Streubel wuchs als Sohn deutscher Eltern in Starkstadt auf. Der Vater Joseph war Inhaber eines Fotoateliers, die Mutter Maria als Schneidermeisterin tätig. Streubel besuchte die Volksschule und das Stiftsgymnasium am Benediktinerkloster Braunau in Braunau. Nach dem Besuch einer Textilfachschule erwarb er 1940 einen Berufsabschluss als Entwerfer für Druck-Design und Kolorit.[1] Ab 1939 nahm er als Soldat der Deutschen Wehrmacht am Zweiten Weltkrieg teil. 1944 wurde er wegen Disziplinarvergehen zu einem Jahr Festungshaft in Cherbourg verurteilt.[1] Nach der Befreiung durch alliierte Truppen geriet er in britische Kriegsgefangenschaft und unterrichtete dort im Mal- und Zeichenzirkel. Nach der Entlassung aus der Gefangenschaft ging er nach Gotha. 1946 bis 1948 studierte er Malerei an der Hochschule für Baukunst und bildende Künste in Weimar bei Hoffmann-Lederer und Schäfer-Ast. Mit Karl Meusel, Otto Kayser und Harry Schmidt-Schaller[2] war er 1945 an der Gründung der ersten überregionalen Künstlerorganisation Thüringen in der SBZ beteiligt. 1946 wurde diese durch den „Schutzverband bildender Künstler“ abgelöst und als Sparte in der „Gewerkschaft 17 für Kunst und Schrifttum“[3][4] geführt. Es folgten Arbeits- und Studienaufenthalte bei Georg Muche in Krefeld und an der Kunstakademie Düsseldorf[1].
Danach ließ sich Streubel als freiberuflicher Maler und Grafiker in Gotha nieder. Seine surrealen und konstruktivistischen Arbeiten entsprachen nicht dem Erwartungsbild des Sozialistischen Realismus.[5] Seine Werke wurden als bürgerlich-dekadent diskreditiert und fielen der Formalismus-Debatte zum Opfer.[1] Als sich 1952 der VBKD unter Führung des Kulturbundes der DDR neuformierte, entledigte man sich durch Bereinigung des Mitgliederbestandes zahlreicher Formalisten.[6] Dies betraf auch Streubel, sodass er endgültig vom sozialistischen Kunstbetrieb abgekoppelt.[1]
Nach seinem Rückzug in die innere Emigration arbeitete er als Messedekorateur, Textilgestalter, entwarf Texte und Szenarien für eine „Anti-Oper“ mit dem Komponisten und Freund Siegfried Geißler.[7] 1965 erhielt er erste Aufträge zur Herstellung gebrauchsgrafischer Erzeugnisse für das Staatliche Sinfonieorchester Suhl.[7][8] Sein bildkünstlerisches Schaffen erfolgte jenseits der Öffentlichkeit, bekam kaum Beteiligung an Ausstellungen[7] und wenig Beachtung seiner surreal-dadaistisch anmutenden Gedichte und Texte.[5][9] 1976 geriet er im Zusammenhang mit der Ausbürgerung von Wolf Biermann in den Fokus des MfS, eine Operative Personenkontrolle (OPK) wegen des Verdachts auf Untergrundtätigkeit wurde eingeleitet.[10] Ab 1979 wurde er allmählich wieder als Künstler rehabilitiert und als Mitglied im VBK anerkannt.[1][11]
1946: Gemeinschaftliche Werkausstellung im Schlossmuseum Gotha mit Karl Meusel, Siegfried Brückner, Otto Kayser, Harry Schmidt-Schaller[1] 1947: 1. Landesausstellung bildender Künstler Thüringens, veranstaltet von der Gewerkschaft 17[1] 1948: „Junge Maler suchen neue Wege“ in Eisenach[1] 1950: 1. Juryfreie Kunstausstellung der Gewerkschaft 17 in Gotha[1] 1976: Privatausstellung in der Wohnung von Siegfried Geißler[1][7][15] 1980: „Farbige Grafik der DDR (II)“ Staatliche Museen Schwerin[1] 1980: Ausstellung „Thüringen 79 – Stellungnahmen zu einer Landschaft“ im Schlossmuseum Gotha[1] 1981: Werkpräsentation 1946–1981 anlässlich seines 60. Geburtstages im Schlossmuseum Gotha[1] 1981: Ausstellung „Aspekte – Kunst zwischen 1945 und 1960, Thüringer Maler und Grafiker“ Erfurt[1] 1982: Ausstellung „100 ausgewählte Grafiken 1982“, in Dresden, Berlin, Cottbus, Karl-Marx-Stadt, Rostock, Suhl und Erfurt[1] 1982–1983: IX. Kunstausstellung der DDR in Dresden[1] 1984: Ausstellung „Die Stadt“ des Erfurter Kunstkabinetts im Kulturbund der DDR[1] 1984: 10. Bezirksausstellung Bezirk Erfurt; Ausstellung „Farbige Grafik der DDR (III)“, Staatliche Museen Schwerin[1] 1989: Ausstellung „Druckgrafik aus Thüringen – Eine Auswahl“ Museum Schloss Burgk/Neue Galerie[1] 1989: Teilnahme an der „11. Kunstausstellung Bezirk Erfurt“[1] 1990: Ausstellung der Gothaer Versicherung, Herausgabe einer Grafikmappe 10 Reproduktionen der Jahre 1946–1952[1] 1998: „Einblicke – Kunst aus der DDR“ Ausstellung des Europäischen Kultur- und Informationszentrums in Thüringen[1] 1999: „Innensichten – Kunst in Thüringen 1945 bis heute“ in Gera[1] 1999: „Querschnitt – Kunstraum Thüringen. Aspekte der Malerei und Grafik im 20. Jahrhundert“ in Mühlhausen[1] 2002: Ausstellung „Kunstraum Thüringen – Aspekte der Malerei und Grafik 1945 bis 1990“ in Mühlhausen[1] 2002: „Kurt-W.-Streubel-Retrospektiven“ Städtische Galerie Sonneberg und Lindenau-Museum Altenburg[1] 2021: „Entdeckungsreise ins Unbekannte. Kurt W. Streubel zum 100.“ KunstForum Gotha[16]
Ehrungen
2012: Gedenktafel an der Wohn- und Arbeitsstätte von Kurt W. Streubel in Gotha[17]
Literatur
Kurt W. Streubel: [anlässlich der Kurt-W.-Streubel-Retrospektiven im Comptoir-Kunstmagazin, Städtische Galerie Sonneberg, und im Lindenau-Museum Altenburg 2002] / Lindenau-Museum Altenburg; Comptoir-Kunstmagazin, Städtische Galerie Sonneberg. [Autoren der Texte: Reinhild Schneider ...] ISBN 3-00-010182-9
Andrea Karle, Verena Krieger: Kurt W. Streubel, Spielarten des Abstrakten in der DDR. Deutscher Kunstverlag, Berlin – München, 2021, ISBN 978-3-422-98723-4.