Adolf Altmann (Unternehmer)

Adolf Altmann (* 14. August 1850 in Steinau an der Oder; † 21. August 1905 in Breslau) war ein deutscher Ingenieur und Unternehmer. Er zählt zu den Pionieren des Motoren- und Fahrzeugbaus.

Leben

Adolf Altmann wurde am 14. August 1850 zu Steinau in Schlesien als Sohn eine Kaufmanns geboren. Nach dem Gymnasium in Breslau besuchte er die Kgl. Gewerbeschule in Liegnitz (Schlesien). Nach einer einjährigen praktischen Lehre als Schlosser studierte er an der Gewerbeakademie in Berlin. Als 1870 der Deutsch-Französische Krieg begann, meldete er sich, wie die meisten seiner Mitschüler, freiwillig. Im Großherzoglich Mecklenburgisches Füsilier-Regiment diente er bis Kriegsende. Nachdem er sein Studium beendet hatte, arbeitete er in Königsberg in der Maschinenfabrik zu Bernburg und danach in der Freundschen Maschinenfabrik in Berlin als Erster Konstrukteur. Mit spärlichen Mittel gründete Altmann 1879 in der Ackerstraße 68 in Berlin eine Maschinenfabrik. Neben Ausrüstungen für Kleinbahnen und die Landwirtschaft beschäftigte er sich mit der Konstruktion und dem Bau von Kleinmotoren für Dampf, Petroleum und Spiritus, für die er eine Reihe von Patenten hatte. Nach Erweiterung seiner Fabrik – gemeinsam mit Otto Engel – firmierte das Unternehmen als Ad. Altmann & Comp. Motoren- und Maschinenfabrik.[1]

Max Duttenhofer, Aufsichtsratsvorsitzender, und Wilhelm Lorenz, Aufsichtsratsmitglied der Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG), wollten sich stärker im Motorenbau engagieren, um unabhängiger von Gottlieb Daimler zu werden. So fanden sie in Adolf Altmann einen Partner, mit dem sie 1887 die Allgemeine Motorwagen G.m.b.H. (AMG) gründeten, um ihre Patente gemeinsam nutzen zu können. 1897 wurde dieses Unternehmen mit der Ad. Altmann & Comp. Motoren- und Maschinenfabrik zur Motorfahrzeug- und Motorenfabrik Berlin AG (MMB) verschmolzen, in welcher Altmann die Leitung übernahm. Als im Frühjahr 1902 die Übernahme der MMB von der DMG absehbar war, trat Altmann von der Leitung zurück[2] und wurde als Civilingenieur tätig[3]. Neben beratenden Tätigkeiten widmet er sich dem Dampfwagen.[4][5] Im Mai 1905 wurde die Kraftfahrzeug-Werke GmbH in Brandenburg gegründet um Dampfautomobilie für Personen- und Lastentransport nach dem „System Altmann“[6] zu fertigen.[7]

Am 21. August 1905 wollte der Civilingenieur Schomburg in Breslau seinen Apparat zur Vergasung von flüssiger Brennstoffe den Rütgerswerken vorführen, an der Altmann als Berater teilnahm. Dabei kam es zu einer Explosion, an deren Folgen Altmann und vier weitere Personen starben. Altmann wurde am 25. August in Berlin-Weißensee bestattet.

Altmann war seit 1882 mit Animale Naumann verheiratet, mit der er zwei Töchter hatte.

Motorenbau

Adolf Altmann hat sich dem Bau von Dampfmotoren und von Verbrennungsmotoren gewidmet. Für den Bau der Dampfmotoren hatte er eine Lizenz von Hoffmeister erworben, die ihm die alleinige Fertigung für Deutschland zusicherte.[1] Von 1883 bis 1887 wurden davon einige hundert gefertigt.[8]
1896 Dampfmotor von Altmann & Co.[9]

Zusammen mit Fritz Küppermann hatte er ein Patent[10] für einen Petroleummotor, der bei der Deutschen allgemeinen Ausstellung für Unfallverhütung 1889 vorgestellt wurde.[11]

Um den in Deutschland produzierten Spiritus zu nutzen, entwicktelt er eigene Spiritusmotoren. Die Hauptmerkmerkmale dieser Konstruktionen wurden auch noch bei den Nutzfahrzeugen der DMG verwendet.[12]

Lokomobile

Mit den Petroleummotoren entwickelte er Lokomobile.[13][14][15] 1894 stellt er ein Lokomobil mit Fahrantrieb vor. Dieser Trakteur kann als erster deutscher Traktor mit Verbrennungsmotor bezeichnet werden.[16] In den späteren Jahren wurden die Lokomobile auch mit seinen Spiritusmotoren ausgestattet, die auf Grund der hohen Kompression sehr wirtschaftlich waren.[17]

Motorwagen

Das Patent CH17924A von 1898 wurde für einen Motorwagen vergeben.[18]

Dampfwagen

Dampfwagen „System Altmann“[19]

Altmann beschäftigte sich auch mit Dampfwagen.[20] Auf der Internationalen Automobilausstellung im Februar 1905 in Berlin wurde das Dampfautomobil „System Altmann“[21] vorgestellt.

