Bilks Vater war Prediger und seine Mutter Organistin, sodass er schon in der Jugend musikalisch vorgeprägt war. Zur Klarinette kam er in seiner Militärzeit: Weil er während seiner Dienstzeit 1947 in Ägypten auf Wache eingeschlafen war, musste er drei Monate in Militärarrest und brachte sich dort selbst zum Zeitvertreib das Klarinettespielen bei. Nach seiner Entlassung wurde er zunächst Schmied, kam aber schnell zur Musik und war bereits Mitte der 1950er Jahre Mitglied der Ken Colyer Group. 1958 gründete er mit der Paramount Jazz Band seine eigene Band. Markenzeichen waren Melone und Ziegenbart sowie die gestreiften Westen der gesamten Band. Sein Spitzname Acker kommt von einem südenglischen Dialektausdruck für Freund oder Kumpel.
Mit den Paramounts tourte er sowohl durch England als auch durch Deutschland und konnte 1960 in beiden Ländern mit dem InstrumentaltitelSummer Set seinen ersten Charterfolg feiern.[3] Ein weiterer Erfolgstitel war seine Version des Instrumentalstücks Petite fleur, komponiert von Sidney Bechet.
Ein weiteres Lied, das er nach seiner Tochter Jenny benannt hatte, wurde 1961 als Erkennungsmelodie für die Kinder-FernsehserieStranger on the Shore ausgewählt. Unter dem Titel der Fernsehserie (Stranger on the Shore) wurde es in einer Neuaufnahme mit dem Leon Young String Chorale zu einem Welthit. In den USA erreichte das ruhige Klarinetteninstrumental Platz 1 und war ein Millionenseller.[4] In Großbritannien, wo es Platz 2 erreichte, war es über ein Jahr in den Charts und ist bis heute der meistverkaufte Instrumentaltitel aller Zeiten.
Anfang der 1960er Jahre absolvierte er mit seiner Paramount Jazz Band einen gefeierten Auftritt im PotsdamerHaus der Offiziere der Sowjetarmee.[5]
Mit dem Beginn der Beat-Ära trat die Jazzmusik allgemein in den Hintergrund, und so wurde es stiller um Acker Bilk in den Hitparaden. 1976 hatte er in England mit seiner Instrumentalversion des Titels Aria noch einen Top-Ten-Hit. Als berühmter Jazzklarinettist war er bis ins hohe Alter in aller Welt unterwegs. 2001 wurde er mit dem Order of the British Empire ausgezeichnet.
Am 10. November 2011 trat er mit seiner Band zusammen mit seinen legendären Jazz-Kollegen Chris Barber und Kenny Ball in einer Abschiedsvorstellung im Berliner Tempodrom auf. Auch 2012 war er mit Chris Barber in Deutschland auf Tour.
Im August 2014 gab Acker Bilk sein letztes Konzert; er starb im November darauf an einem Krebsleiden in einem Krankenhaus in der südwestenglischen Stadt Bath.[2]
Diskographische Hinweise
Mr Acker Bilk and his Paramount Jazzband (Lake, 1958/59)
Mr Acker Bilk’s Lansdowns Folio (Lake, 1960/61)
The Traditional Jazz Scene (Teldec, 1959–63)
Mr. Acker Bilk and the leon young string chorale (1965)
Stranger on the Shore/A Taste of Honey (Redial, 1962–65)
Acker & Cuff (Macjazz, 2004) mit Cuff Billett
Can’t Be Without You; Mr. Acker Bilk & The Norman Candler Strings (2016 Memorylane / Intersound Germany)
↑In Deutschland erreichte der Song Platz 24 der Singles-Charts, vgl. Ehnert, Günter (Hrsg.): Hit Bilanz. Deutsche Chart Singles 1956–1980. Hamburg: Taurus Press, 1990, S. 29; in Großbritannien Platz 10, vgl. Nugent, Stephen, Anne Fowler, Pete Fowler: Chart Log of American/British Top 20 Hits, 1955–1974. In: Gillett, Charlie, Simon Frith (Hrsg.): Rock File 4. Frogmore, St. Albans: Panther Books, 1976, S. 88
↑Bronson, Fred: The Billboard Book of Number One Hits. 3. überarbeitete und erweiterte Aufl. New York City, New York: Billboard Publications, 1992, S. 110
↑Heimat DDR. Erlebnisse. Betrachtungen. Erkenntnisse. Dokumente, darin Helga Bornstädt: Mister Acker Bilk in Potsdam, Hrsg. Horst Jäkel, GNN-Verlag Schkeuditz 2015, S. 228, ISBN 978-3-89819-416-7.