„Ich bin berufen, Römisches Recht in Prag zu lesen, und ich habe mir noch einen zweiten Beruf geschaffen, altes Deutsches Recht dort zu verteidigen.“
– Alois von Brinz
Mit den anderen Führern der deutschen Partei Eduard Herbst und Leopold Hasner von Artha vertrat er entschieden die deutschen Interessen. Seiner Berichterstattung über das sogenannte Lehnsablösungsgesetz schreibt man den Sieg über den böhmischen Separatismus und die feudale Aristokratie zu.[5]
„Während seiner ganzen Lehrtätigkeit in Prag in den Jahren 1857 bis 1866 war er ein führender Vertreter der Großdeutschen Verfassungs- und Freiheitspartei. Von den deutschböhmischen Bezirken wurde er in den Landtag zu Prag und den Reichstag zu Wien gewählt, wo er dank seiner glänzenden Rednergabe und durch sein juristisches Wissen eine herausragende Rolle spielte. Seine unermüdliche und zutreffende Bekämpfung der Utopie vom böhmischen Staatsrecht, sein eifriges Eintreten für den Anschluss Österreichs an Deutschland und seine Gegnerschaft wider die von den Tschechen angestrebte Utraquisierung der Prager Universität verschafften ihm bald den unversöhnlichen Hass dieses Bevölkerungsteiles Böhmens. Respekt, auch gegenüber seinen Gegnern, verschafften ihm auch seine Unerschrockenheit und sein entschlossenes Auftreten.“
Nach dem Deutschen Krieg standen die deutschen Studenten und Hochschullehrer in Prag auf verlorenem Posten. Noch 1866 folgte Brinz dem Ruf der Eberhard Karls Universität Tübingen auf ihren Lehrstuhl. Prags deutsche Studentenschaft verabschiedete ihn mit tiefem Dank für sein vorbildliches Wirken. Das Corps Frankonia Prag verlieh ihm als treuem Freund und Ratgeber das Band.[9] In Tübingen vollendete er sein Lehrbuch der Pandekten. Ein Mandat für die Württembergischen Landstände nahm er nicht an. Dafür wählte man ihn zum Mitglied des Staatsgerichtshofs.[5]
Ab 1871 lehrte Alois von Brinz an der Universität München Römisches Zivilrecht. Für die akademischen Jahre 1876/77 und 1882/83 wurde er zum Rektor der Universität gewählt.[10]Ludwig II. verlieh ihm 1872 den Verdienstorden der Bayerischen Krone. Damit wurde er in den erblichen Adel erhoben.[7]
Der Weggang von Brinz war ein schwerer Verlust für das damalige Deutschtum in Österreich, besonders in Böhmen. Noch 20 Jahre später, als v. Brinz im Winter 1886 die Hauptstadt Wien besuchte, wurde er mit Jubel begrüßt. Als er mit 67 Jahren gestorben war, gedachte Philipp Knoll in Prags Deutschem Haus für die Karl-Ferdinands-Universität seines Freundes v. Brinz.[9]
Grabstätte
Die Grabstätte von Alois Brinz befindet sich auf dem Alten Südfriedhof in München (Mauer Rechts Platz 153 bei Gräberfeld 6) Standort48.12936111111111.565388888889. In dem Grab liegt auch seine Frau Caroline geb. Zenetti (* 1. Dezember 1825; † 7. Juni 1896).
Familie
Ludwig Brinz, Bäcker in Weiler, aus angesehener Tiroler Familie, kämpfte wie seine sieben Brüder für Österreich gegen Napoleon, wurde nach dem Krieg als Geisel verschleppt.
Alois Brinz (* in Weiler; † 1835) war Jurist und später Protokollist am Landgericht in Kempten, ⚭ Katharina Gsell (* 1793 in Weiler; † 1862), 10 Kinder.
Alois Ritter von Brinz (* 1820 in Weiler; † 1887 in München) ⚭ 1857 Caroline Zenetti (* 1825; † 1895), Tochter von Staatsrat und Regierungspräsident Johann Baptist Ritter von Zenetti; 6 Kinder (Töchter Anna und Maria sowie vier Söhne Johann, Eduard, Konrad und Arnold)[11]
Alois von Brinz verfasste zahlreiche Aufsätze zu juristischen Themen. Die Abhandlung Die Lehre von der Kompensation aus dem Gebiet des römischen Rechts verschaffte ihm Anerkennung unter den Romanisten. Sein Hauptwerk, das Lehrbuch der Pandekten, wurde vielfach als das originellste juristische Werk des 19. Jahrhunderts bezeichnet.
Erinnerungstafel am Geburtshaus Alois-von-Brinz-Straße 41 in Weiler:
IN DIESEM HAUSE WURDE DR. ALOIS VON BRINZ GEBOREN / KÖNIGLICH BAYERISCHER RAT / PROFESSOR DES RÖMISCHEN RECHTS ZU ERLANGEN, PRAG, TÜBINGEN UND MÜNCHEN / RITTER DES VERDIENSTORDENS DER BAYERISCHEN KRONE / UND DES KAISERLICHEN ÖSTERREICHISCHEN ORDENS DER EISERNEN KRONE / MITGLIED DER KÖNIGLICH BAYERISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN UND DES ÖSTERREICHISCHEN REICHSRATS / EHRENDOKTOR DER PHILOSOPHIE / GESTORBEN ZU MÜNCHEN 13. SEPTEMBER 1887
Adolf Siegl: Univ.-Professor Dr. Alois von Brinz Sueviae München, Frankoniae Prag, und seine Prager Lehrtätigkeit. Einst und Jetzt, Jahrbuch des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung, Bd. 29 (1984), S. 179–184.
Roswitha Ennemoser: Bedeutende Persönlichkeiten (hier Alois von Brinz). In: Heimatbuch Weiler im Allgäu. Holzer, Weiler im Allgäu 1994.
Gabor Hamza: Entstehung und Entwicklung der modernen Privatrechtsordnungen und die römischrechtliche Tradition, Budapest 2009, S. 189–200. ISBN 978-963-284-095-6.