Alexander DolgunAlexander Michael Dolgun (* 29. September 1926 in New York City; † 28. August 1986 in Potomac) war ein US-amerikanischer Bürger und einer der wenigen Überlebenden des während der Stalinzeit berüchtigten Suchanowka-Gefängnisses. LebenAlexander Dolgun wurde als Sohn des polnischen Einwanderers Michael Dolgun und seiner Frau Annie im New Yorker Stadtviertel Bronx geboren. 1933 ging sein Vater Michael Dolgun mit seiner Familie in die Sowjetunion, um dort in einer Autofabrik als Techniker zu arbeiten. Da ihm die sowjetischen Behörden verboten, das Land wieder zu verlassen, erlebte die Familie auch die Zeit des Großen Terrors.[1] Dolgun, der seit 1943 als Büroangestellter in der Moskauer US-Botschaft arbeitete, wurde Ende 1948 während einer Mittagspause überraschend vom MGB festgenommen. Der Spionage gegen die Sowjetunion beschuldigt, wurde er als politischer Häftling in der Lubjanka, in Lefortowo und in der Suchanowka interniert, wo er über ein Jahr lang unter Schlafentzug und Nahrungsverweigerung sowie körperlicher und psychischer Folter verhört wurde. Einen Monat kontinuierlichen Schlafentzugs überlebte Dolgun dabei nur, indem er es lernte, im Stehen zu schlafen, ohne sich dabei vom Wärter entdecken zu lassen. Um nicht das Schicksal anderer Suchanowka-Insassen zu erleiden, die ihren Verstand verloren, sofern sie die Folter überhaupt überlebten, lenkte er sich durch Gedankenspiele und Kopfrechnen ab, maß mit einfachsten Mitteln seine Zelle aus oder wanderte in Gedanken von Moskau quer durch Europa und über den Atlantik gen Amerika. Schließlich wurde Dolgun zu 25 Jahren Gulag verurteilt und im kasachischen Dscheskasgan interniert. Zwischenzeitlich holte ihn der stellvertretende Minister für Staatssicherheit, Michail Rjumin, für einen Schauprozess nach Moskau zurück und führte die brutale Folterung höchstpersönlich fort, bis Dolgun diverse Verschwörungen gegen die Sowjetunion zugab. Nach politischen Verwerfungen wurde Dolgun zurück nach Dscheskasgan geschickt, wo er bis zu seiner Freilassung 1956 interniert blieb. Danach ließ er sich in Moskau nieder, wo er jedoch keinen Kontakt zu US-Behörden aufnehmen durfte. Er erfuhr, dass auch seine Eltern gefoltert worden waren und seine Mutter schwer psychisch geschädigt blieb. Dolgun fand im sowjetischen Gesundheitsamt eine Anstellung als Übersetzer medizinischer Zeitschriften in das Englische. Zu der Zeit nahm er Kontakt zu anderen Gulag-Überlebenden auf, darunter Georg Tenno und Alexander Solschenizyn, der Teile seiner Lebensgeschichte für sein Buch Der Archipel Gulag verarbeitete. Dolgun heiratete 1965 seine Frau Irene und wurde Vater eines Sohnes, Andrew. Nach dem Tod seiner Eltern konnte er 1971 dank der Bemühungen seiner 1946 aus der Sowjetunion geflohenen Schwester und des US-Botschafters das Land verlassen und kehrte zurück in die USA, nach Rockville, Maryland, wo er bei den National Institutes of Health arbeitete. 1975 veröffentlichte er zusammen mit Patrick Watson, ebenso ehemaliger Gulag-Insasse, seine Erfahrungen in den sowjetischen Straflagern (Alexander Dolgun’s Story: An American in the Gulag). Für die Zeit von 1949 bis 1956 erhielt er 1972 von der US-Botschaft eine Nachzahlung in Höhe von 22.000 Dollar, die er als „peanuts“ bezeichnete und zumindest eine reguläre Verzinsung einforderte. Aufgrund seiner stark angegriffenen Gesundheit starb Dolgun am 28. August 1986 mit 59 Jahren an Nierenversagen. Zitat
Literatur
Einzelnachweise
|