Adolf Voll wurde als am 15. Mai 1881 in München geboren und hatte fünf Schwestern. Sein Vater, Karl Voll, war Dekorationsmaler und betrieb ein Geschäft in der Münchner Innenstadt.[1]
Man kann davon ausgehen, dass vor allem Theodor Fischer Einfluss auf Voll hatte und ihn mit der Reformarchitektur, ihrer Einfachheit und Schlichtheit, und den Ideen der Gartenstadtbewegung vertraut machte.[2]
Beruflicher Werdegang
Voll arbeitete ab 1907 als freiberuflicher Architekt in Fürstenfeldbruck. Aus demselben Jahr stammt sein erster bekannter Planungsauftrag: das Wohnhaus an der heutigen Dachauer Straße 63[3] für den MalerEugen von Ruckteschell (1850–1928).
1908 erhielt Voll das „Bürgerrecht“ in Fürstenfeldbruck, am 29. März desselben Jahres heiratete er die Malerin Ernestine Josepha Ortlieb, genannt Erna. Von 1909 bis 1910 erbaute er an der Emmeringer Straße sein eigenes Wohnhaus.[4]
Nach anfänglichen Diskussionen wurde Voll mit der Planung des neuen städtischen Schlachthofs beauftragt, der 1911 fertig gestellt wurde.[5]
Bis zum Ersten Weltkrieg, in dem Adolf Voll Kriegsdienst leistete, wurden einige Künstler in Fürstenfeldbruck sesshaft. Darunter Maler wie Henrik Moor, der mit der Familie Voll befreundet war und das Ehepaar porträtierte. Die Künstler ließen durch den Bau der ersten Landhäuser und Villen entlang der Amper Villenkolonien entstehen. Adolf Voll plante einige dieser Künstlervillen.[6] 1930 erbaute Voll das Lichtspielhaus in Fürstenfeldbruck.
Adolf Voll war Mitglied im Bund Deutscher Architekten (BDA), der 1933/1934 im Zuge der Gleichschaltung in die Fachgruppe Baukunst (auch Fachgruppe Architekten) der Reichskammer der Bildenden Künste überführt wurde. Die Mitgliedschaft in der Kammer war die gesetzliche Voraussetzung, um während der Zeit des Nationalsozialismus selbständig als Architekt zu arbeiten. Sowohl der NSDAP als auch dem neu gegründeten, an den nationalsozialistischen Kulturidealen ausgerichteten Fürstenfeldbrucker Kunstring trat Adolf Voll aus Überzeugung nicht bei. Dies führte zwar zu einem Rückgang, allerdings nicht zu einem vollständigen Ausbleiben von privaten und öffentlichen Aufträgen.
Adolf Voll war ein vielseitiger Planer, der sowohl prächtige und repräsentative Villen als auch Wohnungsbauten für die einfache Bevölkerung erbaute. Zu seinem Aufgabengebiet gehörten auch städtebauliche Planungen sowie technische Bauaufgaben. Zu den „Stammkunden“ unter seinen Bauherrn gehörte unter anderem der Magistrat der Gemeinde Fürstenfeldbruck.
Kulturelles Engagement
Adolf Voll beteiligte sich aktiv am kulturellen Leben in Fürstenfeldbruck. Er gründete den örtlichen Verkehrsverein, der den Fremdenverkehr fördern sollte. Ziel war außerdem, der Stadt kulturellen Aufschwung zu verschaffen und Kunstausstellungen zu veranstalten. Voll war auch Vorsitzender des Fürstenfeldbrucker Verschönerungsvereins.
1924 war Adolf Voll an der Gründung der Künstlervereinigung Fürstenfeldbruck beteiligt. Sein Freund, der Maler Max Landschreiber (1880–1961), wurde erster Vorstand. Sie organisierten bis zur Gleichschaltung durch die Nationalsozialisten 1933 einige Verkaufsausstellungen und gesellige Feste in Fürstenfeldbruck.
Politisches Engagement
Politisch war Adolf Voll von 1920 bis 1929 Mitglied der Zentrumspartei und als zweiter Bürgermeister von Fürstenfeldbruck tätig. Der NSDAP trat er nicht bei und zog sich aus der Kommunalpolitik und dem öffentlichen Leben zurück. Im Zweiten Weltkrieg wurde er nicht zum Kriegsdienst eingezogen. Nach dem Krieg saß er als Mitglied der CSU von 1946 bis 1948 im Stadtrat von Fürstenfeldbruck und war dort als Kulturreferent tätig.
