Das Amt Neuendorf/NM, auch Amt Neuendorf i. d. Nm. war ein königlich-preußisches Domänenamt im Landkreis Weststernberg in der Neumark mit Amtssitz in Neuendorf (heute Gajec, Woiwodschaft Lebus, Polen). Es wurde 1574 nach dem Tod von Markgräfin Katharina, der Frau von Johann von Brandenburg-Küstrin, gebildet, als deren persönlicher Besitz an den Landesherrn fiel. Nach Schaffung des Amtes Bischofsee 1734 wurde es bald danach mit diesem Amt zusammen verpachtet. 1815/6 wurde das Amt Bischofsee in das Amt Neuendorf eingegliedert. 1842/3 wurde das kombinierte Amt Neuendorf (und Bischofsee) aufgelöst und die dem Amt zustehenden Renten dem Rentamt Frankfurt überwiesen.
Der brandenburgische Kurfürst Joachim I. Nestor von Brandenburg, hatte seine Länder zwischen seinen Söhnen Joachim und Johann aufgeteilt. Der ältere Sohn Joachim II. Hektor wurde nach dem Tod Joachims I. am 11. Juli 1535 Markgraf und Kurfürst von Brandenburg. Die Neumark mit Dramburg und Schivelbein, Sternberg, Crossen mit Züllichau und Sommerfeld sowie die Herrschaft Cottbus mit Peitz kam als (Teil-)Markgrafschaft Brandenburg-Küstrin dem jüngeren Sohn Johann. Er baute sich Küstrin als Residenzort aus und erhielt von der Nachwelt den Namen Johann (oder Hans) von Küstrin.
1556 kaufte Markgräfin Katharina von Braunschweig-Wolfenbüttel, die Frau des Johann von Brandenburg-Küstrin Dorf und Vorwerk Neuendorf von der Stadt Frankfurt an der Oder. 1566 kaufte sie Dorf und Vorwerk Drenzig von Melchior von Lossow-Gander hinzu. Nach dem Tod des Johann von Küstrin 1571 wurden die beiden Landesteile, Brandenburg-Küstrin und das Kurfürstentum Brandenburg wieder vereinigt. Nach dem Tod der Markgräfin 1574 fiel deren Besitz an den Landesherr Johann Georg und wurde in ein landesherrliches Amt umgewandelt. Am 27. Mai 1627 verpfändete der brandenburgische Kurfürst Georg Wilhelm das Amt Neuendorf an seinen einflussreichen Berater Adam von Schwarzenberg. Mit der Entmachtung Schwarzenbergs unter dem neuen Kurfürsten Friedrich Wilhelm kam das Amt Neuendorf wieder an den Landesherrn. Das Amt Neuendorf wurde schon Mitte des 18. Jahrhunderts mit dem Amt Bischofsee verbunden, d. h. beide Ämter wurden vom selben Amtmann verwaltet. In der zeitgenössischen Literatur wird es auch als Amt Bischofsee und Neuendorf bezeichnet.[1] Bereits 1767 wurden beiden Ämter vom selben Pächter und Amtmann bewirtschaftet, der zudem in Neuendorf wohnte.
1806 wurden 18 neumärkische Ämter auf Wiederkauf an die Neumärkischen Stände verkauft, darunter auch die Ämter Neuendorf und Bischofsee. Sie waren in dieser Zeit einer eigens geschaffenen ständischen Domänenverwaltungskommission unterstellt. Nach dem Rückkauf der Ämter 1815/6 wurde das Amt Bischofsee mit dem Amt Neuendorf vereinigt. In den Handbücher über den königlich preussischen Hof und Staat verschwindet nun das Amt Bischofsee für einige Jahre. In der Ausgabe von 1832 taucht allerdings der Name als Domänenpachtamt Neuendorf und Bischofsee wieder auf. Der damalige Pächter, ein Oberamtmann Salbach wohnte in Neuendorf. 1842 wurde das Amt Neuendorf und Bischofsee aufgelöst, die Vorwerke in Erbpacht verkauft. Die Pächte wurden nun vom Rentamt Frankfurt an der Oder eingezogen.
Zugehörige Orte
Um 1809/20 (einschließlich des Amtes Bischofsee)[2][3]
Auenmühle, Schneidemühle (existiert nicht mehr, lag etwa hier 52.307514.815833333333)
Bischofsee, Dorf, Vorwerk (existiert nicht mehr), etwa hier (52.41611111111114.635833333333), Wassermühle, Unterförsterei
Groß Lübbichow (Lubiechnia Wielka). Das Dorf gehörte ursprünglich zum Amt Lebus und kam 1736 zum Amt Frauendorf. 1784 wurde das Dorf zum Amt Neuendorf verlegt.
