Der Sohn französischer Emigranten[1] begann nach einer Zimmermannslehre 1818 ein Studium in Paris, das er nach kurzer Zeit in Karlsruhe bei Friedrich Weinbrenner fortsetzte. Reisen nach Italien und Griechenland folgten. Vor allem der Italienaufenthalt hatte dauerhafte Wirkungen auf seine Entwürfe (erwähnt seien hier das heute als „Alte Post“ bezeichnete Postgebäude und die Alsterarkaden). Nach seiner Rückkehr 1821 ließ er sich als Architekt in Hamburg nieder.[2]
Seine 1826 mit sichtbaren Backsteinen für Senator Hudtwalcker errichteten Wohnhäuser in der ABC-Straße wurden mit Befremden aufgenommen: zu der Zeit war es üblich, die Schauseite der Häuser zu verputzen und lediglich die Fleetseite unverputzt zu lassen. Erst mit dem Umbau eines Landhauses für Karl Sieveking in Hamm (in Zusammenarbeit mit dem Maler Erwin Speckter) und dem Haus für August Abendroth am Neuen Jungfernstieg wurde seine Leistung anerkannt. Ein öffentliches Amt in der Baudeputation blieb ihm jedoch verwehrt. Er legte vielbeachtete Entwürfe z. B. für den Neubau des Johanneums auf dem Domplatz (1827) vor, die unter anderem von Schinkel hoch gelobt wurden, jedoch nicht zur Ausführung kamen, da der Leiter der Baudeputation, Carl Ludwig Wimmel, den Bau zugunsten eines eigenen Entwurfes verhinderte. Auf seinen Entwurf ist der Bau der Hamburger Stadtpost am Neuen Wall zurückzuführen, dessen Portal an den Nagelsweg versetzt wurde und dort unter Denkmalschutz steht.
Für die Hamburger Börse legte er 1838 einen Entwurf als Backsteinbau vor, der jedoch nicht realisiert wurde. 1838/39 lebte er kurzzeitig in London, wo er einen Entwurf für die dortige Börse erstellte, der im Wettbewerb den zweiten Platz erreichte. Nach seiner Rückkehr entstand das Amalienstift in St. Georg (1839/40).
Nach dem Großen Brand 1842 legte er einen Plan zur Neugestaltung des künftigen Rathausmarktes vor, von dem die Alsterarkaden tatsächlich ausgeführt wurden. Der Wiederaufbau der St.-Petri-Kirche nach deren weitgehender Zerstörung – erhalten blieben lediglich Teile der nördlichen Außenwand – erfolgte nach seinem Entwurf.
Von 1847 bis 1850 verlegte Chateauneuf sein Tätigkeitsfeld nach Christiania (heute: Oslo) in Norwegen, der Heimat seiner Frau. Hier war er unter anderem am Umbau der Erlöserkirche tätig. Er kehrte erst kurz vor seinem Tod nach Hamburg zurück.
Fritz Schumacher, der noch den Nachlass Chateauneufs studieren konnte, bezeichnet dessen Werk als die „größte künstlerische Leistung Hamburgs im 19. Jahrhundert“. Hermann Hipp sieht in Chateauneuf denjenigen Architekten, der in Hamburg dem unverputzten Backstein wieder Geltung verschafft hat. Am Ende des 18. Jahrhunderts war es Mode geworden, Bauten mit einem Außenputz zu versehen. Etliche seiner Hamburger Bauten hatten wieder sichtbaren Backstein in den Fassaden, was anfangs öffentlich kontrovers diskutiert wurde. Auf seine Initiative hin gab es von der Patriotischen Gesellschaft 1836 einen Wettbewerb zur besseren und gleichmäßigen Beschaffenheit von Backsteinen, da er offenbar mit der Qualität der Steine unzufrieden war.[3]
1854: Wasserhochbehälter am Berliner Tor (abgerissen 1911)
1854: Badeanstalt Steinstraße in Hamburg (abgerissen um 1960)
1863/64: Osterkirche in Hamburg-Eilbek, nach Chateauneufs Entwurf vollendet durch Isaiah Wood
Ehrungen
Auf dem Friedhof Ohlsdorf befindet sich im Bereich des Althamburgischen Gedächtnisfriedhofs das Grabmal von Alexis de Chateauneuf. Die Chateauneufstraße in Hamburg-Hamm trägt ihm zu Ehren seinen Namen.
Seit 1999 verleiht der Architekten- und Ingenieurverein Hamburg die Chateauneuf-Medaille an Einzelpersonen oder ehrenamtlich tätige Institutionen, die sich für stadtbildprägende Bauten und Projekte eingesetzt haben.[6]
Wilhelm Melhop: Alt-Hamburgische Bauweise. Kurze geschichtliche Entwicklung der Baustile in Hamburg (dargestellt am Profanbau bis zum Wiedererstehen der Stadt nach dem großen Brande von 1842 nebst ortskundlichen und lebensgeschichtlichen Angaben). Boysen & Maasch, Hamburg 1908, S.195ff. (archive.org).
David Klemm, Hartmut Frank (Hrsg.): Alexis de Chateauneuf. 1799–1853. Architekt in Hamburg, London und Oslo. Dölling und Galitz, Hamburg, München 2000. (Schriftenreihe des Hamburger Architekturarchivs), ISBN 3-933374-75-8.
↑Vater: Pierre Basile François Delespine de Chateauneuf (1750–1799). Seit 1794 Besitzer einer Buchhandlung für italienische, englische und französische Literatur. (Quelle: Hans Schröder: Lexikon der hamburgischen Schriftsteller bis zur Gegenwart, Bd. 1, Hamburg, 1851.) Mutter: Marie Elisabeth Schniebes. Sie war die Tochter des Ratsbuchdruckers Gottlieb Friedrich Schniebes (1743–1818).
↑Hermann Hipp: Zum Backsteinbau des 19. Jahrhunderts in: Arno Herzig (Herausgeber): Das Alte Hamburg (1500-1848), Dietrich Reimer Verlag, Berlin+Hamburg, 1989, ISBN 3-496-00948-9, S. 229