Tod
Adolf Voll verstarb im Kreise seiner Familie am 22. März 1965 in Fürstenfeldbruck an den Folgen einer Krebserkrankung. Er wurde auf dem Alten Brucker Friedhof in Fürstenfeldbruck beigesetzt.[7]
Mitgliedschaften
Gründundsmitglied des Verkehrsvereins Fürstenfeldbruck
Vorsitzender des Verschönerungsvereins Fürstenfeldbruck
Gründungsmitglied der Künstlervereinigung Fürstenfeldbruck
Mitglied im Bund Deutscher Architekten (BDA) und in der Reichskammer der bildenden Künste
1920–1929 Mitglied in der Zentrumspartei, zeitweise zweiter Bürgermeister von Fürstenfeldbruck
Mitglied der CSU, im Stadtrat von 1946 bis 1948, Kulturreferent[1]
Bauten und Entwürfe
Die Liste nennt Bauten Adolf Volls sortiert nach Bauaufgaben, angegeben werden die Auftraggeber und das Jahr der Entwürfe. Wenn nicht anders angegeben, befinden sich die Bauwerke in Fürstenfeldbruck.[8]
Wohnhäuser
Dachauer Straße 63 (1907)
Pucher Straße 54 (1912)
Pucher Straße 58 (1923)
Pucher Straße 56 (1926)
Pucher Straße 60 (1928)
Dachauer Straße:
Hausnummer 63, Eugen von Ruckteschell (Maler), 1907
Hausnummer 54, Johann Schmidinger (Oberregierungsrat a. D.), 1927
Hausnummer 56, Dr. Hans Erich Blaich (Arzt und Schriftsteller, Künstlername Dr. Owlglass), 1931
Emmeringer Straße:
Hausnummer 2, eigenes Wohnhaus, 1909
Hausnummer 6, Anna von Wahl (Malerin), 1913
Hausnummer 8, Anton Schmitt (Amtsgerichtsrat), 1934
Hausnummer 53, Oberst Dietrich, 1913
Mühlanger:
Hausnummer 4, genannt Falk-Villa, Anton Aumiller, 1923
Hausnummer 56, genannt „Landschreibervilla“, Hyazinth Buck (Hafnermeister), später bewohnt durch den Maler Max Landschreiber, 1926
Hausnummer 58, Fridolin Gedon (Bildhauer), 1923
Hausnummer 60, Andreas Stöckle (Krankenhausarzt), 1928
Geschosswohnungsbauten nach Volls Entwurf entstanden u. a. an der Landsberger Straße, Unfaltstraße, Schöngeisinger Straße, Puchermühlstraße und Fürstenfelder Straße.
Knabenschule Dießen, Gemeinde Dießen und St. Georgen, Dießen am Ammersee, fertiggestellt 1913[12]
Schulweg 2, Umbau der städtischen Knabenschule, 1926
Bismarckstraße, Kreislandwirtschaftsschule, 1950
Sakralbauten
Privatkapelle für Julie Mayr, 1936
Kapelleneinbau für das Theresianum, 1947
Außerdem entstanden etliche Grundstücksabschlüsse, Nebengebäude, landwirtschaftliche Gebäude und Industriebauten (Transformatorenhäuschen, Kesselanlagen usw.).
Ausstellungen
Im Mai 2015 wurde die Ausstellung „Adolf Voll – Architekt seiner Zeit“ im Haus 10 in Fürstenfeldbruck eröffnet,[13] die erstmals über sein Leben und Werk informierte. Die Ausstellungsorganisation hatten Kadir Kara, Klaus Landschreiber, Hermann Ludwig, Susanne Poller und Aline Pronnet inne.[14]
Literatur
Ausstellungskatalog
Kadir Kara, Klaus Landschreiber, Hermann Ludwig, Susanne Poller, Aline Pronnet (Hrsg.): Adolf Voll, Architekt seiner Zeit. (Begleitpublikation zur gleichnamigen Ausstellung vom 23. Mai bis zum 7. Juni 2015 in den Räumen der Interessengemeinschaft Kultur e.V. in der Kulturwerkstatt HAUS 10) Selbstverlag, Fürstenfeldbruck 2015.
Bachelor-Arbeit
Aline Pronnet: Die Geschichte und die architektonische Ausführung des Gebäudekomplexes Schlachthof-Warmbad von Adolf Voll in Fürstenfeldbruck. unveröffentlichte Bachelor-Arbeit am Institut für Kunstgeschichte der Ludwig-Maximilians-Universität München, München 2015.
Facharbeiten
Corinna Lindörfer: Das Lichtspielhaus in Fürstenfeldbruck. unveröffentlichte Facharbeit im Leistungskurs Kunst am Viscardi-Gymnasium Fürstenfeldbruck, Fürstenfeldbruck 2015.
