İlhan Usmanbaş

İlhan Usmanbaş (* 23. Oktober 1921 in Istanbul) zählt zu den führenden Komponisten westlich-klassischer Musik in der Türkei.

Usmanbaş wuchs zunächst in Ayvalık an der kleinasiatischen Küste auf. Als er zwölf Jahre alt war, schenkte ihm sein Bruder ein Cello, auf dem er autodidaktisch zu spielen begann. Nachdem die Familie nach Istanbul zurückgezogen war, erhielt er seriösen Cello-Unterricht. Sein Mathematiklehrer, ein Musikliebhaber, riet ihm, die Karriere, die er für sich geplant hatte, aufzugeben: „Wir haben genug Ingenieure in der Türkei. Du solltest stattdessen Komponist werden.“[1]

Nachdem Usmanbaş das Galatasaray-Gymnasium in Istanbul absolviert hatte, begann er ein Studium am Konservatorium in Ankara. Zu seinen Lehrern gehörten die Türkischen Fünf sowie David Zirkin. Nach dem Abschluss seines Studiums wurde er zunächst Dozent am Istanbuler Konservatorium, dessen Leitung er 1964 übernahm. 1974 wechselte er in der gleichen Position ans Konservatorium in Ankara.[2]

1952 führte ihn ein Stipendium der UNESCO in die USA, wo die Pioniere der Neuen und experimentellen Musik Einfluss auf ihn gewannen. 1955 erhielt er den Fromm Musik Award und wurde 1971 zum türkischen Staatskünstler ernannt. Die Sevda-Cenap-And-Musikstiftung (Sevda-Cenap And Müzik Vakfı) verlieh dem Komponisten 1993 ihre Goldmedaille[3], von der Boğaziçi Üniversitesi erhielt er einen Ehrendoktortitel. Ein Preis für sein Lebenswerk wurde ihm im Jahre 2004 beim 32. International İstanbul Music Festival überreicht.

Er komponierte fast 120 Werke und gewann dabei mehr Internationale Preise und Auszeichnungen als irgendein anderer türkischer Komponist. Usmanbaş erhielt Kompositionsaufträge der Koussevitzky Foundation in den USA und erhielt Preise beim Wieniawski Wettbewerb in Polen, bei der International Composers’ Tribune der UNESCO in Paris und dem Internationalen Wettbewerb für Ballettmusik in der Schweiz.

Usmanbaş ist ein experimenteller Komponist aus der zweiten Generation türkischer Komponisten, deren Ideen entgegengesetzt waren zu denen der ihnen vorausgegangenen ‚Türkischen Fünf‘. Seine Werke sind von Freiheit in der formalen Gestaltung geprägt, wobei Klangintensität für ihn einen höheren Stellenwert besitzt als die melodische Qualität. Er verwendet dabei Techniken des Neoklassizismus, der Aleatorik, der Zwölftontechnik, des Serialismus und des Minimalismus.

Neben seiner Tätigkeit als Komponist trat Usmanbaş auch als Musik-Schriftsteller hervor. Er war mit der Opernsängerin Atıfet Usmanbaş (1948–2022) verheiratet.

Literatur

  • Harriet Smith: Turkish Delight (BBC Music Magazine, Jahrgang 12 Nr. 11, Juli 2004, S. 28–33)
  • Porträt auf den Seiten des türkischen Kultusministeriums (türk.)
  • Porträt mit Werkverzeichnis bei beethovenlives.net (türk.)
  • Evin Ilyasoglu: Turkish Music (abgerufen am 3. Januar 2007)
  • Porträt auf den Seiten des International Istanbul Music Festival (Istanbul Foundation for Culture and Arts, abgerufen am 3. Januar 2007)

Einzelnachweise

  1. BBC Music Magazine (s. Lit.)
  2. Porträt Usmanbaş’ (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) beim Turkish Music Portal
  3. Liste der Preisträger (türk.)