. Er war Kaplan in Lappersdorf und danach 34 Jahre Pfarrer in Kohlberg. Als Ruhestandsgeistlicher zog er 2012 nach Regenstauf.[1]

Schlagenhaufer trat in die CSU ein und hatte zunächst eine positive Einstellung zur Kernenergie. Ein enttäuschendes Gespräch mit Gustl Lang brachte ihn dazu, sich zu engagieren und 1985 der Bürgerinitiative (BI) beizutreten. In der BI übernahm er häufig die Rolle des Redners und kam nach dem WAA-Aus 1990 in den Vorstand. Er war Sprecher des „Dachverbandes der Bürgerinitiativen in der Oberpfalz gegen die Errichtung von atomaren Anlagen“.[2] Während sich die meisten anderen Bürgerinitiativen der Oberpfalz nach dem WAA-Ende in den 90ern auflösten, blieb Schlagenhaufer bei der BI Weiden-Neustadt aktiv, auch wenn ihm sein Einsatz mehrere Vorladungen beim Bischof einbrachten.[3]

Kirchenkritische Haltung

"Revoluzzer"[4] Schlagenhaufer engagierte sich beim "Aktionskreis Regensburg" (AKR), da er gespürt habe, "dass das Konzil nicht umgesetzt wird." Er war zeitweise Chefredakteur der AKR-Zeitschrift "Pipeline", was 2004 zu einer Auseinandersetzung mit Bischof Gerhard Ludwig Müller führte.[5][6]

Beim Thema Frauen in der Kirche ist Schlagenhaufer der Meinung, dass es von Jesus so gedacht war, „dass Frauen gleichberechtigt sind. Das müsste die katholische Kirche umsetzen, damit Frauen die gleichen Positionen besetzen können wie Männer“.[7]

Widerstand gegen die WAA

Franziskus-Marterl
Dank-Denkmal der ökumenischen Marterlgemeinde

Andreas Schlagenhaufer war zunächst vom positiven Nutzen der Kernenergie überzeugt. Als die atomare Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf (WAA) nahe seiner oberpfälzischen Heimat gebaut werden sollte, änderte sich diese Einstellung und er begann, sich gegen die WAA zu engagieren.

"Das (Gewissen) war für mich auch das Entscheidende, dass ich gewusst habe, ich muss mich engagieren, egal ob ich (von der Kirchenleitung) dafür gelobt werde oder nicht. Weil ich eben gemerkt habe, es geht um das Leben. Das Leben wird hier geschädigt, massiv geschädigt."[8]

Schlagenhaufer wurde schon bei der Räumung des ersten Hüttendorfes 1985 am WAA-Baugelände festgenommen, fotografiert und in die BGS-Kaserne nach Nabburg gebracht. Er war nicht nur häufig am Baugelände, sondern versuchte auch gemeinsam mit anderen, seine Position zur WAA gegenüber dem Regensburger Bischof und im Regensburger Bistumsblatt darzustellen. Er hätte sogar seine Suspendierung riskiert.[9]

Wegen seiner Anti-WAA-Haltung und seines Einsatzes wurde Schlagenhaufer mehrmals vom damaligen Diözesanbischof Manfred Müller ins Ordinariat zitiert und gemaßregelt.[10]

WAA-Pfarrer beim Franziskus-Marterl

Die Pfarrer Andreas Schlagenhaufer, Leo Feichtmeier und Richard Salzl gelten als Schlüsselfiguren des christlichen Widerstands gegen die WAA und hielten u. a. die sonntäglichen Andachten am Franziskus-Marterl.[11][12]

Pfarrer Schlagenhaufer betete 1986 für die gequälte Natur und für den Regensburger Bischof: „Unser Bischof hat gesagt, jeder Stein, der geworfen wird, verletzt den Frieden. Das ist wahr. Auch jeder Baum, der unsinnigerweise gerodet wird, trifft den Frieden. Auch das ist wahr. Warum sagt unser Bischof nicht die ganze Wahrheit? Wenn er nur das eine betont, betreibt er mit das Geschäftsinteresse der am Kapital orientierten Atomindustrie.“[13]

Dokumentationen

  • Schwandorf: 30 Jahre Ende der WAA[14]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Pfarrer Andreas Schlagenhaufer spricht über Abschied, christliche Werte und politisches ...: "Ich bin ja nicht aus der Welt" Interview mit Andreas Schlagenhaufer in: Onetz vom 24. August 2012
  2. Atomgegner weiter wachsam - Die BI gegen Atomanlagen beobachtet die Suche nach einem Endlager. auf Onetz vom 24. März 2019
  3. „Ihr wart dabei“ – Bürgerinitiative ehrt Brigitte Hese und Andreas Schlagenhaufer. (Memento vom 21. Juli 2014 im Internet Archive) In: OberpfalzNetz, 26. Januar 2013.
  4. Pfarrer Andreas Schlagenhaufer stößt noch immer Türen auf in: Onetz vom 4. August 2019
  5. Bischof Müller droht Pfarrern in: Münchner Merkur vom 9. April 2009?
    "Galgenfrist" für Querdenker in: Münchner Merkur vom 19. April 2009?
  6. Reuige Pfarrer: Streit mit Bischof nach rund sechs Wochen beigelegt: Schlagenhaufer gibt nach auf Onetz vom 16. Juli 2004
  7. Pfarrer Andreas Schlagenhaufer nimmt beim Frauenbund kein Blatt vor den Mund - Ehrungen: Makel der männlichen Dominanz auf Onetz vom 15. Oktober 2011
  8. Zeitzeugeninterview mit Andreas Schlagenhaufer auf HdBG 2014
  9. "Widerstand - zäh und hartnäckig" - Interview mit Pfarrer Andreas Schlagenhaufer (PDF; 19 MB) in: Radi Aktiv vom 6/1986 S. 65f.
  10. „Ihr wart dabei“ – Bürgerinitiative ehrt Brigitte Hese und Andreas Schlagenhaufer. (Memento vom 21. Juli 2014 im Internet Archive) In: OberpfalzNetz, 26. Januar 2013.
    Zeitzeugeninterviews mit Andreas Schlagenhaufer (HdBG): Interview 1, Interview 2, Interview 3
  11. Das Franziskusmarterl bei Wackersdorf. 3D-Scan eines Objekts des Widerstands auf Freilandmuseum Oberpfalz
  12. Christlicher Widerstand (Foto: "Drei profilierte Vertreter des christlichen Widerstands gegen die WAA am Marterl") auf Kultur gegen die WAA
  13. „Das ist Krieg gegen die Oberpfalz“ - In der Bevölkerung hält der Zorn an in: Die Zeit vom 4. April 1986
  14. Schwandorf: 30 Jahre Ende der WAA auf Oberpfalz TV vom 2. Mai 2019, 1 Min
  15. WAAhnsinn auf YouTube ab Min 47