Tabitha ChawingaTabitha Chawinga (* 22. Mai 1996 im Distrikt Rumphi[1]) ist eine malawische Fußballspielerin. Die Angreiferin hat im professionellen Erwachsenenbereich bisher für Vereine aus Schweden, China, Italien und Frankreich gespielt, wo sie vielfach als Torschützenkönigin und Fußballerin des Jahres ausgezeichnet wurde. Seit 2024 steht sie bei Olympique Lyon unter Vertrag und ist auch Nationalspielerin ihres Geburtslandes. VereinskarriereDie im ländlichen Norden Malawis als mittlere von fünf Schwestern aufgewachsene Tabitha Chawinga spielte seit frühester Kindheit und dann überwiegend mit Jungen auf öffentlichen Straßen und Plätzen Fußball, später auch in der Schule. Anfangs musste sie sich dafür wiederholt gegen ihre Mutter durchsetzen, die es wichtiger fand, sich auf die Ausbildung zu konzentrieren.[2] Mit 13 schloss sie sich einer Mädchenmannschaft des Vereins DD Sunshine in der Hauptstadt Lilongwe an. Als Jugendliche widerfuhr ihr dabei ein Erlebnis, durch das sie sich in ihrer Menschenwürde herabgesetzt sah: Aufgrund ihrer Schnelligkeit, Ball- und Treffsicherheit sowie ihrer körperlichen Erscheinung bezweifelten Betreuer eines gegnerischen Teams, dass sie eine Frau sei. Deshalb wurde sie genötigt, sich auf dem Spielfeld auszuziehen, um ihre Weiblichkeit zu beweisen. Dieser Vorgang, der sie „mit sehr großer Scham“ erfüllte,[2] führte dazu, dass sie sich mehrere Monate lang völlig vom Spielbetrieb zurückzog. Ähnliches erlebte sie ein Jahr später erneut. Ihr Verein wandte sich deswegen an den Landesverband FAM, erhielt auf seine Beschwerde aber keine Antwort.[3] Dafür wurde sie erstmals schon als 16-Jährige in die Frauen-Nationalmannschaft berufen.[4] Im Jahr 2014 zog sie auf Vermittlung des Besitzers von DD Sunshine nach Schweden; dort spielte die gerade volljährig gewordene Tabitha Chawinga für Krokom/Dvärsätts IF, einen Drittligisten aus dem westschwedischen Jämtland, für den sie in 14 Partien 39-mal in das gegnerische Tor traf.[5] 2015 wurde sie von dem in der Elitettan (zweite Liga) antretenden Kvarnsvedens IK verpflichtet. Am Ende ihrer ersten Saison bei diesem Verein aus Borlänge war sie mit 43 Treffern Torschützenkönigin der Liga geworden und hatte damit maßgeblichen Anteil am Aufstieg ihrer Frauschaft in die Damallsvenskan, wo sie 2016 15 Tore erzielte. Mit dieser Zahl drittbeste Schützin, war die erste Malawierin, die in einer der europäischen Top-Ligen spielte, in ihrer Premierensaison erfolgreicher als ihr großes Vorbild Marta („Eines Tages werde ich wie sie spielen“).[2] 2017 traf Chawinga sogar 25 Mal und gewann die Torjägerkrone in der höchsten Spielklasse – und das, obwohl Kvarnsvedens IK am Ende der Saison wieder absteigen musste. 2018 verließ sie Schweden und schloss sich dem chinesischen Erstligisten Jiangsu Suning LFC an.[5] Auch dort stellte sie ihre Angreiferqualitäten unter Beweis und rechtfertigte die damalige schwedische Rekord-Ablösesumme von über 1,5 Millionen Kronen (rund 160.000 Euro), die Jiangsu bezahlt hatte:[6] Tabitha Chawinga wurde 2018 und 2019 nicht nur erfolgreichste Liga-Torschützin, sondern in beiden Jahren auch zur Spielerin des Jahres gewählt, gewann 2019 zudem das Double aus Meisterschaft und Vereinspokal und beendete die asiatische Klubmeisterschaft auf Platz zwei. 2021 wechselte sie zum amtierenden Titelträger Wuhan Jianghan University FC und konnte dort gleichfalls sowohl individuell als auch mit ihrem Team Erfolge feiern (Torjägerkrone und Meistertitel 2021). Ihre fußballerischen Qualitäten hatten sich da bereits weltweit herumgesprochen. Tabitha Chawinga, die von Haus aus Linksfüßerin ist, aber auch mit rechts trifft, stößt in Strafraumnähe bevorzugt ins Angriffszentrum vor und scheut dort keine 1:1-Duelle mit der gegnerischen Abwehr, zieht aber auch gerne längs der Grundlinie nach innen. Beim Torabschluss gilt sie als kaltblütig, hat aber zugleich ein Auge für besser positionierte Mitspielerinnen. Mitte 2021 fand sie Aufnahme in das von der International Federation of Football History & Statistics aufgestellte afrikanische Allzeit-Dream-Team der Frauen.[7] Zur Saison 2022/23 kehrte Chawinga nach Europa zurück, als Wuhan sie für eine Spielzeit an Inter Mailand verlieh. Größere Umstellungsprobleme hatte die Stürmerin in der Serie A nicht. Zehn Monate nach ihrem Wechsel wurde sie ein weiteres Mal Torschützenkönigin[8] und anschließend auch Fußballerin des Jahres in Italien.