Literatur

  • O. Cm.: Direktor Adolf Altmann †. In: Zeitschrift des Mitteleuropäischen Motorwagen-Vereins, Jg. 1905, Heft 16, S. 373 f.; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  • Nachruf in der Zeitschrift des Vereines Deutscher Ingenieure Bd. 49, Nr. 36, 9. September 1905, S. 1485; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  • Heinrich Schmidt-Römer: Dampfselbstfahrer im deutschsprachigen Raum. 2008, S. 360 (Buchstabe-A-Komplett Adolf Altmann (A4-A6) und Ad. Altmann & Co (A15) [PDF]).
  • Über die Konstruktion der modernen Motorfahrzeuge. Rezension eines Vortrags von Adolf Altmann im Verein zur Beförderung des Gewerbefleißes, in: Uhland's Technische Rundschau Nr. 6, 1902, S. 48; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  • Altmann im Archiv Axel Oskar Mathieu

Einzelnachweise

  1. a b Ad. Altmann & Comp. Motoren- und Maschinenfabrik. In: Archiv Albert Gieseler.
  2. Das Marienfelder Werk - I. Geschichtliche Entwicklung in: Zum 25jährigen Bestehen der Daimler-Motoren-Gesellschaft. Untertürkheim 1915, S. 167 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Anzeige in: Zeitschrift des Mitteleuropäischen Motorwagen-Vereins, Jg. 1902, Heft 17, S. 349 f.; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  4. Adolf Altmann: Neuerungen im Konzessionswesen für Automobildampfkessel in Preussen in: Zeitschrift des Mitteleuropäischen Motorwagen-Vereins, Jg. 1902, Heft 18, S. 353; Volltext in der Google-Buchsuche
  5. Grundlegende Beschreibung eines modernen Dampfwagens an Hand der Konstruktionseinzelheiten des Systems Altmann in: Julius Kuester: Personen- und Lasten-Dampfwagen. R.C. Schmidt & Company, Berlin 1908, S. 48 f. (Volltext in der Google-Buchsuche).
  6. Dampfwagen „System Altmann“ In: Meyers Großes Konversations-Lexikon 6. Auflage 1905–1909
  7. Zeitschrift des Mitteleuropäischen Motorwagen-Vereins, Jg. 1905, Heft 7, S. 179 f.; Volltext in der Google-Buchsuche
  8. Julius Kuester: Personen- und Lasten-Dampfwagen. R.C. Schmidt & Company, Berlin 1908, S. 49 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. Dampfmotor von Altmann & Co in: Heinrich Samter: Das Reich der Erfindungen. Urania, Berlin 1896, S. 100 (Vorschau).
  10. US-Patent: 412,228 [1]
  11. G. Wagner: Gewerbeblatt für das Grossherzogthum Hessen Band 52. H. Brill., Darmstadt 1889, S. 461 (<Nr aus pg=RA>-PA461&q=%22%E2%80%9ESystem+Altmann%E2%80%9C+K%C3%BCppermann#v=onepage Vorschau in der Google-Buchsuche).
  12. Das Marienfelder Werk - I. Geschichtliche Entwicklung in: Zum 25jährigen Bestehen der Daimler-Motoren-Gesellschaft. Untertürkheim 1915, S. 166 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  13. W. Hartmann: Leistungsversuche mit Petroleummotoren 1984. In: Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft. Nr. 6, 1885, S. 40–41 (Volltext in der Google-Buchsuche).
  14. W. Hartmann: Leistungsversuche mit Petroleummotoren. In: Zeitschrift des Vereins Deutscher Ingenieure. Band 39, Nr. 13, 30. März 1895, S. 373–374 (Volltext in der Google-Buchsuche).
  15. Emil Perels, Wilhelm Strecker: Perels' Ratgeber bei Wahl und Gebrauch landwirtschaftlicher Geräte und Maschinen. P. Parey, 1897, S. 55 (Volltext in der Google-Buchsuche).
  16. Altmann in: Wolfgang H. Gebhard: Deutsche Traktoren seit 1907. 1. Auflage. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 3-613-02620-1, S. 26–27.
  17. Hauptprüfung der Spirituslokomobile. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft. Band 17, Nr. 43, 25. Oktober 1902, S. 260 (Volltext in der Google-Buchsuche).
  18. Patent Motorwagen CH17924A
  19. Julius Küster: Personen- und Lasten-Dampfwagen. R.C. Schmidt & Company, 1908, S. 234. Digitized by Google
  20. Grundlegende Beschreibung eines modernen Dampfwagens an Hand der Konstruktionseinzelheiten des Systems Altmann in: Julius Kuester: Personen- und Lasten-Dampfwagen. R.C. Schmidt & Company, Berlin 1908, S. 48 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  21. Dampfwagen System Altmann in: Meyers Großes Konversations-Lexikon 6. Auflage 1905–1909