Aline Pronnet: Das historische Warmbad am Alten Schlachthof Fürstenfeldbruck. Geschichte, Zustand und mögliche Nutzung für die Zukunft. Facharbeit im Leistungskurs Kunst am Viscardi-Gymnasium Fürstenfeldbruck, Fürstenfeldbruck 2010. (online, PDF; 19,9 MB)
Kadir Kara: Adolf Voll und seine Spuren in Fürstenfeldbruck. Facharbeit im Leistungskurs Kunst am Viscardi-Gymnasium Fürstenfeldbruck, Fürstenfeldbruck 2008. (online, PDF; 2,2 MB) (veröffentlicht auch in: Kadir Kara: Der Architekt Adolf Voll und dessen Spuren in Fürstenfeldbruck – seine Bauwerke in Fürstenfeldbruck. In: Amperland, heimatkundliche Vierteljahresschrift für die Kreise Dachau, Freising und Fürstenfeldbruck, Jahrgang 2009, Heft 1, S. 354–357 (Teil 1) / Heft 2, S. 366–372 (Teil 2).
↑ abcd
Aline Pronnet, Kadir Kara: Auf den Spuren des Architekten Adolf Voll. In: Kadir Kara, Klaus Landschreiber, Hermann Ludwig, Susanne Poller, Aline Pronnet (Hrsg.): Adolf Voll, Architekt seiner Zeit. Selbstverlag, Fürstenfeldbruck 2015, S.14–17.
↑Kadir Kara: Die Behaglichkeit des Wohnens. In: Kadir Kara, Klaus Landschreiber, Hermann Ludwig, Susanne Poller, Aline Pronnet (Hrsg.): Adolf Voll, Architekt seiner Zeit. Selbstverlag, Fürstenfeldbruck 2015, S.22–23.
↑Hermann Ludwig: Das eigene Wohnhaus als Visitenkarte des Architekten Adolf Voll. In: Kadir Kara, Klaus Landschreiber, Hermann Ludwig, Susanne Poller, Aline Pronnet (Hrsg.): Adolf Voll, Architekt seiner Zeit. Selbstverlag, Fürstenfeldbruck 2015, S.24–25.
↑ abAline Pronnet: Der von Adolf Voll geplante Gebäudekomplex Schlachthof-Warmbad als Meilenstein für das Hygienebewusstsein der Fürstenfeldbrucker Bevölkerung. In: Kadir Kara, Klaus Landschreiber, Hermann Ludwig, Susanne Poller, Aline Pronnet (Hrsg.): Adolf Voll, Architekt seiner Zeit. Selbstverlag, Fürstenfeldbruck 2015, S.26–29.
↑ abAline Pronnet, Kadir Kara: Wohnen in Landhäusern, Villen, Geschäftshäusern und sozialem Wohnungsbau. In: Kadir Kara, Klaus Landschreiber, Hermann Ludwig, Susanne Poller, Aline Pronnet (Hrsg.): Adolf Voll, Architekt seiner Zeit. Selbstverlag, Fürstenfeldbruck 2015, S.34–39.
↑Susanne Poller: Adolf Volls berufliches Aufgabengebiet. In: Kadir Kara, Klaus Landschreiber, Hermann Ludwig, Susanne Poller, Aline Pronnet (Hrsg.): Adolf Voll, Architekt seiner Zeit. Selbstverlag, Fürstenfeldbruck 2015, S.48–50.
↑Aline Pronnet: Adolf Voll und das Brucker Lichtspielhaus. In: Kadir Kara, Klaus Landschreiber, Hermann Ludwig, Susanne Poller, Aline Pronnet (Hrsg.): Adolf Voll, Architekt seiner Zeit. Selbstverlag, Fürstenfeldbruck 2015, S.42–43.
↑Aline Pronnet: Die Erbauung der Jahnhalle als Turn- und Festhalle für Schul- und Volkssport sowie Kunst- und Kunstgewerbeausstellungen. In: Kadir Kara, Klaus Landschreiber, Hermann Ludwig, Susanne Poller, Aline Pronnet (Hrsg.): Adolf Voll, Architekt seiner Zeit. Selbstverlag, Fürstenfeldbruck 2015, S.47.
↑Aline Pronnet: Die sehnlichst erwartete Marthabräuhalle als Fürstenfeldbrucker Beispiel für die zeit- und materialsparende Zollinger Lamellendachkonstruktion. In: Kadir Kara, Klaus Landschreiber, Hermann Ludwig, Susanne Poller, Aline Pronnet (Hrsg.): Adolf Voll, Architekt seiner Zeit. Selbstverlag, Fürstenfeldbruck 2015, S.40–41.
↑Aline Pronnet: Der Bau der Knabenschule in Dießen am Ammersee als Umsetzung der Ideen der Reformpädagogik. In: Kadir Kara, Klaus Landschreiber, Hermann Ludwig, Susanne Poller, Aline Pronnet (Hrsg.): Adolf Voll, Architekt seiner Zeit. Selbstverlag, Fürstenfeldbruck 2015, S.30–33.