Alea iacta estAlea iacta est ist die lateinische Übersetzung eines griechischen Ausdrucks. Übersetzt bedeutet er in etwa: „Der Würfel ist geworfen (worden)“. Er beschreibt die Situation nach einem Ereignis/einer Handlung, dessen/deren Ausgang nicht mehr beeinflusst werden kann. Traditionell wird er leicht unterschiedlich übersetzt, nämlich als „der Würfel ist gefallen“ oder – unter Vernachlässigung des Numerus – „die Würfel sind gefallen“. In dieser Form wird der Ausspruch als Sprichwort verwendet und soll bedeuten, dass bestimmte Geschehnisse unumkehrbar sind oder unausweichlich bevorstehen. Eine ähnliche, ebenfalls übliche Bedeutung ist „die Sache ist entschieden“. QuellenSuetonUnsere Verwendung dieses Ausspruchs in der lateinischen Formulierung geht auf Suetons Biographie von Gaius Iulius Caesar zurück: Am 10. Januar 49 v. Chr. erschien jener mit seiner Armee am Rubikon, dem Grenzfluss zwischen der Provinz Gallia cisalpina und dem italienischen Kernland, das kein römischer Feldherr mit seinen Truppen betreten durfte. Zunächst soll Caesar gesagt haben:
– Sueton: Divus Iulius 31 Während er noch unschlüssig verharrte, sei eine riesige Gestalt erschienen, habe einem seiner Trompeter das Instrument entrissen, Alarm geblasen und den Fluss durchschritten. Daraufhin habe Cäsar gesagt:
– Sueton: Divus Iulius 32 Damit machte Caesar deutlich, dass seine Tat unwiderruflich Folgen haben würde, deren Ausgang jedoch noch nicht absehbar war. PlutarchNach den parallelen Quellen hat sich Cäsar als gebildeter Patrizier allerdings des griechischen Ausdrucks „ἀνερρίφθω κύβος“ [anerriphtho kybos] bedient.[1] So berichtet Plutarch:
– Plutarch: Leben des Caesar 32, 7–8 Die Erwähnung des Asinius Pollio deutet darauf hin, dass sich Plutarch (wie schon Sueton) bei seinem Bericht auf den Augenzeugen Pollio stützte, von dem bekannt ist, dass er ein (heute verlorenes) Geschichtswerk über den Bürgerkrieg verfasst hatte. Auch die dem Asinius Pollio gewidmete Ode II 1 von Horaz enthält eine Anspielung (periculosae plenum opus aleae, Vers 6), die diese Annahme stützt. Im Leben des Pompejus berichtet Plutarch explizit, dass der Ausspruch auf Griechisch gefallen sei:
– Plutarch: Leben des Pompejus 60, 2 AppianAppian zitiert den Ausspruch invertiert und mit Artikel („ho kybos anerriphtho“):
– Appian: Die Bürgerkriege II, 35 Auch hieraus geht hervor, dass es sich um eine oft verwendete Redensart handelte. MenanderNach Athenäus von Naukratis ist der Ausspruch selbst schon spätestens im 3. Jahrhundert v. Chr. bei Menander belegt[3]:
– Menander: Arrephoros oder Auletris, zitiert nach Athenäus von Naukratis: Gastmahl der Gelehrten XIII, 8 Historischer HintergrundDie Überschreitung des Rubikon ist folgendermaßen zu sehen: Im Triumvirat mit Pompejus und Crassus war Caesar das deutlich schwächste Mitglied gewesen. Durch den Tod des Crassus im Jahre 53 v. Chr. und seine eigenen Erfolge im Gallischen Krieg bis 51 v. Chr. hatte sich das Gleichgewicht zu Cäsars Gunsten verschoben. Pompejus plante daher, den Gegner durch ein Gerichtsverfahren auszuschalten. Dazu musste er das Ende von Caesars Statthalterschaft in Gallien und Illyrien abwarten und dann verhindern, dass Cäsar ein neues Amt erwarb, welches ihm eine neue Immunität eingebracht hätte. Caesars Dilemma war, dass er als Provinzstatthalter Rom nicht betreten durfte, sich jedoch in Rom als Konsul zur Wahl stellen wollte. Hätte er auch nur für die kurze Zeit seiner Bewerbung sein Amt niedergelegt, hätte man ihn unter Anklage stellen können, wie sein Feind Cato schon angekündigt hatte. Die Volkstribunen hatten zwar für Caesar eine Ausnahmeregelung geschaffen, dass er sich auch in Abwesenheit um das Konsulat bewerben durfte, sein Gegner Pompejus hatte diese Regelung jedoch ausgehebelt. Der Rubikon war nun die Grenze zwischen Caesars Provinz Gallien und Italien. Als Caesar am 10. Januar 49 v. Chr. den Rubikon überschritt – vorgeblich, um die Befugnisse der Volkstribunen gegen die Maßnahmen des Pompeius zu schützen –, beging er einen klaren Rechtsverstoß. Damit wurde die bis dahin unterschwellige Feindschaft offenbar und der Bürgerkrieg brach aus. Caesars Gegner, die im Glauben waren, er sei mit seiner ganzen Heeresmacht in Italien eingefallen, ergriffen sofort die Flucht. Caesar war jedoch, um schneller zu sein, mit lediglich 5300 Mann angerückt.[4] Die eigentliche Entscheidung fiel erst etliche Monate später in der Schlacht von Pharsalos. Der Ausspruch bezieht sich einerseits auf die nunmehr unwiderruflich eintretenden Rechtsfolgen der begangenen Gesetzesübertretung – der Würfel ist in der Luft und nicht mehr in der Hand –, andererseits auf das Risiko des unklaren Ausgangs: der Würfel kann auf jede Seite fallen. Hier wird der Unterschied zur geläufigen deutschen Übersetzung besonders deutlich. Siehe auchWeblinksWikiquote: Gaius Julius Caesar – Zitate
Wikisource: Plutarch, Caesar - griechisch – Quellen und Volltexte (griechisch)
Anmerkungen
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