Otho Orlando Kurz wurde in Florenz als Sohn des Bildhauers Erwin Kurz, eines Mitarbeiters von Adolf von Hildebrand, geboren. 1893 wurde Adolf von Hildebrand als Professor an die Münchner Kunstakademie berufen und die Familie von Erwin Kurz übersiedelte nach München. Otho Orlando besuchte in München das Gymnasium. Nach dem Abitur studierte er zunächst Elektrotechnik, wechselte dann aber ins Fach Architektur. Nach dem Studienabschluss mit der Diplom-Hauptprüfung arbeitete Kurz unter anderem bei Friedrich von Thiersch, Hans Grässel und Heinrich von Schmidt als Praktikant.
1908 wurde er mit der Errichtung der katholischen Pfarrkirche Milbertshofen beauftragt und gründete zusammen mit Eduard Herbert ein Architekturbüro, das zahlreiche prestigeträchtige Bauaufträge in München erlangen konnte. 1911 wurde Kurz zum Professor an der Technischen Hochschule München ernannt und unterrichtete dort Zeichnen.
Während des Ersten Weltkriegs wurde Kurz zunächst im Denkmalschutz eingesetzt und schied 1917 aus dem Kriegsdienst aus, um für die Bayerischen Motorenwerke einen Industriebau in München zu errichten. Bis 1928 arbeitete er immer wieder als Hausarchitekt für die BMW. In den 1920er Jahren wurde er außerdem auch für einige Wohnungsbauprojekte bekannt, die er in einem der Neuen Sachlichkeit nahestehenden Stil errichtete. Für den Viktualienmarkt in München entwarf Otho Orlando Kurz nach Kriegsende drei Hochhäuser, ein zylinderförmiges, ein rechteckiges und ein sehr ausladendes, welches ein Hotel werden sollte.
Zusammen mit Hermann Sörgel plante Kurz mehrere Hochhauskuben mit 15 Stockwerken und zehn Aufzügen als Kreis von Türmen rund um die Altstadt. Diese sollten 50 Meter hoch und aus Eisenbeton sein. Keines der Projekte wurde realisiert.
Neben seiner Bautätigkeit entwarf Kurz auch Möbel und Grabmonumente (u. a. das Grabmal von Paul Heyse auf dem Münchener Waldfriedhof).
Otho Orlando Kurz verstarb am 11. Mai 1933 an einer Blutvergiftung, die er sich beim Rasieren zugezogen hatte.
Bauten
1908: Wettbewerbsentwurf für einen Brunnen auf dem Josephsplatz in München (gemeinsam mit seinem Vater Erwin Kurz; prämiert mit einem von fünf gleichrangigen Preisen; nicht ausgeführt)[1]
1908–1909: Wohnhaus für Karl Eugen Müller (genannt „Wasserschlössl“) in Fürstenfeldbruck, Emmeringer Straße 43
1910: Wettbewerbsentwurf für ein Bismarck-Nationaldenkmal auf der Elisenhöhe bei Bingerbrück (gemeinsam mit dem Bildhauer Bernhard Bleeker; nicht prämiert)[2]
1910: Villa Wolfratshauser Straße 50 in München
1910–1912: Wohnhäuser Agnesstraße 37–39, 48 und Tengstraße 22, 24, 26, 33, 35, 37, 43 in München
1911–1912: Mietshäuser Agnesstraße 10 bis 16 und Tengstraße 20 bis 26 in München
Luigi Monzo: Kirchen bauen im Dritten Reich. Die Inversion der kirchenbaulichen Erneuerungsdynamik am Beispiel der von Fritz Kempf entworfenen Kirche St. Canisius in Augsburg. In: Das Münster – Zeitschrift für christliche Kunst und Kunstwissenschaft, 68. 2015/1 (April), S. 74–82.
↑Deutsche Bauzeitung, 42. Jahrgang 1908, Nr. 49 (vom 17. Juni 1908), S. 336. (Notiz zum Wettbewerbsergebnis)
↑Max Schmid (Hrsg.): Hundert Entwürfe aus dem Wettbewerb für das Bismarck-National-Denkmal auf der Elisenhöhe bei Bingerbrück-Bingen. Düsseldorfer Verlagsanstalt, Düsseldorf 1911. (n. pag.)
↑Alckens: Die Denkmäler und Denksteine der Stadt München. Callwey, München 1936 (S. 186–187 mit Abb. Das Denkmal zeigte stilisierend einen Tank, oder Panzer darstellend.)
↑Abb. in: Kaija Voss / Jean Molitor: Bauhaus in Bayern. Eine fotografische Reise durch die Klassische Moderne. bebra, Berlin 2021, ISBN 978-3-86124-750-0, S. 61.
↑Abb. in: Kaija Voss / Jean Molitor: Bauhaus in Bayern. Eine fotografische Reise durch die Klassische Moderne. bebra, Berlin 2021, ISBN 978-3-86124-750-0, S. 62.