Seit 1987 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), an dem er seit 2020 die Forschungsgruppe Digitale Mobilität und gesellschaftliche Differenzierung[1] gemeinsam mit Weert Canzler leitet.[2] Davor koordinierte er als Forschungsgruppenleiter die Forschungsgruppe Wissenschaftspolitik des WZB. Zudem ist Knie seit Juni 2018 Chief Scientific Officer (CSO) der Choice AG.[3]
Von 2001 bis 2016 war er Bereichsleiter bei der DB Rent GmbH. 2006 gründete Knie die von den Eigentümern Deutsche Bahn AG, WZB, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), Siemens und T-Systems getragene InnoZ GmbH zur praxisnahen Untersuchung von Innovationsprozessen im Mobilitätssektor, deren Co-Geschäftsführer er bis Sommer 2018 war.[4][5] Im InnoZ sollte Forschungs- und Unternehmenswissen zusammengeführt werden.[6] Nach dem Ausscheiden Knies und der Gesellschafter Siemens und T-Systems kündigten die verbliebenen Gesellschafter Deutsche Bahn, WZB und DLR an, dass das InnoZ Ende April 2019 geschlossen wird.[5]
Andreas Knie entwickelte auf Grundlage der Arbeiten von Meinolf Dierkes, Werner Rammert und anderen die soziologische Technikgeneseforschung weiter. In einem frühen Aufsatz zum Konservativen des technischen Fortschritts formulierte er seine Auffassung von einem technischen Kern, in dem der soziale Entstehungskontext gleichsam „eingeschrieben“ sei. Dazu analysierte er die historischen Hintergründe von Kommunikations- und Verkehrstechnik, etwa die mechanische Schreibmaschine oder den Dieselmotor.[11]
Andreas Knie plädiert in zahlreichen Publikationen für eine Abkehr von einer auto-nahen Verkehrspolitik und eine Verkehrswende hin zu mehr Flexibilität öffentlicher Angebote. Er schlägt die Veränderung politischer und rechtlicher Rahmenbedingungen als „Realexperimente“ vor.[12] Seine Forderung nach Grenzen für Privatautos ruft zahlreiche Kommentare auf Gastbeiträge und Medienberichte hervor.[13][14] Im Gegensatz zu vehementen Autokritikern wie etwa Hermann Knoflacher oder Winfried Wolf lehnt Knie das Automobil jedoch nicht gänzlich ab. Stattdessen untersucht und unterstützt er seit den 1990er Jahren neue Nutzungsformen, wie das Car-Sharing.[15] Dazu fordert er zusätzliche Mobilitätsangebote, wie Call a bike.[16] Digitale Plattformen verstärken laut Knie die Tendenz, unterschiedliche Mobilitätsangebote zu kombinieren.[17] Ein weiteres Thema ist die Zukunft der Verkehrspolitik unter dem Eindruck des demographischen Wandels.[18] Die finanziellen und technischen Hürden der Elektromobilität bieten aus Knies Sicht die Chance, private und öffentliche Verkehrsmittel zu einer urbanen, postfossilen Mobilitätskultur zu verbinden.[19] Die Chancen der Energiewende sieht Knie im Zusammenwirken einer CO2-Reduktion des Verkehrs und dezentraler, nutzernaher Energienetze (smart grids).[20][21]
Andreas Knie tritt für eine stärkere Integration von Theorie und Praxis in den Sozialwissenschaften ein.[22] Er ist Initiator der vom BMBF veröffentlichten Berliner Erklärung zur Mobilitätswende in der Forschung.[23]
mit Weert Canzler: Einfach aufladen – Mit Elektromobilität in eine saubere Zukunft. Oekom-Verlag, München 2011, ISBN 978-3-86581-270-4 (von der Deutschen Umweltstiftung als Umweltbuch des Monats ausgezeichnet[25]).
mit Weert Canzler: Schlaue Netze – Wie die Energie- und Verkehrswende gelingt. Oekom-Verlag, München 2013, ISBN 978-3-86581-440-1.
mit Weert Canzler: Die digitale Mobilitätsrevolution – Vom Ende des Verkehrs, wie wir ihn kannten. Oekom-Verlag, München 2016, ISBN 978-3-86581-754-9.
mit Weert Canzler, Lisa Ruhrort und Christian Scherf: Erloschene Liebe? Das Auto in der Verkehrswende – Soziologische Deutungen. Transcript Verlag, Bielefeld 2018, ISBN 978-3-8376-4568-2.
zusammen mit Weert Canzler: Die Citymaut – Neuer Freiraum für die Verkehrspolitik in Zeiten des Wandels. Oekom-Verlag, München 2020, ISBN 978-3-96238-268-1.
↑Jutta Allmendinger (Hrsg.): Die Forschungsgruppe Digitale Mobilität startet am 1. Januar 2020, in: WZB Mitteilungen. Heft 166, Dezember 2019, S. 55 (online unter www.wzb.eu).
↑Weert Canzler, Andreas Knie: Denkräume schaffen - Unternehmen und das WZB kooperieren im InnoZ, in: WZB Mitteilungen. Heft 127, März 2010, S. 56–58. Artikel online (pdf; 50 kB)
↑Andreas Knie: Das Konservative des technischen Fortschritts – Zur Bedeutung von Konstruktionstraditionen, Forschungs- und Konstruktionsstilen in der Technikgenese. Discussion Paper FS II 89-101. Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Berlin 1989.
↑Mietwagen – Geld oder Liebe. In: Der Spiegel. Nr.23, 1997, S.99 (online – 2. Juni 1997).
↑Weert Canzler, Andreas Knie: Die Stadt der kurzen Wege ist stets unter Strom. In: Tagesspiegel. 17. Februar 2009 (archive.org).
↑Weert Canzler, Andreas Knie: Die Zukunft urbaner Mobilität – Ansätze für eine ökologische Verkehrswende im digitalen Zeitalter. Böll-Brief Grüne Ordnungspolitik Nr. 6, Berlin 2018 (Onlineversion).
↑Weert Canzler, Andreas Knie: Die neue Verkehrswelt – Mobilität im Zeichen des Überflusses: schlau organisiert, effizient, bequem und nachhaltig unterwegs. Eine Grundlagenstudie im Auftrag des BEE e. V., Ponte Press, Bochum 2015. (Onlinefassung, PDF, ca. 7 MB (Memento vom 15. Januar 2016 im Internet Archive))
↑Andreas Knie: Die verkürzte Wertschöpfungskette des Wissens - Mutmaßungen über den Bedeutungsverlust der Soziologie. In: Sozialwissenschaften und Berufspraxis (SuB). 28. Jg. (2005) Heft 2, S. 204–213.