Im Fürstentum Brieg, einem der schlesischen Teilfürstentümer, wurden aus den alten schlesischen Weichbildern Kreuzburg und Pitschen der Kreis Kreuzburg-Pitschen gebildet, dem auch der Distrikt Konstadt zugeordnet wurde, der aus dynastischer Sicht zum Fürstentum Oels gehörte.[4] Als erster Landrat des Kreises Kreuzburg-Pitschen wurde Sylvius Adolph von Kittlitz und Ottendorf eingesetzt.[5][6] Der Kreis Kreuzburg-Pitschen unterstand zunächst der Kriegs- und Domänenkammer Breslau und wurde historisch als Teil von Niederschlesien angesehen. Auf den Namensteil „Pitschen“ wurde zum Ende des 18. Jahrhunderts verzichtet. Im Zuge der Stein-Hardenbergischen Reformen wurde der Kreis Kreuzburg in der Provinz Schlesien zunächst dem Regierungsbezirk Breslau zugeordnet, dann aber am 1. Mai 1820 in den Regierungsbezirk Oppeln umgegliedert. Der Kreis galt seitdem als Teil von Oberschlesien.[7][8][9] Das Landratsamt befand sich zwischenzeitlich in Konstadt, wurde aber am 1. Januar 1880 wieder nach Kreuzburg zurückverlegt. Da die Schreibweise des Namens der Stadt und des Kreises zwischen Creutzburg, Creuzburg und Kreuzburg schwankte, wurde am 23. September 1881 offiziell der Stadt- und Kreisname auf Kreuzburg in Oberschlesien festgesetzt. Später setzte sich endgültig die Kurzbezeichnung Kreuzburg O.S. durch.
Zum 8. November 1919 wurden die Provinz Schlesien in die Provinz Niederschlesien (Regierungsbezirke Liegnitz und Breslau) und Provinz Oberschlesien (Regierungsbezirk Oppeln) geteilt. Am 20. März 1921 entschied sich bei der Volksabstimmung in Oberschlesien über die weitere staatlich Zugehörigkeit des Kreisgebiets seine nach der Volkszählung von 1910 zu 50 Prozent polnischsprachige Bevölkerung mit 96 Prozent der abgegebenen Stimmen für Deutschland und vier Prozent für Polen. Am 30. September 1928 wurde der Gutsbezirk Neuhof aus dem Kreis Rosenberg O.S. in den Kreis Kreuzburg O.S. umgegliedert.
Ein Jahr später, am 30. September 1929, fand im Kreis Kreuzburg O.S. wie im übrigen Freistaat Preußen eine Gebietsreform statt, bei der alle Gutsbezirke aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden. Am 1. April 1938 wurden die preußischen Provinzen Niederschlesien und Oberschlesien zur neuen Provinz Schlesien zusammengeschlossen. Zum 18. Januar 1941 wurde die Provinz Schlesien abermals aufgelöst. Aus den Regierungsbezirken Kattowitz und Oppeln wurde die neue Provinz Oberschlesien gebildet.
Im Zweiten Weltkrieg eroberte die Roten Armee Ende Januar 1945 das Kreisgebiet und unterstellte es im März 1945 der Verwaltung der Volksrepublik Polen. Im Kreisgebiet begann der Zuzug von Polen, die zum Teil aus den von der Sowjetunion östlich der Curzon-Linie annektierten Gebieten Polens kamen. In der Folgezeit wurde die deutsche Bevölkerung aus dem Kreisgebiet vertrieben.
Der Kreis Kreuzburg O.S. gliederte sich in die Städte Konstadt, Kreuzburg O.S. und Pitschen, in Landgemeinden und in Gutsbezirke. Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 sowie der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 wurde zum 1. April 1935 das Führerprinzip auf Gemeindeebene durchgesetzt. Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.
