Oflag VI COflag VI C (gesprochen „Oflag sechs C“) war ein Offizierslager in der Gemeinde Atter, einem heutigen Stadtteil der Stadt Osnabrück. VI C steht für das dritte Lager im Wehrkreis VI. In dem Kriegsgefangenenlager waren während des Zweiten Weltkriegs mehrere tausend Häftlinge untergebracht. Ungewöhnlich ist, dass hier 400 jüdische Männer bis 1944 ein jüdisches Gemeindeleben aufrechterhalten konnten. GeschichteDie Kaserne an der Landwehrstraße wurde 1935 für die Wehrmacht gebaut. Nach dem Frankreichfeldzug wurden französische Kriegsgefangene eingeliefert.[1] Sie lebten in 30 Baracken, die meist aus Holz gezimmert waren. In jeder der mit Stacheldraht umzäunten Baracken lebten 140 bis 200 Menschen. „Nur die Generäle schliefen einzeln“, wird eine Dokumentation einer Außenstelle des Ratsgymnasiums in Eversburg zitiert, die über die Zeit berichtet, als „6.000 serbische Offiziere“ hier leben mussten.[1] Unter dem Namen Oflag VIc lebten hier auch bis zu 400 jüdische Männer.[1][2][3] Die Verpflegung sei schlecht gewesen, heißt es. Besonders grauenvoll sei ein Luftangriff am 6. Dezember 1944 gewesen. Weil Bunker für Gefangene und Wachsoldaten nicht vorgesehen waren, zählte man 118 tote Gefangene.[4] Die Toten sind auf dem Eversburger Friedhof begraben. 1945 wurde das Lager von den Alliierten befreit. Viele serbische Offiziere blieben danach in Osnabrück und gründeten dort später eine eigene serbisch-orthodoxe Gemeinde. Die Wehrmachtsbaracken übernahm die britische Armee.[1] Zunächst wurden hier Displaced Persons untergebracht und ab 1950 britische Soldaten, zu dieser Zeit wurden Lager und Kasernen in „Quebec-Barracks“ umbenannt.[3] Die Garnison Osnabrück der Britischen Rheinarmee nutzte die „Quebec Barracks“ bis 2008 als Kaserne. Jüdisches GemeindelebenElmar Stephan beschreibt im Weser-Kurier das Lagerleben der jüdischen Offiziere:
– Elmar Stephan[2] Eine Gutachterin des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege stellte verwundert fest: „Ausgerechnet in einem Straflager innerhalb eines Offizierslagers überlebt so wohl die größte jüdische Gemeinde im Reich“.[2] Auch der TAZ-Journalist Frank Keil merkt an:
– Frank Keil[5] Im übrigen Deutschland rollen die Züge mit Juden in Richtung Osten zu den Konzentrationslagern, und die jüdischen Offiziere im OFLAG VI C am Rande von Osnabrück können den Schabbat und die jüdischen Festtage feiern – es gibt sogar eine Gebetsbaracke. Zvi Asaria (Landesrabbiner in Niedersachsen von 1966 bis 1970) arbeitet als Militärgeistlicher unter dem Namen Hermann Helfgott im Hauptmannsrang.[3][5]
– Fachbereich Kultur der Stadt Osnabrück[3] Die Entfernung zwischen dem Lagerstandort und dem Friedhof beträgt etwa 8 Kilometer. Forderung nach einer GedenkstätteDas „Bürgerforum Osnabrück-Atter e. V.“ bemühte sich seit 2008 darum, dass an diesem Standort eine Erinnerungsstätte eingerichtet würde. Ab 2010 wurden die Bestrebungen vom Verein „Anti-Kriegsbaracke Atter-Osnabrück“ fortgeführt. Die Osnabrücker Denkmalspflege hat es 2009 abgelehnt, die Gebäude als Gesamtgruppe unter Denkmalschutz zu stellen, weil zu viele Umbauten und Modernisierungen stattgefunden hätten. Die Baracke 35 sei jedoch am besten erhalten und solle als Einzeldenkmal ausgewiesen werden, obwohl es eine Wachbaracke gewesen ist, in der keine Kriegsgefangenen untergebracht waren.[3] Weil eine große Gruppe von jüdischen Kriegsgefangenen von der Judenverfolgung ausgenommen war, hat auch die Stadt Osnabrück die Bereitschaft gezeigt, die Baracke 35 zu einer Gedenkstätte auszubauen. 2011 hat sie sich auf mehreren Sitzungen mit dem Thema beschäftigt. Die Stadt stellte sich die Fragen: „Wie kann eine wissenschaftliche Aufarbeitung der Geschichte erfolgen?“ und „Wie kann die Öffentlichkeit über die Geschichte des OFFLAG VI C informiert werden?“[3] Literatur
Einzelnachweise
Weblinks
Siehe auchKoordinaten: 52° 17′ 59,9″ N, 7° 59′ 10,6″ O |