Alfred Traugott MörstedtAlfred Traugott Mörstedt (* 15. März 1925 in Erfurt; † 8. April 2005 in Erfurt) war ein deutscher Maler, Zeichner, Buchgestalter und Grafiker. Er schuf zwischen 1963 und 2005 ein umfangreiches künstlerisches Werk und war Mitbegründer der „Erfurter Ateliergemeinschaft“ (1963–1974), die non-konformen und kritischen Künstlern der DDR in Erfurt eine Ausstellungsmöglichkeit bot. Mörstedts Künstlername ist „ATM“, mit dem er auch die meisten seiner Werke signierte. Leben und WerkHerkunft, Schule, StudiumMörstedt wurde 1925 als Sohn eines Artisten in Erfurt geboren. Als Panzerfunker zog er ab 1943 in den Zweiten Weltkrieg, erlitt 1945 eine schwere Verwundung und kehrte nach Erfurt zurück. 1947/48 besuchte Mörstedt die Meisterschule für angewandte Kunst in Erfurt. Es folgte ab 1948 ein Studium an der Hochschule für Baukunst und Bildende Kunst in Weimar bei Hermann Kirchberger und Professor Otto Herbig. Durch seinen Professor Hanns Hoffmann-Lederer bekam Mörstedt die Klee'sche Formenlehre vermittelt. Mit der Gründung der DDR wurden Umstrukturierungen im Hochschulwesen vorgenommen, aber auch der damalige stalinistisch-sozialistische Kunstbegriff durchgesetzt. Wegen politisch nicht opportuner Ansichten im Rahmen der sog. Formalismus-Debatte wurde Mörstedt von der Hochschule gedrängt und musste sein Studium an der stärker kunsthandwerklich orientierten Hochschule für Bildende und Angewandte Kunst in Berlin-Weißensee fortsetzen. Frühe SchaffensperiodeNach seinem Studium in Erfurt, Weimar und Berlin ließ sich Mörstedt wieder in Erfurt nieder und war ab 1952 als angestellter Gebrauchswerber tätig. Daneben beschäftigte er sich mit der Kunst und Technik des Batikens. Mehrere Studienaufenthalte in der Rhön bei Batik-Altmeister Richard Dölker gaben hier wichtige Impulse. Ab 1954 war Mörstedt als Entwurfsgestalter in der vogtländischen Textilindustrie tätig. Berufstätigkeit und künstlerische Absichten ließen sich in der Beschäftigung mit der Batik verbinden, denn abstrakte Formengebilde konnten hier weitgehend frei von staatlichen Repressionen erprobt werden. Ab 1960 arbeitete Mörstedt freischaffend zunächst als Kunsthandwerker (Batik), bald auch als Maler und Grafiker in Erfurt. Erste Druckgrafik findet sich in Mörstedts Œuvre Mitte der sechziger Jahre. Mörstedt befand sich jedoch in einer Situation, die – abgesehen von Batik, von der er sich jedoch zu Gunsten von Malerei und Grafik zunehmend zurückzog – kaum eine Ausstellungsmöglichkeit von öffentlicher Seite vorsah. Daher traf er sich mit befreundeten Künstlern 1963 im Atelier des Bildhauers Waldo Dörsch in der Neuwerkstraße 29 (Haus Weinreiter) in Erfurt, um eigenständig Ausstellungen zu planen. Die aus diesem Treffen hervorgegangene „Erfurter Ateliergemeinschaft“ eröffnete am 15. Dezember 1963 ihre erste Ausstellung mit Arbeiten von Waldo Dörsch im ehemaligen Dachatelier von Rolf Dieß. Ziel der Gemeinschaft war es, sich mit den Werken und künstlerischen Ansätzen von Kollegen sowie mit ästhetischen Fragestellungen in Ost und West auseinanderzusetzen. Gezeigt werden sollten Künstler, die, ähnlich wie Mörstedt, im offiziellen Kulturbetrieb der DDR nicht ausstellen konnten. Im Zeitraum von 1964 bis 1974 realisierte die Ateliergemeinschaft insgesamt 45 Ausstellungen non-konformer und kritischer Kunst. Zudem wurde in jedem Jahr eine Grafikmappe erstellt. Die Ateliergemeinschaft schuf damit ein einzigartiges Modell einer selbstbestimmten Produktions- und Künstlergalerie in einer Zeit, die von kulturpolitischen Repressionen bestimmt war. Beobachtung durch die DDR-Staatssicherheit und RehabilitierungInformationen zu Tätigkeiten und dem Personenkreis um Mörstedt wurden ab 1976 mit der Einleitung eines „Operativen Vorganges“ unter dem Decknamen „Graphik“ vom Ministerium für Staatssicherheit der DDR beobachtet und festgehalten. Im beruflichen und privaten Alltag wurde Mörstedt wiederholt von staatlichen Stellen benachteiligt