Alwin Oppel wurde als Sohn des Lehrers Georg Andreas Oppel in dem kleinen ostthüringischen Ort Münchengosserstädt geboren. Nach Umzug der Familie besuchte er das Gymnasium Rudolstadt. Von 1869 bis 1872 studierte er in Leipzig alte Sprachen, Deutsch und Geschichte. Als Freiwilliger nahm er an der Belagerung von Paris teil, wo er 1870 schwer verwundet wurde. Nach seiner Wiederherstellung fand er eine Hauslehrerstelle in Elberfeld, wo der nachmalige Reichsminister und Reichsgerichtspräsident Walter Simons sein Zögling war.
Nachdem Oppel in Leipzig Promotion und Staatsexamen absolviert hatte, war er von 1874 bis 1879 am Nicolaigymnasium in Leipzig als Lehrer tätig. Auf Wunsch des Direktors sollte er auch Geographieunterricht erteilen. Deshalb besuchte Oppel nebenbei einschlägige Vorlesungen an der Universität Leipzig, z. B. an dem erst 1871 für Oscar Peschel neu eingerichteten Lehrstuhl für Geographie. Bis dahin hatte sich Oppel als Altphilologe verstanden, sah dann aber in der Geographie eine vollgültige Wissenschaft und nicht nur einen Wissensstoff, wie er selbst in seinen Erinnerungen notierte.[1]
Bereits 1878 hat Oppel seine erste geographische Arbeit veröffentlicht, in der er sich mit der Lösstheorie des Ferdinand Freiherr von Richthofen befasste. Ostern 1879 siedelte Oppel nach Bremen über, weil an der dortigen Hauptschule (später Handelsschule und dann Realgymnasium) auch Geographieunterricht erteilt werden sollte. Neben diesem Fach unterrichtete er dort 38 Jahre lang besonders Latein, Deutsch sowie zeitweilig Chorgesang.
Alwin Oppel schrieb Artikel für viele Fachzeitschriften und Sammelwerke; ferner verfasste er eine Reihe eigener Bücher, die im Geographieunterricht Verwendung fanden. Wichtig waren ihm bildliche Darstellungen und Landkarten (als Wandkarten und in Büchern), da diese Mittel zu der Zeit erst wenig eingesetzt wurden. Von seinen zahlreichen Studienreisen ins Ausland ist die Reise nach Nordamerika zu erwähnen, die der Materialsammlung für sein 1902 erschienenes grundlegendes Werk „Die Baumwolle“ diente. Den Begriff „Landschaftskunde“ hat er mit dem gleichnamigen Werk von 1884 eingeführt.
Familie
Alwin Oppel heiratete 1882 Amalie Baumann aus Herisau/Schweiz, Tochter des eidgenössischen Kantonsrats Johannes Baumann, nach dem Tod seiner ersten Frau. Er hatte insgesamt neun Kinder; die jüngste Tochter war die Worpsweder Malerin Lisel Oppel (1897–1960). Oppel schied nach einem Schlaganfall 1916 aus dem Schuldienst aus und verstarb 1929 mit 81 Jahren in Rockwinkel/Bremen.[1] Das Familiengrab Oppel und derer v. Schaper (Schwiegersohn) befindet sich auf dem Friedhof Riensberg in Bremen.[3]
Ehrungen
1899 Ernennung zum Professor nach 25-jähriger Lehrtätigkeit durch den Bremer Senat.
1924 Ehrenmitglied der Geographischen Gesellschaft in Bremen.
Werke (Auswahl)
Quaestiones de Dialecto Theocritea. Dissertation. (Philosophische Fakultät der Universität Leipzig) Druck G. Drugulin. Leipzig, 1874 (In digitalisierter Form von Google ins Internet gestellt; allerdings erscheinen die griechischen Worte des Originals nur in unverständlicher Form.)
