Dieser Artikel behandelt die in der Provinz Britannia stationierte Ala I Augusta Gallorum Proculeiana. Zu weiteren Einheiten mit diesem Namen siehe Ala Augusta.
Die Ala I Augusta Gallorum Proculeiana [Gordiana] [ob virtutem appellata] (deutsch1. Ala die Augusteische der Gallier des Proculeius [die Gordianische] [für Tapferkeit ausgezeichnet]) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome und Inschriften belegt. In dem Militärdiplom von 98/114 und einigen Inschriften[1] wird sie als Ala Augusta bezeichnet, in anderen Inschriften[2] als Ala Augusta ob virtutem appellata und in dem Diplom von 122 als Ala Augusta Gallorum.
Der Grund für die verschiedenen Namensvarianten dürfte darin liegen, dass in den offiziellen Dokumenten der röm. Verwaltung, wie z. B. in den Militärdiplomen, der Name verwendet wurde, unter dem die Einheit im officium des Provinzgouverneurs bekannt war. Private, nicht-offizielle Inschriften wie z. B. Grabsteine und Weihealtäre verwendeten dagegen den Namen, unter dem die Einheit gewöhnlich bekannt war.[3]
I: Die römische Zahl steht für die Ordnungszahl die erste (lateinischprima). Daher wird der Name dieser Militäreinheit als Ala prima .. ausgesprochen.
Augusta: die Augusteische. Die Ehrenbezeichnung bezieht sich auf Augustus.[A 1]
Gallorum: der Gallier. Die Soldaten der Ala wurden bei Aufstellung der Einheit aus den verschiedenen Stämmen der Gallier rekrutiert.
Proculeiana: des Proculeius. Die Reitereinheiten der Gallier wurden oft nach einem ihrer ersten Kommandeure benannt. Als möglicher Namensgeber wird Gaius Proculeius genannt.[A 2] Der Zusatz kommt in den Militärdiplomen von 125 bis 158 vor.
Gordiana: die Gordianische. Eine Ehrenbezeichnung, die sich auf Gordian III. (238–244) bezieht. Der Zusatz kommt in einer Inschrift[4] vor.
ob virtutem appellata: für Tapferkeit ausgezeichnet. Der Zusatz kommt in mehreren Inschriften[2] vor.
Da es keine Hinweise auf den Namenszusatz milliaria (1000 Mann) gibt, war die Einheit eine Ala quingenaria. Die Sollstärke der Ala lag bei 480 Mann, bestehend aus 16 Turmae mit jeweils 30 Reitern.
Die Einheit wurde vermutlich unter Augustus aufgestellt. Wahrscheinlich war sie im 1. Jh. n. Chr. in Germania stationiert, da zwei ihrer Soldaten aus dem Volksstamm der Treverer rekrutiert wurden. Möglicherweise war die Ala dann Teil der Truppen, die unter Führung von Aulus Plautius um 43 mit der Eroberung Britanniens begannen.[6]
Der erste Nachweis in Britannien beruht auf einem Diplom, das auf 98/114 datiert ist. In dem Diplom wird die Ala als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Britannia) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 122 bis 158 datiert sind, belegen die Einheit in derselben Provinz.
Der letzte Nachweis der Ala beruht auf einer Inschrift,[4] die auf 242 datiert ist.
Standorte
Standorte der Ala in Britannia waren möglicherweise:
Cilurnum (Chesters): zwei Inschriften[9] wurden hier gefunden. Vermutlich war die Einheit um 132 in Chesters stationiert.[7]
Lancaster: zwei Inschriften[10] wurden hier gefunden. Möglicherweise war die Ala die erste Einheit, die in Lancaster stationiert wurde, vermutlich unter Quintus Petillius Cerialis um 71/74.[11]
2523 ‒ ala Augusta. Roman Inscriptions of Britain (RIB), abgerufen am 9. Februar 2020 (englisch).
Literatur
John E. H. Spaul: Ala². The Auxiliary Cavalry Units of the Pre-Diocletianic Imperial Roman Army. Nectoreca Press, Andover 1994, ISBN 0-9525062-0-3.
Anmerkungen
↑Laut John E. H. Spaul wurden Einheiten, die in ihrem Namen die Bezeichnung Augusta führen, unter Augustus aufgestellt. Laut David Shotter wurde der Einheit die Ehrenbezeichnung Augusta durch Domitian (81–96) verliehen.
↑Laut John E. H. Spaul wurde dies von Eric Birley vorgeschlagen.
↑ abDie Zuordnung zu der Einheit ist unsicher bzw. umstritten.
↑Paul A. Holder: A Roman Military Diploma from Ravenglass, Cumbria. In: Bulletin of the John Rylands Library. Band 79, Nummer 1 (1997), S. 3–42, hier S. 11–12 (PDF).
↑Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 157 Tabelle 1 (PDF).