Andreas Christen, geboren in Bubendorf, wuchs in Huttwil auf. Er zog 1955 nach Zürich, wo er für das Modeunternehmen Robert Ober als Schaufensterdekorateur arbeitete. Von 1956 bis 1959 absolvierte er als einziger Student die Versuchsklasse für Produktform an der Kunstgewerbeschule Zürich beim Bauhaus-Absolventen Hans Fischli. Danach begann er mit seiner selbstständigen Tätigkeit als Designer.
1960 schuf er die ersten «Monoforms», worauf ihn Max Bill 1960 in seine Ausstellung «Konkrete Kunst: 50 Jahre Entwicklung» im Zürcher Helmhaus aufnahm.[3] Von 1967 bis 1972 hielt sich Andreas Christen regelmässig in den USA auf, wo er für den Möbelhersteller Knoll International mit dem Designer Don Albinson zusammenarbeitete und das Christen Office System entwickelte.[4] 1966 und 1967 arbeitete HR Giger als Angestellter von Andreas Christen in dessen Büro in Zürich, wo er an dessen Möbelentwürfen für Knoll International mitwirkte[5][6].
1971 und 1972 unterrichtete Andreas Christen im Rahmen eines Lehrauftrages an der Hochschule für bildende Künste Hamburg. Ab 1964 arbeitete er mit dem Möbelhersteller Lehni AG, Dübendorf, zusammen und entwarf einen grossen Teil des Möbelprogramms, das heute noch produziert wird.[7] 1974 entwickelte er für die Ernst Schweizer AG Metallbau, Hedingen/ZH den Briefkasten B74, der sich in der Schweiz als Standardprodukt durchgesetzt hat[8]. 1989 wurde er Präsident der Schweizerischen Eidgenössischen Kommission für Angewandte Kunst[9]. Ab 1981 arbeitete Andreas Christen eng mit der Galerie Annemarie Verna (Annemarie und Gianfranco Verna) in Zürich zusammen.[10] 1990 nahm er am Wettbewerb zu Gestaltung der Westseite der Bahnhofshalle des Hauptbahnhofs Zürich teil und belegte den 2. Platz, schlussendlich wurde 1992 der Entwurf von Mario Merz realisiert.[11]
Er war verheiratet und hatte zwei Kinder. Er starb 2006 in Zürich.
Werk
Künstlerisches Werk (Auswahl)
1956: Erste konstruktive Bilder mit Elementarfarben auf der Grundlage von Rechtecksystemen, Kunstharz auf Masonit
1960: «Monoforms», in Polyester gegossene monochrom weiss gespritzte Flachreliefs
1965: «Polyester», freistehende Reliefplatten aus Kunststoffelementen
1973: «Komplementär-Strukturen» aus gespritztem Epoxy
1988–2005: Weiterentwicklung der Werke zu ihrer definitiven Form, nunmehr aus MDF-Platte und Holz gespritzt[12][13][14][15]
1971: «Swiss Avantgarde», New York Cultural Center, New York[21]
1981–2016: 13 Einzelausstellungen bei Galerie Annemarie Verna, Zürich
1991: «Extra Muros. Zeitgenössische Schweizer Kunst», Musée des Beaux-Arts, La Chaux-de-Fonds / Musée cantonal des Beaux-Arts, Lausanne / Musée d’Art et d’Histoire, Neuchâtel
1993: «Dimension Schweiz 1915–1993: Von der frühen Moderne zur Kunst der Gegenwart», Museion, Museum für Moderne Kunst, Bozen, IT[22]
1994–1995: Museumsretrospektive Winterthur, Dijon, La Chaux-de-Fonds, Botropp; kuratiert von Dieter Schwarz[23]
1958: Stehleuchte aus Chromstahl, seit 1981 produziert von Lehni AG, Dübendorf[32]
1960: Stapelbett aus Kunststoff[2], produziert von H.P. Spengler, Rümlang, mit welchem Andreas Christen Pionierarbeit leistete, was die Verwendung von Kunststoff im Möbelbau anbelangt
1962: Modulhaus aus Kunststoffelementen «Scobalit Casa», Scobalit AG, Winterthur[33]
1964: Kunststoffschrank «Polyesterbox» aus Polyester und Fiberglas[34]
Designer-Galerie: Andreas Christen, Zürich. In: Bauen + Wohnen. Band 33 (1979), Heft 1-2, S. 56. doi:10.5169/seals-336261
Franziska Müller: Vernagelte Jury oder schlechte Gestalter? Kontroverse Stipendien für angewandte Kunst. In: Hochparterre: Zeitschrift für Architektur und Design. Band 5 (1992) Heft 5, S. 62 ff. doi:10.5169/seals-119625
Andreas Christen – Werke Œuvres 1958–1993. Herausgeber: Kunstmuseum Winterthur. 1994.
Peter Stöckling: Das Einfache und die grosse Serie: Portrait des Künstlers, Designers und Designpolitikers Andreas Christen. In: Hochparterre: Zeitschrift für Architektur und Design. Band 7 (1994) Heft 4 S. 42 f. doi:10.5169/seals-119961
Gianfranco Verna: Andreas Christen – Kunst – Produktegestaltung: Zwei Werke. Jahreskatalog 2000. Herausgeber: Kunsthalle Palazzo, Liestal, S. 43 ff.
Esther Maria Jungo: Andreas Christen, Jahreskatalog 2000. Herausgeber: Kunsthalle Palazzo, Liestal, S. 41 f.
Andreas Christen - Zwischen Malerei und Objekt. Herausgeber: Dorothea Strauss, Haus Konstruktiv. Zürich 2008
Andreas Christen, Werke/Works 1959 bis 2005. Herausgeber: Annemarie Verna Galerie. Zürich 2008.
↑Hubertus Adam: Reduktion und Anonymität - Andreas Christen als Designer. In: Dorothea Strauss, Haus Konstruktiv (Hrsg.): Andreas Christen – Zwischen Malerei und Objekt. Zürich 2008, S.22f.
↑Renate Menzi: Autonomie und Reduktion : Andreas Christen im Haus Konstruktiv, Zürich. In: Werk, Bauen + Wohnen. Band95, 2008, S.59ff., doi:10.5169/seals-130845.
↑Ane Marie Butzerin: Schweizer Möbel-Design von 1927-1984. In: Textiles suisses - Intérieur. 1986, S.85, doi:10.5169/seals-793969.
↑Urs Honegger: Metallbau macht Dampf. In: Hochparterre: Zeitschrift für Architektur und Design. Band19, 2006, S.16ff., doi:10.5169/seals-122964.
↑Peter Stöckling: Das Einfache und die grosse Serie: Portrait des Künstlers, Designers und Designpolitikers Andreas Christen. In: Hochparterre: Zeitschrift für Architektur und Design. Band7, 1994, S.42ff., doi:10.5169/seals-119961.
↑Andreas Christen, Peter Stämpfli, Bienal Internacional de Sao Paulo: Andreas Christen, Peter Stämpfli: 9e Biennale de Sao Paulo 1967. Departement federal de l’interieur, Bern 1967, OCLC231883499.
↑Margit Weinberg Staber: Andreas Christen – Die Verunsicherung des konstruktiven Denkens. In: Dorothea Strauss, Haus Konstruktiv (Hrsg.): Andreas Christen - Zwischen Malerei und Objekt. Zürich 2008, S.12.