Adventhaus oder Adventkapelle, aber auch Haus der Adventhoffnung, ist die im deutschen Sprachraum zum Teil bis heute übliche Bezeichnung eines Kirchen- oder Kapellengebäudes sowie religiöser Gemeindezentren der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten. Die Bezeichnung ist abgeleitet vom lateinischen adventus, was so viel wie „Ankunft“ bedeutet und eine Anspielung auf die Parusie (Wiederkunft Christi) darstellen soll. Die einfache Bezeichnung „Haus“ folgt in der Regel der bis etwa in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stark gepflegten bewussten sprachliche Absetzung zum Begriff „Kirche“ oder „Kapelle“.
Wie die meisten Sakralbauten der Adventisten in Europa sind Adventhäuser in der Regel sehr schlicht, sowohl in der Bauweise als auch in der Innenausstattung. Kirchtürme oder gar Glockentürme sind selten zu finden, zum Beispiel im bayerischen Penzberg und Bad Aibling. Lediglich ein Kreuz ohne Korpus als Symbol für den Kreuzestod Jesu Christi ist üblicherweise im Gebäude angebracht, oft auch außen.
Bei der Gestaltung der Kapelle der Theologischen Hochschule Friedensau, die 1902 erbaut wurde und eine der ältesten Adventkapellen in Deutschland ist, wurde bewusst auf jegliches Kreuzsymbol verzichtet. Stattdessen befindet sich an der Stirnseite ein Rosettenfenster mit sieben Metern Durchmesser, in dessen Mittelpunkt ausdrucksstark ein Christusmonogramm integriert ist. Die Erbauer wollten damit eine Tradition aufgreifen, die noch älter als die der Kreuzsymbolik ist.
In Österreich sind nur die größten Kirchgemeinden in Wien, Salzburg und Innsbruck als Adventhäuser bekannt. Das österreichische Adventhaus schlechthin ist das Gebäude in der Wiener Nußdorfer Straße, dessen großer Gemeindesaal ursprünglich ein Theater war. In der Schweiz wird das Gemeindehaus in Basel am Rümelinbachweg als Adventhaus bezeichnet.
Da in Adventgemeinden keine Kindertaufe, sondern eine Taufe von Jugendlichen und Erwachsenen durch Untertauchen durchgeführt wird, haben viele Adventhäuser ein großes Taufbecken im Gebäude integriert. Es befindet sich in der Regel im Boden eingelassen, vorne unter oder neben dem Abendmahlstisch, ist aber zumeist unauffällig abgedeckt.
Adventhaus (Leipzig), Karl-Heine-Straße 8, vereinfachter Wiederauf- und Umbau – nach Kriegszerstörung – einer 1891 durch die Architekten Schmidt & Johlige ursprünglich für Paul Mädler errichteten großbürgerlichen Villa[6]
Ehem. Adventkapelle Solingen, geweiht 1913, Donaustraße 21 in Solingen-Ketzberg, Zustand im Jahr 2011
Literatur
Irmgard Simon: Die Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten in volkskundlicher Sicht bei Bruno Schier / Martha Bringemeier (Herausgeber) in Schriften der Volkskundlichen Kommission des Landschaftsverbandes Westfalen Westfalen-Lippe, Heft 16, Verlag Aschendorff, Münster 1965
Einzelnachweise
↑G. Rönisch: Kapellenweihe in Charlottenburg. In: Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland [BRD+ Westberlin] (Hrsg.): Der Adventbote Gemeindeblatt der Siebenten-Tags-Adventisten. Band51, Nr.10. Advent-Verlag, Hamburg 15. Mai 1952, S.157.
↑Unser Gemeindehaus in Dresden-Striesen. In: adventhaus-dresden.de. Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Sachsen K.d.ö.R., archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. Februar 2022; abgerufen am 19. Februar 2022.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/adventhaus-dresden.de
↑Stefan Adam, Saskia Fuchs, Michael Teichrib (Redaktionsteam): 100 Jahre Siebenten-Tags-Adventisten in Dortmund [Festschrift]. Hrsg.: Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Nordrhein-Westfalen K.d.ö.R. - Adventgemeinde Dortmund. Metro-Druck, Bonn, Dortmund 11. Oktober 2003.
↑ abPaulus Langhoff: Zwei neue Gotteshäuser in Hamburg. In: Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland [BRD+ Westberlin] (Hrsg.): Der Adventbote Gemeindeblatt der Siebenten-Tags-Adventisten. Band53, Nr.5. Advent-Verlag, Hamburg 1. März 1954, S.75f.
↑Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Nordrhein-Westfalen K. d.ö.R. - Adventgemeinde Köln (Hrsg.): 100 Jahre Siebenten-Tags-Adventisten in Köln [Festschrift]. Metro-Druck / Bonn, Köln 2002, S.17ff.
↑Hella Schneider, Johannes Wilde, Arbeitskreis "Geschichte der Adventgemeinde Leipzig": Gemeinde-Chronik Adventgemeinde Leipzig [Festschrift]. Hrsg.: Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Sachsen K.d.ö.R. - Adventgemeinde Leipzig. Leipzig 2000, S.24ff.
↑Adventgemeinde. In: Salzburg-Wiki / salzburgwiki.at. Salzburger Nachrichten, abgerufen am 19. Februar 2022.
↑Cesare Lazaros Borgia: Adventhaus [Barmen, Mühlenweg 3-5]. In: Sigrid Lekebusch, Florian Speer (Hrsg.): Kirchen und Gottesdienststätten in Wuppertal (Kirchen und Gottesdienststätten in Barmen, Bd. 2), Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde des Wuppertals. 43 (Bergischen Geschichtsverein e. V. (BGV) in Wuppertal). Verlagsdruckerei Schmidt GmbH / Neustadt an der Aisch, Wuppertal 2008, ISBN 978-3-87707-721-4, S.251ff.
↑Gerhard Suckert: Durch persönliche Opfer zum Ziel. In: Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland [BRD+Westberlin] (Hrsg.): Der Adventbote Gemeindeblatt der Siebenten-Tags-Adventisten. Band57, Nr.5. Advent-Verlag, Hamburg 1. März 1958, S.77f.