Grünetisch, Krug (hier 52.29638888888914.676944444444)
Heidemühle bei Reppen, Wassermühle (existiert nicht mehr, etwa hier 52.32777777777814.827222222222)
1843 Frau Oberamtmännin Salbach, geb. Maaß zu Neuendorf, Pächterin der Domänenvorwerke Neuendorf und Drenzig, Herr Schmidt zu Bischofsee, Pächter der Domänenvorwerke Bischofsee und Zohlow.[14]
1844 Schönfeldt zu Neuendorf, Pächter der Domänenvorwerke Neuendorf und Drenzig, Schlundt zu Bischofsee, Pächter der Domänenvorwerke Bischofsee und Zohlow[15]
1845 Schönfeldt zu Neuendorf, Pächter der Domänenvorwerke Neuendorf und Drenzig, Schlundt zu Bischofsee, Pächter der Domänenvorwerke Bischofsee und Zohlow[16]
1868 Stolle, Pächter der Domänenvorwerke Neuendorf und Drenzig[17]
Friedrich Beck, Lieselott Enders, Heinz Braun (unter Mitarbeit von Margot Beck, Barbara Merker): Behörden und Institutionen in den Territorien Kurmark, Neumark, Niederlausitz bis 1808/16. XII, Brandenburgisches Landeshauptarchiv Corporation. Böhlau, Weimar 1964 (Übersicht über die Bestände des Brandenburgischen Landeshauptarchivs Potsdam, Teil 1, Schriftenreihe: Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs Band 4), ISSN0435-5946;4.
Berthold Schulze: Besitz- und siedlungsgeschichtliche Statistik der brandenburgischen Ämter und Städte 1540–1800. Beiband zur Brandenburgischen Ämterkarte. (=Einzelschriften der historischen Kommission für die Provinz Brandenburg und die Reichshauptstadt Berlin. Band 7). Im Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1935.
Einzelnachweise
↑Anton Friedrich Büsching: Vollständige Topographie der Mark Brandenburg. Verlag der Buchh. der Realschule, Berlin 1775 (online bei Google Books) (S. 22)
↑Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg : für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten Bd. 2 Die Mittelmark und Uckermark enthaltend. VIII + 583 S., Berlin, Maurer, 1805 Online bei Google Books
↑Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungsbezirks Frankfurth a. d. O. 388 S., Berlin, G.Hayn 1820 (S. 315ff.)
↑Adress-Calender der sämtlichen Königl. Preuß. Lande und Provinzien, ausser den Residenzien Berlin und dem Königreiche Preussen der darinnen befindlichen hohen und niedern Collegien, Instantzien und Expeditionen, ingleichen Königl. Bediente, Magisträte, Prediger, Universitäten etc. auf das Jahr MDCCLXVII (1767) Online bei Sächsische Landesbibliothek Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (S. 58)
↑Adress-Calender der sämtlichen Königl. Preuß. Lande und Provinzien, ausser den Residenzien Berlin und dem Königreiche Preussen der darinnen befindlichen hohen und niedern Collegien, Instantzien und Expeditionen, ingleichen Königl. Bediente, Magisträte, Prediger, Universitäten etc. auf das Jahr MDCCLXX (1770) Online bei Sächsische Landesbibliothek Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (S. 96)
↑Adres-Calender, der sämtlichen Königl. Preuß. Lande und Provinzien, auser den Residenzien Berlin, dem Königreiche Preussen und demm Souverainen Herzogthume Schlesien; der darinnen befindlichen hohen und niedern Collegien, Instanzien und Expeditionen, ingleichen der Königl. Bediente, Magisträte, Universitäten, Prediger etv. für das Jahr 1775. (S. 96)
↑Handbuch über den königlich preussischen Hof und Staat für das Jahr 1800. 459 S., nebst einem Anhang mit 106 S., Berlin, Georg Decker, 1800 (S. 74)
↑Handbuch über den königlich preussischen Hof und Staat für das Jahr 1808. 528 S., mit einem Anhang von 125 S., Berlin, Georg Decker, 1804 Online bei Google Books (S. 76)
↑Handbuch über den königlich preussischen Hof und Staat für das Jahr 1818. 459 S., Berlin, Georg Decker, 1818 (S. 199)
↑Handbuch über den königlich preussischen Hof und Staat für das Jahr 1821. 518 S., Berlin, Georg Decker, 1821 (S. 226)
↑Handbuch über den königlich preussischen Hof und Staat für das Jahr 1824. 498 S., Berlin, Georg Decker, 1824 (S. 194)
↑Handbuch über den königlich preussischen Hof und Staat für das Jahr 1836. 658 S., Berlin, Georg Decker, 1836 (S. 254)
↑Handbuch über den königlich preussischen Hof und Staat für das Jahr 1841. 695 S., Berlin, Georg Decker, 1841 (S. 294)
↑Handbuch über den königlich preussischen Hof und Staat für das Jahr 1843. 734 S., Berlin, Georg Decker, 1843 (S. 312)
↑Handbuch über den königlich preussischen Hof und Staat für das Jahr 1844. 766 S., Berlin, Georg Decker, 1843 (S. 314)
↑Handbuch über den königlich preussischen Hof und Staat für das Jahr 1845. 803 S., Berlin, Georg Decker, 1845 (S. 310)
↑Handbuch über den königlich preussischen Hof und Staat für das Jahr 1868. 963 S., Berlin, Georg Decker, 1868 (S. 415)
↑Handbuch über den königlich preussischen Hof und Staat für das Jahr 1875. 1108 S., Berlin, Georg Decker, 1875 (S. 372)
↑Paul Ellerholz, H. Lodemann, H. von Wedell: General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer im Deutschen Reiche. I. Königreich Preußen. I. Lieferung Provinz Brandenburg. Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Stricker, Berlin 1879, PDF, S. 200–201