Alt St. Martin (Bamberg)Die Kirche Alt St. Martin in Bamberg war eine gotische Kirche aus dem 14./15. Jahrhundert. Sie stand auf dem Maxplatz und wurde im Zuge der Säkularisation im Jahre 1805 abgerissen. GeschichteDie heute Alt St. Martin genannte Kirche stammte aus dem 14./15. Jahrhundert und war eine gotische Kirche mit einer Türmerstube im Turm. Neben der Oberen Pfarre beherbergte auch die Kirche St. Martin einen Türmer. Bei den Bambergern wurde sie auch Untere Pfarre genannt, als Gegenstück der Oberen Pfarre Zu unserer Lieben Frau. Man geht nach aktuellen Forschungen davon aus, dass es schon zwei Vorgängerbauten gegeben haben muss. Letzte Ausgrabungen im Jahre 1969 beim Bau einer Tiefgarage belegten Fundamente von 1340, wobei man von einem noch älteren Datum ausgehen kann, da in alten Schriften bereits im Jahre 1312 von einem „vicus dictus retro S. Martinum“ (Dorf hinter St. Martin) gesprochen wurde. Am Anfang lag dieses wohl noch hinter der damaligen Stadtmauer und wurde erst im 15. Jahrhundert mit einbezogen. Säkularisation, Umzug und AbrissDas Hochstift Bamberg wurde im September 1802 als Entschädigung für an Frankreich verlorene links-rheinische Gebiete durch bayerische Truppen besetzt und vom Kurfürstentum Bayern übernommen. Am 25. Februar 1803 stimmte der Reichstag in Regensburg dem Reichsdeputationshauptschluss zu, durch den unter anderem die Annexion des Hochstifts Bamberg durch Bayern nachträglich gebilligt wurde. Eine Folge dieser Veränderungen war die Säkularisation, die auch für Bamberg einen großen Einschnitt im religiösen Leben bedeutete. Die kurfürstliche Regierung wies am 22. August 1803 die Universitätskirche der Gemeinde von Alt-St. Martin zu, um die „allzugroße Zerstreuung des Gottesdienstes in den unnötig vervielfältigten Kirchen“ zu begrenzen. Einwände seitens des Kuraten Limmer gegen einen Bezug der Universitätskirche blieben wirkungslos, und so zog die Kirchengemeinde am 25. September 1803 von der Martinskirche in die ehemalige Jesuitenkirche Zum Heiligsten Namen Jesu. Viele Teile der Kirchenausstattung wurden in die neue Pfarrkirche übertragen, etwa das Hochaltarbild, Glocken, Orgel, Paramente und Vasa Sacra. Eine Pietà, ein Vesperbild aus dem frühen 14. Jahrhundert, wurde in den rechten Seitenaltar der heutigen St.-Martins-Kirche übernommen. Auch traditionelle Andachten und die bei Alt-St. Martin ansässigen Bruderschaften erhielten eine Heimat in der neuen Kirche. Der Türmer von Alt St. Martin versah sein Amt ebenfalls in der neuen Kirche.[1] Die alte Kirche wurde 1805 abgerissen und die Jesuitenkirche wurde in St. Martin umbenannt; die ehemalige Martinskirche wird seitdem im Volksmund Alt St. Martin’ genannt. GrablegenDie Stadtpfarrkirche St. Martin beherbergte zahlreiche Grabdenkmäler von Weihbischöfen des Bistums Bamberg und anderen kirchlichen Würdenträgern. Bei einer verheerenden Überschwemmung am 27./28. Februar 1784 stürzten die Gräber in der Kirche teilweise ein und wurden stark beschädigt. Die Bestattungen auf dem Kirchhof an der Kirche, 1311 erstmals erwähnt, wurden im Zuge der öffentlichen Hygienemaßnahmen im Jahre 1801 durch ein fürstbischöfliches Dekret verboten. Unter der ehemaligen Nikolauskapelle an der Abschlussmauer des Friedhofes befand sich ein Beinhaus (Karner). Erwähnenswert ist, dass der Friedhof der Stiftskirche auf Grund des Pestjahres 1564 keinen ausreichenden Bestattungsraum mehr bot. Deshalb entschied man sich 1565, einen Friedhof beim Frauensiechhof in der Hallstadter Straße anzulegen. Die letzten Zeichen der alten Friedhofsmauer sind in Form von zwei steinernen Vasen auf Podesten, die den Maxplatz flankieren, noch erkennbar. GlockenNach aktuellen Erkenntnissen sind noch fünf Glocken vom Geläut der Alten Martinskirche erhalten bzw. bekannt. Diese wurden beim Abriss in die neue Martinskirche übernommen:[2] Schutzengel- bzw. Martinsglocke
Seelsorgglocke (Pro cura animarum)
12-Uhr-Glocke
FeuerglockeDiese Glocke diente der Inselstadt als Feuer- und Alarmglocke, die vom Türmer geläutet wurde. Sie hängt separat ganz oben in der Laterne; 1945 ist sie bei Artilleriebeschuss gesprungen und wurde daher stillgelegt.
Neue Glocke
Standort heuteHeute ist der Platz unbebaut und bietet Raum für Feste, Märkte sowie den Bamberger Weihnachtsmarkt. Ein Versuch, die Konturen der ehemaligen Martinskirche im Pflaster darzustellen, scheiterte bisher. Die katholische Pfarrei St. Martin hat heute ca. 6000 Mitglieder. Literatur
Weblinks
Einzelnachweise
Koordinaten: 49° 53′ 40,3″ N, 10° 53′ 21,4″ O |