Altdeutsche TrachtAltdeutsche Tracht (auch: Deutsche Nationaltracht) nennt man eine zwischen 1813 und 1815 in Deutschland aufgekommene Kleidermode, die während der Befreiungskriege als Ausdruck des antifranzösischen deutschen Nationalgefühls großen Anklang bei Frauen und Männern verschiedener Gesellschaftsschichten fand. Diese Mode galt als so provokativ und aufrührerisch, dass sie von den Behörden während der Demagogenverfolgungen teilweise verboten wurde, etwa in den Karlsbader Beschlüssen. AussehenDie neue Mode baute auf den Elementen der Zeitmode auf und ergänzte sie durch Reminiszenzen an das 16. Jahrhundert, das Zeitalter der Reformation und Martin Luthers, das als typisch deutsch empfunden wurde. Zu den hinzugefügten Elementen gehörten geschlitzte und gepuffte Ärmel sowie für die Damen Halskrausen. Wichtigstes Kleidungsstück bei den Herren war ein langer, eng anliegender Rock, der vielfach mit weit geöffnetem Kragen getragen wurde. Dazu kamen weit geschnittene Hosen und oft ein großes, samtenes Barett. Vorherrschende Farbe war Schwarz, die Farbe der Uniformen vieler Freikorps während der Befreiungskriege. Besonders bei den jungen Männern kam dazu noch ein aufrührerisches Auftreten sowie eine schulterlange Haartracht und das Tragen von Bärten. ZielsetzungDiese neue Mode sollte sich gegen den noch vorherrschenden Empire-Stil durchsetzen, der als „französische Modetorheit“ bezeichnet wurde. So ist überliefert, dass sich bereits im Jahre 1800 der österreichische Offizier Graf von Sztarray bei der Universität Heidelberg beschwerte, dass er Studenten gesehen habe, die sich nach Art der französischen Feinde kleideten:
Prominente TrägerFührende Verfechter einer deutschen Nationalmode waren Ernst Moritz Arndt und Caroline Pichler. Diese neue Mode galt als ein Zeichen der Ablehnung von Fremdherrschaft, aber auch des Widerstands gegen die monarchische Staatsform alten Zuschnitts und freiheitlich demokratischer Gesinnung. Nach Gründung der Urburschenschaft in Jena im Jahre 1815 wurde sie zum Erkennungszeichen der Mitglieder von studentischen Burschenschaften, beispielsweise der Gießener Schwarzen, die sich dadurch von den traditioneller gesinnten, landsmannschaftlich orientierten Corpsstudenten abheben wollten. Prominentester Träger dieser Mode war der bayerische Kronprinz Ludwig, der spätere König Ludwig I. Zeitgenössische BeschreibungDer Dichter Wilhelm Hauff, selbst in den 1820er Jahren Burschenschafter in Tübingen gewesen, beschreibt in seinen Mittheilungen aus den Memoiren des Satan im Kapitel „Die Studien des Satan auf der berühmten Universität ….en“ aus dem Jahre 1825 einen Studenten im vorgerückten Semester, zurückdatiert auf das Jahr 1819:
KritikDie Altdeutsche Tracht und der Versuch, sie als deutsche „Nationaltracht“ zu etablieren, war auch unter den Anhängern der freiheitlich gesinnten Opposition gegen das reaktionäre Regime der Zeit der „Karlsbader Beschlüsse“ nicht unumstritten. Der Dichter Heinrich Hoffmann von Fallersleben, der sie zeitweise selber trug, nannte sie in einem Gedicht seiner Sammlung Unpolitische Lieder die „Dunkelmannstracht“ (wohl in Anspielung auf Ulrich von Huttens Dunkelmännerbriefe) und spottete: Tragt die Nacht nicht am Gewande, WeblinksEinzelnachweise
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