Die Patrone im Kaliber 35 × 228 mm wurde von dem ehemaligen Schweizer Unternehmen Oerlikon-Bührle (seit 2009 Rheinmetall) entwickelt. Sie ist auch als 35 x 228 Oerlikon Flab K-63, 35-mm-Oerlikon-KDA, ECRA-ECDV 35 228 BGC 010 sowie XCR-Code 35-228-BGC-010 bekannt. Entwicklungsgeschichtlich ist sie mit der zum Ende des Ersten Weltkrieges entstandenen 20 × 138 mm B für die Solothurn S18/100 von Rheinmetall und der früheren 3,7-cm-Sockel-Flak L/14,5 von Krupp sowie mit der Munition der leichteren Flak-Geschütze des Zweiten Weltkrieges verwandt. Basierend auf den Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges entwarf das schweizerische Unternehmen Oerlikon-Bührle in den frühen 1950er-Jahren die bis heute verbreitete Patrone.[3][1][2]
Technik und Hersteller
Sie wird für Mittelkaliberschnellfeuergeschütze und Maschinenkanonen verschiedener Bauart genutzt. Die 35-mm-Patrone schließt die Lücke zwischen der Munition im Kaliber 30 mm und der Munition im nächstgrößeren Kaliber 40-mm-Bofors. In der Oerlikon-35-mm-Zwillingskanone sowie für die Rheinmetall KDG-Revolverkanone und das Bushmaster-III-Geschütz nebst weiteren daraus entwickelten Waffensystemen ist die Patrone weltweit beim Militär weit verbreitet.
Im November 2022 wurde bekannt, dass Rheinmetall das spanische Tochterunternehmen Expal von Maxam aus der Rhône Capital Group gekauft hat und damit beabsichtigt, eine weitere Stätte zur Produktion der Munition im Kaliber 35 × 228 mm zu betreiben.[9][10] Die 2009 von Maxam erworbenen Betriebe der Santa Bárbara Sistemas, die langjährig als Munitionshersteller des Kalibers bekannt waren, finden auf diese Weise den Weg in den Rheinmetall-Konzern.[11]
Die AHEAD-Munition (engl.: „advanced hit efficiency and destruction“) nimmt als zeitgesteuerte Air-Burst-Munition (ABM) eine Sonderrolle ein. Die Programmierung des Zünders im Projektil überträgt beim Verlassen des Geschützrohres eine Induktionsspule. Das Geschoss setzt nach der vorberechneten Zeit in der Luft 152 einzelne jeweils 3,3 g schwere Subprojektile frei, wodurch die Trefferwahrscheinlichkeit verbessert wird.[12] Ohne die entsprechenden Einrichtungen mit Rechnersystemen und der Programmierspule kann die Besonderheit dieser Munition nicht genutzt werden.
Waffensysteme
Die Waffensysteme zur Munition im Kaliber 35 × 228 mm finden sich im Aufgabenbereich der Flugabwehrgeschütze und Nahbereichsverteidigungssysteme, wobei seit den 2010er-Jahren von der Rüstungsindustrie zunehmend Module entwickelt wurden, die wie in der Automobilindustrie den Einsatz mit Plattformen begünstigen. Nachfolgend ein Überblick der entsprechenden Waffensysteme, mit Stichworten zu Herstellern und Systemen:
Combat Vehicle 90, für Dänemark und Niederlande mit 35 × 228 mm, Bushmaster III.
Literatur
Hans-Günter Behrendt: Flugabwehr in Deutschland: Stationierungsorte und Systeme 1956–2012. Carola Hartmann Miles-Verlag, Berlin 2020, ISBN 978-3-96776-014-9.
Albert Wüst: Die Schweizerische Fliegerabwehr. Flabcollegium, Hünenberg 2011, ISBN 978-3-905616-20-0.