Andreas Likourinos

Andreas Likourinos (griechisch Ανδρέας Λυκουρίνος, * 1929 in Kallithea; † 5. September 1943 in Kesariani) war das jüngste bekannte hingerichtete Mitglied des griechischen Widerstands gegen die deutsche Besatzung.

Leben

Andreas Likourinos leistete als 14-jähriger Schüler Kurierdienste zwischen verschiedenen Einheiten der linken Widerstandsbewegung EAM. Er wurde aufgrund einer Denunziation am 13. Mai 1943 in Kallithea verhaftet, als er einen Befehl aus einem anderen Sektor der griechischen Hauptstadt Athen überbrachte. Im Gestapo-Gefängnis in der Athener Merlinstraße wurde er gefoltert und dann ins Konzentrationslager Chaidari bei Athen verbracht.

Am 5. September wurde er mit sieben anderen Widerstandskämpfern nach Kesariani verbracht und ohne Prozess erschossen.

Von dem Lastwagen, der die acht Gefangenen durch Athen zur Hinrichtung transportierte, warf er eine schriftliche Mitteilung an seinen Vater, die von Passanten aufgehoben wurde:

„Papa!
Sie bringen mich nach Kesariani für die Hinrichtung, zusammen mit sieben anderen Verhafteten … [es folgen Namen und Vornamen]
Ich bitte Dich sehr, verständige ihre Familien. Betrübe Dich nicht. Ich sterbe für die Freiheit und das Vaterland.
Andreas[1]

Künstlerische Rezeption

Der italienische Komponist Luigi Nono wählte für den Text seines 1956 geschriebenen Chorwerkes Il canto sospeso aus dem Sammelband Lettere di condannati a morte della Resistenza Europea zehn Abschiedsbriefe von Frauen, Männern und Jugendlichen – unter anderem auch den Brief von Andreas Likourinos.[2]

Das Lesen des Abschiedsbriefs von Andreas Likourinos war Teil der Konzertaufführung von Luigi Nonos Komposition Il canto sospeso mit Claudio Abbado und den Berliner Philharmonikern in der Berliner Philharmonie im Dezember 1992.[3]

Literatur

  • Piero Malvezzi, Giovanni Pirelli (Hrsg.): Lettere di condannati a morte della resistenza europea – Briefe von zum Tode Verurteilten aus dem europäischen Widerstand, mit einem Vorwort von Thomas Mann, Verlag Giulio Einaudi, Turin 1954 (Erstausgabe)
  • Jean Lartéguy: Les jeunes du monde devant la guerre: documents. Gallimard, Paris 1955, ISBN 978-2-07-023750-0, S. 195, 200
  • Audio-CD Luigi Nono ‚Il canto sospeso’, Berliner Philharmoniker, Dirigent: Claudio Abbado, Sprecher: Susanne Lothar und Bruno Ganz – Sony Classical 1993 (Dokumentation Beiheft)
  • DVD Luigi Nono Il canto sospeso Sonderedition EU 2013 für deutsche Schulen im Ausland - Patronat: Guido Westerwelle, Bundesminister des Auswärtigen © Fondazione L’Unione Europea Berlin ISBN 978-3-943933-00-0

Einzelnachweise

  1. Andreas Likourinos, Luigi Nono. Il Canto Sospeso (Memento des Originals vom 5. September 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.incontri-europei.de
  2. Basis des Textes der Komposition Nonos sind ferner die in dem Sammelband Lettere di condannati a morte della Resistenza Europea | Letzte Briefe zum Tode Verurteilter aus dem europäischen Widerstand veröffentlichten Abschiedsbriefe von Anton Popov (Bulgarien), Eleftherios Kiossès (Griechenland), Konstantinos Sirbas (Griechenland), Chaim (Galizien), Esther Srul (Polen), Ljubow Grigorjewna Schewzowa (UdSSR), Irina Malozon (UdSSR), Eusebio Giambone (Italien) und Elli Voigt (Deutschland).
  3. Die Aufzeichnung des Konzerts ist die Basis des sogenannten Nonoprojekts - eine Initiative von Claudio Abbado und einem Freundeskreis IncontriEuropei für Schulen in Europa, deren Trägerschaft später im Jahr 2001 von der Fondazione L’Unione Europea Berlin übernommen wurde. Website zum Nonoprojekt