Die Löß-Theorie des Freiherrn von Richthofen und ihre Anwendung auf Europa. In: Die Grenzboten. Zeitschrift für Politik, Literatur und Kunst, Jg. 37, 1878, I. Band, S. 445–461
zusammen mit Ludwig, Arnold [Pseudonym des Verlegers Arnold Hirt] (Hg.): Ferdinand Hirt’s Geographische Bildertafeln. Ferdinand Hirt, Breslau:
I. Allgemeine Erdkunde, 1881 (1. Aufl.), 1896 (3. erw. Aufl.)
II. Typische Landschaften, 1882
III. 1. Völkerkunde von Europa, 1886
III. 2. Völkerkunde von Asien und Australien, 1887
III. 3. Völkerkunde von Afrika und Amerika, 1888
zusammen mit Ludwig, Arnold [Pseudonym des Verlegers Arnold Hirt] (Hg.): F. Hirts Bilderschatz zur Länder- und Völkerkunde. Ferdinand Hirt & Sohn, Leipzig, 1894
Landschaftskunde (erläuternder Text zu II. Typische Landschaften), Ferdinand Hirt, Breslau, 1884
Fünfter deutscher Geographentag zu Hamburg. Carl Rocco, Bremen, 1885
(Einzelbilder aus der Weltwirtschaft. Max Nößler. Bremen):
1: Der Tabak in dem Wirtschaftsleben und der Sittengeschichte der Völker, 1890
2: Der Reis. 1891
3: Die Baumwolle in ihren verschiedenen Beziehungen zur Weltwirtschaft. 1891
4: Die Wolle in Bezug auf Erzeugung, Verarbeitung und Handel. 1891
5: Das Getreide und die Kartoffel in ihrer gegenwärtigen Bedeutung für das Völkerleben und die Weltwirtschaft. 1892
Entstehung und Niedergang des spanischen Weltreiches und seines Kolonialhandels. Verlagsanstalt und Druckerei A.-G. (vormals J. F. Richter). Hamburg. 1897
Wirtschaftsgeographische Reise durch die Vereinigten Staaten [von 14. Mai bis 1. September 1898], durchgeführt im Auftrag der Geographischen Gesellschaft Bremen, in: Deutsche geographische Blätter, hrsg. v. der Deutschen geographischen Gesellschaft, Bremen, 1898, Band 21 (XXI), Heft 4, S. 175 ff., https://archive.org/details/deutschegeograp02bremgoog/page/n187
Die Baumwolle nach Geschichte, Anbau, Verarbeitung und Handel, sowie nach ihrer Stellung im Volksleben und in der Staatswirtschaft. Duncker & Humblot, Leipzig, 1902
Natur und Arbeit. Eine allgemeine Wirtschaftskunde. (2 Bände). Bibliographisches Institut. Leipzig, Wien. 1904
Landeskunde des Britischen Nordamerika. G.J. Göschen. Leipzig. 1906
Wirtschaftsgeographie der Vereinigten Staaten von Nordamerika. Gebauer-Schwetschke. Halle a. Saale. 1907
Die deutsche Textilindustrie. Entwicklung, Gegenwärtiger Zustand, Beziehungen zum Ausland und zur deutschen Kolonialwirtschaft. Duncker & Humblot, Leipzig, 1912
(Angewandte Geographie. IV. Serie) Verlag von Heinrich Keller, Frankfurt a. M.:
5/6. Heft: Die deutschen Seestädte, 1912
9. Heft: Der Welthandel, 1914
Allgemeine Wirtschaftskunde. Wohlfeile Ausgabe von „Natur und Arbeit“. (2 Bände). Bibliographisches Institut. Leipzig, Wien. 1914
Die wirtschaftlichen Grundlagen der kriegführenden Mächte. Veit & Comp. Leipzig. 1915
Kanada und die Deutschen. Heimat und Welt. Dresden. 1916
Belege
↑ abSchütz, Ernst Harald: Nachruf auf Alwin Oppel in Deutsche Geographische Blätter, Band 40, Heft 1–3, 1930, S. 257–260, Bremen.
↑Herbert Abel: Kurzvita Alwin Oppel In: Wilhelm Lührs (Hrsg.): Bremische Biographie 1912-1962. Verlag H.M. Hauschild, Bremen 1969, S. 361–362.
↑Hans von Schaper: Alwin Oppel (1849–1929) – Wirken und Werk eines bremischen Geographen. 2020.