Abu NidalAbu Nidal (arabisch أبو نضال, DMG Abū Niḍāl), eigentlicher Name Sabri Chalil al-Banna (صبري خليل البنا, DMG Ṣabrī Ḫalīl al-Bannā; * Mai 1937 in Jaffa; † 16. August 2002 in Bagdad), war ein palästinensischer Terrorist. 1974 gründete er die nach ihm benannte Abu-Nidal-Organisation, eine Abspaltung der PLO. Diese führte über 100 Anschläge in mehr als 20 Ländern aus. Frühe JahreAbu Nidal wurde im Mai 1937 am Hafen von Jaffa an der Küste Palästinas geboren, das damals unter britischer Herrschaft stand. Sein Vater Chalil war ein reicher Geschäftsmann, der sein Geld mit Orangenplantagen machte und seine elf Kinder in einem fünfstöckigen Haus am Strand großzog (heute in Verwendung als israelisches Militärgericht). Chalil verliebte sich in eines seiner Stubenmädchen, eine erst 16-jährige Alawitin und nahm sie entgegen dem Wunsch seiner Familie zu seiner Frau. Sie bekam sein zwölftes Kind, Sabri Chalil al-Banna. Als der Palästinakrieg zwischen Arabern und Juden ausbrach, verlor seine Familie die Orangenplantagen, da Jaffa im Kriegsgebiet lag. Sie flohen ins Flüchtlingslager Al-Burj nach Gaza, wo sie ein Jahr in Zelten lebten. Danach gingen sie nach Nablus und dann nach Jordanien. Abu Nidal verbrachte seine Teenagerjahre in Nablus in diversen Jobs. Mit 18 trat er der Baath-Partei bei, die jedoch 1957 verboten wurde. Als Drahtzieher eines fehlgeschlagenen Attentats auf König Hussein floh er nach Saudi-Arabien, wo er sich als Elektriker und Anstreicher niederließ und auch zeitweise im Labor für Aramco arbeitete. Politisches LebenIn Riad sammelte er eine kleine Gruppe junger Palästinenser, die sich „Palästina-Geheimorganisation“ nannte, und lernte seine Frau Hiyam Al-Bitar kennen, mit der er den Sohn Nidal und zwei Töchter, Badia und Bissam bekam. Als Israel 1967 den Sechstagekrieg gewann, wurde er angesichts der neuen diplomatischen Lage von den Saudis eingesperrt und gefoltert und schließlich aus dem Land vertrieben. Er zog nach Amman, Jordanien, um und gründete die Handelsfirma Impex, und trat Fatah, Jassir Arafats Partei innerhalb der PLO, bei. Impex wurde bald die Plattform für Tätigkeiten der Fatah und Abu Nidal wurde ein wohlhabender Mann, unter anderem als Geflügelexporteur nach Polen. Gleichzeitig diente die Firma als Deckmantel für seine politische Tätigkeit und seine Waffengeschäfte und Söldnertätigkeiten. Impex diente als Treffpunkt für Fatahmitglieder und als deren Finanzkraft. Abu Nidal war in dieser Zeit als sauberer Geschäftsmann bekannt. Während des Schwarzen Septembers in Jordanien zwischen Fedajin und Truppen König Husseins blieb er zuhause, verließ nie sein Büro. Sein Talent für Organisation erkennend, ernannte Abu Ijad ihn 1968 zum Fatah-Repräsentanten in Khartum, Sudan, dann in Bagdad 1970, nur zwei Monate vor dem zweiten Attentat auf König Hussein. Nidal war inoffizieller Mitarbeiter der DDR-Staatssicherheit.[1] Abspaltung von der PLOKurz vor der PLO-Vertreibung aus Jordanien und während der drei folgenden Jahre begannen sich einige radikale palästinensische und andere arabische Parteien, wie George Habaschs PFLP, DFLP, Arabische Befreiungsfront, as-Sa'iqa und die Palästinensische Befreiungsfront, von der PLO abzuspalten und starteten ihre eigenen Terrorangriffe gegen israelische militärische und zivile Ziele. Kurz nach der Vertreibung aus Jordanien fing Abu Nidal an Kritik an der PLO über „Stimme von Palästina“, die PLO-eigene Radiostation im Irak, zu übertragen und beschuldigte sie der Feigheit wegen der Zustimmung zu einer Waffenruhe mit König Hussein. Während des dritten Fatah-Kongresses in Damaskus 1971 trat Abu Nidal als Führer eines linksgerichteten Bündnisses gegen Arafat auf. Zusammen mit Abu Daoud (einer von Fatahs unbarmherzigsten Kommandanten, der später für