Der paarige Nervus oculomotorius (Augenbewegungsnerv), auch dritterHirnnerv, N. III genannt, innerviert jederseits vier der sechs äußerenAugenmuskeln und zwei innere Augenmuskeln sowie den Lidheber.
Der Nervus oculomotorius entspringt im vorderen Anteil des Mittelhirns und verlässt dieses in der Fossa interpeduncularis. Seine Hirnnervenkerne sind der Ncl. nervi oculomotorii (somatomotorisch) und der Ncl. accessorius nervi oculomotorii (Edinger-Westphal-Kern) (parasympathisch) sowie der Kern von Perlia für die Akkommodation. Er zieht nach ventral bis zur Sella turcica (Türkensattel), wo er die Dura durchbricht und in den Sinus cavernosus eintritt. In dessen Dach und später an dessen Seitenwand zieht er Richtung Fissura orbitalis superior. Nach seinem Durchtritt durch die Fissura orbitalis superior in die Augenhöhle verläuft er im Anulus tendineus communis und spaltet sich danach in einen Ramus superior und einen Ramus inferior auf.[1]
Bei Schädigung des Nervus oculomotorius oder seiner Kerngebiete kommt es zu einer Lähmung, der sogenannten Okulomotoriusparese. Sie löst Augenmuskelgleichgewichtsstörungen (Schielen) und Bewegungseinschränkungen des betroffenen Auges aus, was mit entsprechender Doppelbildwahrnehmung (Diplopie) einhergeht. Zudem kann es zu einem Herabhängen des Oberlides (Ptosis), erweiterter Pupille (Mydriasis) und Verschwommensehen in der Nähe (Akkommodationsstörung) kommen.
In Abhängigkeit von der Lokalisation der Störung kennt man verschiedene Erkrankungen, die häufig durch Aneurysmen oder andere raumfordernde Prozesse ausgelöst werden. Hierzu zählen u. a. das Sinus-cavernosus-Syndrom und das Clivuskanten-Syndrom. Auch im Bereich des Circulus arteriosus cerebri (Circulus Wilissi) kommt es zu Schädigungen des Nervus oculomotorius.
Martin Trepel: Neuroanatomie. Struktur und Funktion. 3., neu bearbeitete Auflage. Urban & Fischer, München u. a. 2004, ISBN 3-437-41297-3.
Franz-Viktor Salomon: Nervensystem, Systema nervosum. In: Franz-Viktor Salomon, Hans Geyer, Uwe Gille (Hrsg.): Anatomie für die Tiermedizin. Enke, Stuttgart 2005, ISBN 3-8304-1007-7, S. 464–577.