ʿAlī ʿAbd ar-RāziqʿAlī ʿAbd ar-Rāziq, auch Ali Abdel Raziq (arabisch علي عبد الرازق; * 1887 oder 1888; † 1966), war ein ägyptischer Islamgelehrter und Scharia-Richter. Er kann als geistiger Vater des islamischen Säkularismus betrachtet werden. Leben und WerkSein Hauptwerk heißt „Der Islam und die Grundlagen des Regierens“ (al-Islām wa-uṣūl al-ḥukm), das erstmals 1925 veröffentlicht wurde. Aufgrund der kontroversen Standpunkte bezüglich der Notwendigkeit des Kalifats und des Religionsstaats löste das Buch in Ägypten eine heftige intellektuelle und politische Debatte aus. Im Grunde behauptet er darin, dass sich die Muslime auf irgendeine Regierungsform einigen dürfen, solange sie ihren Interessen und dem Gemeinwohl dient, sei sie religiös oder weltlich. Dabei vertritt er folgende Argumente: Weder die beiden Hauptquellen des islamischen Rechts (der Scharia), also der Koran und die Sunna, noch der Idschma (Konsens), noch die Vernunft verlangen die Herrschaft eines Kalifen oder eines Imams. Auch die Erfahrung lehre, dass das Kalifat den Muslimen und dem Islam nur Unheil gebracht habe. Gerade durch die Trennung von Staat und Religion werde die Religion vor politischem Missbrauch geschützt. Vor allem weil Abd ar-Raziq die Gräuel des Kalifats betont, kann man davon ausgehen, dass er eine humanistische Regierungsweise befürwortete, womöglich einen demokratischen Staat, auch wenn er dies in seinem Buch nicht ausdrücklich formuliert. Dies wird nicht zuletzt dadurch bestätigt, dass sowohl sein Vater, Hasan Abd ar-Raziq, als auch sein ältester Bruder, der bekannte Philosoph Mustafa Abd ar-Raziq, Verfechter des ägyptischen Liberalismus waren. Ali Abd ar-Raziq schrieb außerdem noch das Buch „Konsens im islamischen Recht“ (al-iǧmāʿ fī š-šāriʿa al-islāmiyya), das 1947 herausgegeben wurde. Schriften
Literatur
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