Gemeinden
Der Kreis Kreuzburg O.S. umfasste zuletzt drei Städte und 63 Landgemeinden:[20][16]
Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon der Regierungsbezirke Allenstein, Danzig, Marienwerder, Posen, Bromberg und Oppeln. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und anderer amtlicher Quellen. Berlin 1912, Heft VI: Regierungsbezirk Oppeln, S. 30–35, Kreis Kreuzburg.
Felix Triest: Topographisches Handbuch von Oberschlesien, Wilh. Gottl. Korn, Breslau 1865, S. 144–201.
Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Schlesien und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. Dezember 1871. Berlin 1874, S. 290–295.
Schlesisches Güter-Adreßbuch. Verzeichniß sämmtlicher Rittergüter und selbständigen Guts- und Forstbezirke, sowie solcher größeren Güter, welche innerhalb des Gemeindeverbandes mit einem Reinertrag von etwa 1500 Mark und mehr zur Grundsteuer veranlagt sind. Fünfte Ausgabe, Wilhelm Gottlob Korn, Breslau 1894, S. 374–389 (Online).
↑Roland Gehrke: Landtag und Öffentlichkeit: Provinzialständischer Parlamentarismus in Schlesien 1825-1845. Böhlau Verlag, Köln 2009, ISBN 978-3-412-20413-6, S.45 (Teildigitalisat).
↑Denkmäler der Preußischen Staatsverwaltung im 18. Jahrhundert. Akten vom 31. Mai 1740 bis Ende 1745. In: Königliche Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Acta Borussica. Band6,2. Paul Parey, Berlin 1901, Königliche Ordre zur Bestellung von Landräthen in Niederschlesien, S.259 (Digitalisat).
↑W. F. C. Starke: Beiträge zur Kenntniß der bestehenden Gerichtsverfassung und der neusten Resultate der Justizverwaltung in dem Preussischen Staate. Carl Heymann, Berlin 1839, Kreiseinteilung des preußischen Herzogtums Schlesien im 18. Jahrhundert, S.290 (Digitalisat).
↑ abRolf Straubel: Biographisches Handbuch der preußischen Verwaltungs- und Justizbeamten 1740–1806/15. In: Historische Kommission zu Berlin (Hrsg.): Einzelveröffentlichungen. 85. K. G. Saur Verlag, München 2009, ISBN 978-3-598-23229-9.
↑Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Breslau 1820. Bekanntmachung zur Umgliederung des Kreises Kreuzburg. Breslau, S.113 (Digitalisat).
↑Breslau (Regierungsbezirk): Amts-Blatt der Regierung in Breslau. Amtsblattstelle, 1820, S. 113 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
↑Roman Kamionka: Die Reorganisation der Kreiseinteilung Schlesiens in der Stein-Hardenbergschen Reformperiode, Breslau 1934
↑Georg Hassel: Statistischer Umriss der sämtlichen europäischen Staaten. Die statistische Ansicht und Specialstatistik von Mitteleuropa. Vieweg, Braunschweig 1805, S.36 (Digitalisat).
↑Statistisches Bureau zu Berlin (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des preußischen Staats. Duncker & Humblot, Berlin 1821, Schlesien, S.90 (Digitalisat).
↑Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Mittheilungen des Statistischen Bureau's in Berlin, Band 2. Einwohnerzahlen der Kreise. (Digitalisat).
↑ abcdMichael Rademacher: Kreuzburg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Rolf Straubel: Biographisches Handbuch der preußischen Verwaltungs- und Justizbeamten 1740–1806/15. In: Historische Kommission zu Berlin (Hrsg.): Einzelveröffentlichungen. 85. K. G. Saur Verlag, München 2009, ISBN 978-3-598-23229-9, S.701 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑Rolf Straubel: Biographisches Handbuch der preußischen Verwaltungs- und Justizbeamten 1740–1806/15. In: Historische Kommission zu Berlin (Hrsg.): Einzelveröffentlichungen. 85. K. G. Saur Verlag, München 2009, ISBN 978-3-598-23229-9, S.1005 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).