[9] Die Saison schloss ihr Verein als Tabellendritter ab. Seit September 2023 trägt Tabitha Chawinga den Dress des Paris Saint-Germain FC, an den Wuhan sie für die Spielzeit 2023/24 ausgeliehen hatte. Bei PSG traf sie zwei Bekannte aus ihrer Station in Jiangsu wieder: Gérard Prêcheur war auch schon in China ihr Trainer gewesen, und zum Jahreswechsel 2023/2024 kehrte ihre damalige Mitspielerin Shirley Cruz Traña als Assistentin von Prêcheurs Sohn Jocelyn, der seinen Vater während der laufenden Spielzeit als Chefcoach abgelöst hat, nach Frankreich zurück. Sie wurde In der Division 1 die mit Abstand erfolgreichste Torschützin, zugleich auch beste Passgeberin. Im Landespokalwettbewerb hat sie ihren ersten französischen Titel gewonnen. In der Champions League, an der sie gleichfalls als erste Frau aus Malawi teilnahm,[10] trugen ihre sechs Tore dazu bei, dass ihr Verein bis in das Halbfinale vordrang.[11] Zudem wurde sie auch in Frankreich auf Anhieb als Spielerin des Jahres ausgezeichnet, und das sowohl vom Fußballverband FFF als auch von der Spielergewerkschaft UNFP.[12] (Stand: 13. Mai 2024) Ihr Vertrag mit Wuhan lief noch bis zum Jahresende 2024.[2] PSG hätte sie gerne über das Saisonende hinaus behalten; auch ihre Mitspielerinnen (Spielführerin Geyoro: „Und das um jeden Preis“) und die Malawierin selbst („Paris ist mein Zuhause“) sprachen sich dafür aus.[13] Dann aber einigte sich Olympique Lyon in der Sommerpause mit ihrem chinesischen Arbeitgeber und stattete Tabitha Chawinga mit einem 3-Jahres-Vertrag aus.[14] 2024 wurde sie für den Ballon d’Or féminin nominiert.[15] Stationen
In der NationalmannschaftSeit spätestens 2013 wird Tabitha Chawinga in der Nationalfrauschaft Malawis berücksichtigt, für die sie in ihren fünf ersten Länderspielen neun Treffer erzielte,[4] und ist auch deren Spielführerin.[10] Eine exakte, vollständige Übersicht ihrer internationalen Einsätze ist bisher nicht zu ermitteln. Bei Pflichtspielen wie der Qualifikation zum Olympischen Fußballturnier 2021 und ihren drei Teilnahmen an der COSAFA-Meisterschaft des südlichen Afrika (2017, 2020, 2022) bestritt sie neun Begegnungen, in denen ihr insgesamt 25 Treffer gelangen. 2020 war sie dabei mit sieben Toren zweitbeste Angreiferin des Turniers, übertroffen nur von der Südafrikanerin Sibulele Holweni.[16] Als Malawi 2023 die Südafrika-Meisterschaft gewann – eine Premiere für das Land –, gehörte Tabitha Chawinga nicht zum Spielerinnenaufgebot, weil sie erst wenige Tage vor Turnierbeginn zu ihrem neuen Klub gestoßen war und sich in Paris lieber in ihrer neuen Umgebung akklimatisieren wollte. Dafür spielte in Malawis Elf ihre jüngere Schwester Temwa eine zentrale Rolle, und das gleichfalls als Sturmspitze, die ebenfalls bei Kvarnsvedens und Wuhan unter Vertrag gestanden hat, in China zwei Jahre lang in einem Team mit Tabitha.[17] Bei diesem Turnier wurde die „jüngere Chawinga“ zur treffsichersten Torschützin.[18] Dass sie die Weltmeisterschaft 2023 vor einem Fernsehapparat in China und nicht auf dem Rasen in Australien oder Neuseeland miterleben musste, bedauert die mittlerweile 27-jährige Tabitha Chawinga,[19] zumal die Aussicht, das bei einer der folgenden WM-Endrunden nachholen zu können, angesichts der selbst im innerafrikanischen Vergleich relativ geringen Konkurrenzfähigkeit (Anfang 2024: Platz 156 der Weltrangliste) der „Scorchers“ – „Die Brandheißen“ ist seit 2019 der offizielle Kampfname[20] der Frauennationalelf Malawis – auch nicht sehr groß ist. Für die Afrika-Qualifikation zu den Olympischen Spielen 2024 in Paris hat sich die FAM aus finanziellen Gründen gar nicht erst angemeldet. Dieses schlechte Standing Malawis könnte Chawingas Ansicht zufolge auch Ursache dafür sein, dass sie ungeachtet ihrer persönlichen Leistungen und Erfolge bisher nicht als Afrikas Fußballerin des Jahres ausgezeichnet worden ist.[21] Dafür hatte die FIFPro sie als erste Afrikanerin überhaupt in ihre Auswahl für die Frauen-Weltelf 2020 aufgenommen;[22] 2023 wurde Chawinga dann in die kontinentale FIFPro-Africa XI gewählt.[23] Erfolge und Auszeichnungen
Nachweise und Anmerkungen
Weblinks
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