Pawelczyk wurde im Februar 1933 als Sohn eines schwer Kriegsversehrten des Ersten Weltkriegs im Kreis Köslin in Pommern geboren. Er wuchs in einem Internat auf. Im Jahr 1945 wurde er vor der heranrückenden Roten Armee in die westlichen Besatzungszonen evakuiert.
Alfons Pawelczyk ist evangelisch, Vater von drei Kindern und war 66 Jahre lang mit seiner Frau Waltraud (geb. Wernau; † 2019) verheiratet.[1]
Militärischer Werdegang
Nach dem Dienst in der BereitschaftspolizeiBerlin von 1952 bis 1955 wechselte er 1956 als Soldat zum Heer der Bundeswehr. Dort wurde er bis zum Major befördert. Er war während seiner aktiven Dienstzeit u. a. Lehrer an der Heeresoffizierschule II in Hamburg. Pawelczyk wurde wegen Übernahme des politischen Mandats 1969 in den Ruhestand versetzt und wurde damit zum Major außer Dienst.
Zeitgleich mit seiner politischen Tätigkeit setzte er seinen militärischen Werdegang in der Laufbahn der Reserve fort und erreichte den DienstgradOberst der Reserve.
Sonstige Tätigkeiten
Von 1994 bis 2014 führte er die Alfons Pawelczyk Beratungsgesellschaft mbH in Hamburg.[2][3]
Von 1991 bis 1999 war er Beauftragter von Daimler Chrysler für Bundesangelegenheiten.[4] Aus Altersgründen gab er die Tätigkeit 1999 an Dieter Spöri (SPD) ab.[5]
1978 wurde er Aufsichtsratsmitglied der Studio Hamburg Atelierbetriebsgesellschaft mbH.
Im Jahr 1961 trat er in die SPD ein. Dort übernahm er den Kreisverband Hamburg-Wandsbek. Außerdem wurde er Mitglied des Landesvorstandes der SPD Hamburg. Er wurde Vorsitzender des Hamburger Arbeitskreises Sicherheit und Mitglied des Sicherheitsausschusses beim SPD-Parteivorstand. Pawelczyk galt als Abrüstungs- und Verteidigungs-Experte seiner Partei.
Bundestagsabgeordneter
In der 6.–9. Wahlperiode (1969–1980) saß Pawelczyk als Listen- (Platz 10), später Direktkandidat für den Wahlkreis Wandsbek (17.) bzw. Hamburg-Wandsbek (16.) im Deutschen Bundestag. Er erreichte 55,0 % (1972), 48,3 % (1976) und 54,5 % (1980) der Erststimmen. Pawelczyk war Ordentliches Mitglied des Verteidigungsausschusses und des Auswärtigen Ausschusses sowie Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusses. Er war auch Mitglied der Nordatlantischen Versammlung, der Parlamentarischen Versammlung und der Versammlung der Westeuropäischen Union.
Er wurde Vorsitzender des Unterausschusses Abrüstung und Rüstungskontrolle und trat wegen der damaligen Bedrohung Deutschlands und Westeuropas durch sowjetische Mittelstreckenraketen nachdrücklich für den sogenannten NATO-Doppelbeschluss als Mittel außen- und sicherheitspolitischen Drucks auf Moskau ein, in dessen Spätfolge die beiden Supermächte am Ende tatsächlich die sogenannte „Doppelte Nullösung“ vereinbarten. In dieser Haltung rückte er auch nicht ab, als die SPD nach dem Ende der Regierungszeit des Bundeskanzlers Helmut Schmidt, des Urhebers des Doppelbeschlusses, von dessen Außen- und Sicherheitspolitik abrückte.
Bürgerschaftsabgeordneter
Von 1982 bis 1991 war Pawelczyk Mitglied der Hamburger Bürgerschaft, wobei sein Abgeordnetenmandat während der Senatszeit ruhte (1982–1988).
Außerdem wurde er von 1984 bis 1988 als Hamburger Bevollmächtigten beim Bund nach Bonn entsandt und übertrug ihn das Senatsamt für den Verwaltungsdienst. Nachdem sein Nachfolger im Innenressort Rolf Lange in der Folge des sogenannten „Hamburger Kessels“ zurücktreten musste, wurde er neben seinen Ämtern zusätzlich vom 7. August 1986 bis zum 2. September 1987 in die Innenbehörde entsandt. Unmittelbar nach der Rücktrittsankündigung des Ersten Bürgermeisters erklärte auch Pawelczyk zum 31. Mai 1988 seinen Abschied.
Pawelczyk begründete im Jahr 1982 die sogenannte Fachdirektion 65 der Hamburger Polizei zur Bekämpfung der Organisierten Kriminalität, die zu dem Zeitpunkt bundesweit einmalig war.[10]
Kontroversen
Spenden der Warburg-Bank
Im September 2021 erwirkte die Staatsanwaltschaft Köln einen Durchsuchungsbefehl bei Pawelczyk wegen des Anfangsverdachts der Begünstigung zur Steuerhinterziehung. Hintergrund ist, dass Pawelczyk ein Treffen von Vertretern der M.M.Warburg & CO mit Olaf Scholz arrangierte. Jene Bank hatte zuvor Wahlkampfspenden in Höhe von 45.500 Euro an die Hamburger SPD überwiesen. Das Anliegen der Bank war es, im Zuge von Cum-Ex-Geschäften zu Unrecht bewilligte Steuererstattungen in Höhe von 47 Millionen Euro nicht an den Hamburger Fiskus zurückzuerstatten zu müssen.[11]
Siehe auch
Mitglieder des Deutschen Bundestages (6., 7., 8., 9. Wahlperiode)
Mitglieder der Hamburgischen Bürgerschaft (10., 11., 12., 13. Wahlperiode)
Pawelczyk, Alfons. In: Martin Schumacher (Hrsg.): M.d.B. – Die Volksvertretung 1946–1972. – [Quack bis Rzeznik] (= KGParl Online-Publikationen). Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien e. V., Berlin 2006, ISBN 3-7700-5224-2, S.922, urn:nbn:de:101:1-2014070812574 (kgparl.de [PDF; 221kB; abgerufen am 19. Juni 2017]).
Rudolf Vierhaus, Ludolf Herbst (Hrsg.), Bruno Jahn (Mitarb.): Biographisches Handbuch der Mitglieder des Deutschen Bundestages. 1949–2002. Bd. 2: N–Z. Anhang. K. G. Saur, München 2002, ISBN 3-598-23782-0, S. 633–634.
Alfons Pawelczyk in Internationales Biographisches Archiv 06/1989 vom 30. Januar 1989 Ergänzt um Nachrichten durch MA-Journal bis KW 02/1999, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)