die Planung der Geiselnahme von München verantwortlich war, bei der 11 israelische Athleten im Olympischen Dorf in München als Geiseln genommen und getötet wurden) und dem palästinensischen Intellektuellen Nadschi Allusch erklärte er Arafat zum Feind des palästinensischen Volkes und verlangte mehr Demokratie innerhalb der Fatah sowie Rache an König Hussein. Es war Abu Nidals letzter Kongress. Jahre in Libyen und weitere Attentate1985 zog Abu Nidal nach Tripolis, wo er mit Gaddafi Freundschaft schloss, der bald sein Partner wurde. Am 15. April 1986 griffen US-Truppen in der Operation El Dorado Canyon von britischen Stützpunkten aus Tripolis und Bengasi an. Dutzende wurden getötet. Diese Aktion war die Vergeltung für ein Bombenattentat zehn Tage davor auf einen Berliner Nachtclub, der häufig von US-Soldaten besucht wurde. Nach Abu Nidals Tod berichtete Atef Abu Bakr, ein ehemaliges Mitglied der Fatah RC, gegenüber Journalisten, dass Gaddafi Abu Nidal gebeten hatte, gemeinsam mit seinem Geheimdienstchef, Abdullah al-Senussi, eine Serie von Racheattentaten gegen britische und US-Ziele zu planen. Abu Nidal arrangierte die Entführung zweier Briten und eines Amerikaners, die später ermordet aufgefunden wurden. Danach schlug er Senussi vor, ein Flugzeug zu entführen oder zu sprengen. Am 5. September 1986 entführte ein Fatah RC-Team den Pan Am Flug 73 in Karatschi, 22 Passagiere wurden getötet, etliche verwundet. Im August 1987 ließ er eine Bombe auf einen Flug von Belgrad einer unbekannten Fluggesellschaft schmuggeln, die allerdings nicht explodierte. Verärgert über dessen Versagen befahl Senussi Abu Nidal, eine Bombe zu bauen, die von einem libyschen Agenten an Bord des PanAm Fluges 103 nach New York gebracht wurde. Am 21. Dezember 1988 explodierte das Flugzeug über Lockerbie in Schottland. 259 Menschen an Bord und 11 am Boden wurden getötet. 2000 verurteilte ein schottisches Gericht Abdel Basset Ali al-Megrahi, den ehemaligen Sicherheitschef der Libyan Arab Airlines, für seine Rolle beim Attentat. Er hatte den Koffer in Malta so beschriftet, dass er an Bord der Maschine gelangen würde. Die Beteiligung Abu Nidals wurde niemals bestätigt. TodNach dem Bruch mit Gaddafi, der bemüht war, den Kontakt mit den Vereinigten Staaten und dem Vereinigten Königreich wiederherzustellen und sich vom Terror zu distanzieren, ließ sich Abu Nidal 1999 im Irak nieder. Die irakische Regierung meinte zwar, er sei mit einem gefälschten Pass eingereist, aber ab 2001 lebte er dort offiziell, obwohl er in Abwesenheit in Jordanien zum Tode verurteilt worden war für seine Rolle bei der Ermordung eines jordanischen Diplomaten 1994 in Beirut. Am 19. August 2002 berichtete zuerst die palästinensische Zeitung Al-Ajjam, dass Abu Nidal drei Tage zuvor in seiner Bagdader Wohnung Selbstmord begangen habe.[2] Am 21. August gab der Direktor des irakischen Geheimdienstes eine Pressekonferenz, bei der Fotos des blutigen Körpers Abu Nidals und ein Obduktionsbericht präsentiert wurden, die beweisen sollten, dass er an einer einzigen Schussverletzung, einem Kopfschuss durch den Mund, gestorben sei. Geheimdienstmitarbeiter hätten Abu Nidal in seiner Wohnung aufgesucht und ihn aufgefordert, sie zu einem Verhör zu begleiten. Mit der Bitte, sich etwas anziehen zu dürfen, habe er sich in sein Schlafzimmer zurückgezogen und sich in den Mund geschossen. Nach acht Stunden Intensivbehandlung sei er im Krankenhaus gestorben.[3] Internationale Experten und palästinensische Weggefährten äußerten jedoch erhebliche Zweifel an der offiziellen irakischen Darstellung und gingen von einer Ermordung Abu Nidals aus.[4] Chronologie der Attentate(überschneidet sich mit ANO)
Quellen
Weblinks
Einzelnachweise
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