und unter Druck gesetzt. Dennoch arbeitete Mörstedt weiter an seinem künstlerischen Werk und seiner eigenen künstlerischen Entwicklung. Er hatte in der DDR und im Ausland eine bedeutende Zahl von Ausstellungen, darunter wichtige zentrale Ausstellungen wie die VIII. und IX. Kunstausstellung der DDR in Dresden. Er veröffentlichte bis in das Jahr 2005 eine Vielzahl an Werkverzeichnissen und Künstlerbüchern. Zugleich hinterließ die staatliche Repression jedoch zahlreiche Spuren in seinem Œuvre. So sind verschiedene Bildmotive und Bildtitel Anspielungen auf politische Ereignisse bzw. auf die repressive politische Lage. Auch Mörstedts Entwicklung als Künstler muss – unter anderem – vor dem Hintergrund ständiger staatlicher Bevormundung gesehen werden. 1996 erfolgte durch das Landesamt für Rehabilitierung und Wiedergutmachung die Anerkennung als politisch Verfolgter. Tod des KünstlersBis zuletzt arbeitete Mörstedt an seinen Bildfindungen und an seiner Entwicklung als Künstler. Seine letzten Lebensmonate waren von einem nochmals gesteigerten Arbeitsdrang und von Unrast auf der Suche nach neuen Bildfindungen geprägt. Dennoch konnte z. B. das Künstlerbuch „Die Verbeugung nach dem Salto mortale“ nicht mehr in der vorgesehenen Auflage vollendet werden. Erst wenige Monate vor seinem Tod empfand Mörstedt, dass er in seinem lebenslangen Ringen um eine eigene, in sich stimmige und konsistente künstlerische Ausdruckssprache am Ziel angekommen sei. Der Künstler verstarb im Alter von 80 Jahren am 8. April 2005 in Erfurt. Alfred T. Mörstedt-StiftungDie Alfred T. Mörstedt-Stiftung ist eine gemeinnützige Stiftung. Sie wurde am 15. März 2013, dem 88. Geburtstag des Künstlers, im Thüringer Landesmuseum Heidecksburg ins Leben gerufen. Stifterin war die Witwe Helga Johanna Mörstedt, die 2017 verstarb. Fast der gesamte künstlerische Nachlass von Alfred T. Mörstedt, darunter 182 Werke aus der Weimarer Studienzeit, 400 Druckgraphiken, 158 Druckplatten und -stöcke, 550 Werke auf Papier sowie zahlreiche Skizzenhefte, Batiken, illustrierte Bücher und Kataloge, wurde daher auf die Heidecksburg verbracht. Aufgabe der Stiftung ist es, das Werk Mörstedts dauerhaft zu bewahren, es zugleich wissenschaftlich aufzubereiten und öffentlich zugänglich zu machen. Seit Gründung der Stiftung werden die Kunstwerke systematisch erfasst, digitalisiert, konservatorisch behandelt, und fachgerecht archiviert. Eine erste Werkschau, unter dem Titel „Kabinettstücke“, konnte als Sonderausstellung in Zusammenarbeit mit dem Landesmuseum Heidecksburg vom 18. Oktober bis 31. Dezember 2013 gezeigt werden. Die Aufbereitung der Kunstwerke soll im Laufe des Jahres 2015 abgeschlossen werden und durch eine umfangreiche Ausstellung gefeiert werden. Damit bildet diese Ausstellung einen wichtigen Meilenstein in der Arbeit der Mörstedt-Stiftung und markiert den Übergang zur regulären Stiftungsarbeit. Diese Werkschau, die zugleich eine Jubiläumsausstellung zum 90. Geburtstag des Künstlers ist, wird am 5. September 2015 in der Reithalle der Heidecksburg eröffnet werden. Es wird eine Begleitpublikation geben. Die Stiftung ergänzt ihre Sammlung an Kunstwerken regelmäßig durch die Annahme von Schenkungen, aber auch durch Ankäufe. Der Vorstand der Stiftung besteht aus Karl-Heinz Hänel, Vorsitzendem des Stiftungsrats; Lutz Unbehaun, dem Direktor im Museum Heidecksburg; Jens Henkel, dem Kustos ebenda; Sabrina Lüderitz, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Museum Heidecksburg; Daniel Mortsch, Rudolstadt; und Adrian Mörstedt, Frankfurt am Main. Die Stiftung ist von der Thüringer Stiftungsaufsicht anerkannt. Die Gemeinnützigkeit wurde vom zuständigen Finanzamt bestätigt. Die Stiftung und der Vorstand sind im nationalen Transparenzregister eingetragen. Andenken und Ehrungen (Auswahl)
Publikationen (Auswahl)
Werke in Sammelwerken
Als Buchgestalter (Auswahl)
Literatur
Weblinks
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