Alburnus Maior war eine römische Siedlung an der Stelle des heutigen Bergwerkdorfes Roșia Montană in Siebenbürgen (Rumänien). Es war eine bedeutende Siedlung von Bergarbeitern, die dem illyrischen (dalmatischen) Stamm der Pirusten (lateinisch Pirustae) angehörten.
In der Rechtsgeschichte ist Alburnus Maior vor allem wegen der 25 Wachstafeln von Bedeutung, die in den dortigen Stollen gefunden worden sind. Sie gehören zu den wenigen Zeugnisse des antiken täglichen Rechtslebens und sind unschätzbare Quellen der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Ende des 18. und in der Mitte des 19. Jahrhunderts waren in den verlassenen Goldminen insgesamt rund 50 römische Inschriftentafeln gefunden worden, von denen 25 erhalten werden konnten. 24 Tafeln wurden in lateinischer Sprache, eine auf Griechisch verfasst. Ihre Entstehung erfolgte sowohl in Alburnus Maior selbst (neun Tafeln), als auch an anderen Orten, wie in den Canabae des Legionslagers von Apulum. 13 der Tafeln beinhalten ein konkretes Datum, sie lassen sich auf den Zeitraum zwischen dem 6. Februar 131 und dem 25. Mai 169 datieren.[1] 12 Tafeln sind undatiert.[2] Inhaltlich handelt es sich um Verträge des bürgerlichen Rechts, die sich unter anderem auf den Erwerb von Häusern und Sklaven sowie auf Arbeits- und Mietverhältnisse beziehen. Insgesamt werden auf den Tafeln die Namen von 97 Personen erwähnt, unter denen sich auch Kinder befinden. Die meisten trugen römische Namen, 42 besaßen das römische Bürgerrecht, die anderen waren Peregrine (= fremd, ausländisch) und Sklaven. Die Träger des römischen Bürgerrechts treten als Bankiers, Pächter, Sklavenhändler, Schreiber und Militärs in Erscheinung, unter den Peregrinen befinden sich hauptsächlich Bergarbeiter und Tagelöhner. Durch die große soziale Differenzierung der genannten Personen stellen die Tafeln eine besonders wertvolle Quelle dar.
Die Wachstäfelchen befinden sich heute in den Museen von Budapest, Cluj-Napoca und Blaj, sowie in der Battyani-Bibliothek von Alba Iulia.[3]
Numeruskastell Abrud
Der Schutz der Bergwerke (und möglicherweise die Beaufsichtigung der Arbeiten darinnen) oblag einem Numerus, der in dem nahe, auf einem Hochplateau gelegenen Kastell Abrud stationiert war.
Einem Aufruf des Historikers Géza Alföldy folgten mehrere Wissenschaftler aus internationalen Gemeinschaften und wissenschaftliche Institutionen und appellierten an die rumänischen Behörden, die Zerstörung der römischen Bergbaustätte von Roșia Montană / Alburnus Maior – ein einzigartiges Denkmal des antiken römischen Bergbaus – zu verhindern.[4]
Nicolae Gudea: Der Dakische Limes. Materialien zu seiner Geschichte. In: Jahrbuch des Römisch Germanischen Zentralmuseums Mainz. 44, 2, 1997, S. 39, (Digitalisat).
Nicolae Gudea und Thomas Lobüscher: Die Schreibtäfelchen von Alburnus Maior. In Dies.: Dacia. Eine römische Provinz zwischen Karpaten und Schwarzem Meer. Zabern, Mainz 2006, ISBN 978-3-8053-3415-0, S. 56.
Csaba Szabó u. a.: Digitising a Roman Tabula cerata from Alburnus Maior (Roșia Montană, Jud. Alba/Ro). In: Archäologisches Korrespondenzblatt. Band 52, 2022, S. 521–544, hier S. 521 f.
Sandrine Baron: Lead isotope analyses of gold–silver ores from Roşia Montană (Romania). A first step of a metal provenance study of Roman mining activity in Alburnus Maior (Roman Dacia). Journal of Archaeological Science Volume 38, Issue 5, May 2011, S. 1090–1100.
Carmen Ciongradi: Die römischen Steindenkmäler aus Alburnus Maior. Mega, Cluj-Napoca 2009.
Paul Damian (Hrsg.): Alburnus Maior I. Editura CIMEC, București 2003, ISBN 973-7930-00-2 (Grabungsberichte zu Untersuchungen mehrerer Wohnbereiche, Heiligtümer und Nekropolen von Alburnus Maior; zusammenfassende Analyse der Untersuchungen zum antiken Bergbau).
Paul Damian (Hrsg.): Alburnus Maior III. Necropola romană de incineraţie de la Tăul Corna. Partea I. Editura Mega, Cluj-Napoca 2008, ISBN 978-973-1868-43-1.
Corina Ionescu, Lucreţia Ghergari und Ovidiu Ţentea: Interdisciplinary (mineralogical-geological-archaeological) study on the tegular material belonging to the legion XIII Gemina from Alburnus Maior (Roşia Montană) and Apulum (Alba Iulia). Possible raw materials sources. Cercetări arheologice 13 (2006), S. 413–436, (Digitalisat).
Heather Ann Pundt: Mining Culture in Roman Dacia. Empire, Community, and Identity at the Gold Mines of Alburnus Maior ca.107-270 C.E. Portland State University, 2012, (Digitalisat).
Mihaela Simion, Virgil Apostol, Decebal Vleja: Alburnus Maior II. Monumentul funerar circular = The Circular Funeral Monument. DAIM, Bukarest 2005, ISBN 973-87003-5-3.
Ovidiu Ţentea: Bath and Bathing at Alburnus Maior / Băile Romane de la Alburnus Maior. Mega Publishing House Romania, Cluj-Napoca 2015, ISBN 978-606-543-429-5, (Digitalisat).
Apostol Virgil: Funerary architecture in Alburnus Maior (Roșia Montană). The circular monument. N.S., 48–49, Bucharest 2004–2005, S. 249–282, (Digitalisat).
↑Nicolae Gudea und Thomas Lobüscher: Die Schreibtäfelchen von Alburnus Maior. In Dies.: Dacia. Eine römische Provinz zwischen Karpaten und Schwarzem Meer. Zabern, Mainz 2006, ISBN 978-3-8053-3415-0, S. 56.