Gegründet wurde die Kadimah am 25. Oktober 1882[1] in Wien, am 23. März 1883 wurde sie von den Behörden genehmigt.[2] Deswegen wird als Gründungsjahr teils 1882, teils 1883 genannt. Die Burschenfarben der Kadimah waren amaranthrot-violett-gold auf violett-weiß. Die Füchse trugen ein rot-violettes Band. Die Mützenfarbe war zunächst schwarz, ab 1928 dunkelblau.[2] Der Wahlspruch war: Mit Wort und Wehr für Juda’s Ehr![3]
Mitglieder der Kadimah gründeten 1891 die Hasmonaea Czernowitz und 1912 die Barissia Radautz. Am 10. Dezember 1909 regte Kadimah an, einen „Ring der Zionistischen AH-Verbände in Wien“ zu gründen. Von Dezember 1913 bis Juni 1922 war Kadimah als einzige farbentragende Verbindung im Kartell Zionistischer Verbindungen – ab 1914 Kartell Jüdischer Verbindungen – von diesem Verband getrennt. Ein Grund war, dass das KZV die Satisfaktion verboten hatte. Am 16. März 1935 gründete Kadimah mit JAV Charitas Graz den Bund Zionistischer Verbindungen.[4] Die Kadimah wurde nach dem Anschluss Österreichs am 13. August 1938 behördlich aufgelöst. Nach dem Zweiten Weltkrieg traten die Alten Herren 1954 dem IGUL – Ring der Alt–Herren-Verbände der zionistisch-akademischen Verbindungen und Vereine in Israel bei.
Die Kadimah entstand als erste nationaljüdische Studentenorganisation.[5] Einige Korporationsverbände wie der Kyffhäuser-Verband hatten begonnen, Juden auszuschließen. Die Kadimah, anfangs auch von Juden verlacht, hatte sich dem Zionismus verschrieben. Wie die bereits in ganz Europa entstandenen Vereine der Zions-Liebhaber ließ die Kadimah erstmals organisierte nationaljüdische Bestrebungen erkennen. Sie bereiteten den Boden für Theodor Herzl und den späteren Erfolg des politischen Zionismus.
Ludwig Rosenhek (Hrsg.): Festschrift zur Feier des 100. Semesters der akademischen Verbindung Kadimah 1883–1933. Mödling 1933.
Harriet Zivia Pass: Kadimah – Jewish Nationalism in Vienna before Herzl. Columbia 1969.
Harald Seewann: Zirkel und Zionstern, Bd. 1. Graz 1990, S. 123–134.
Harald Seewann: A.V. Kadimah. Fundstücke zur Chronik der ältesten jüdisch-nationalen Studentenverbindung (Wien 1882–1938). Eine Dokumentation, Bd. 1, 488 Seiten. Historia Academica Judaica, Folge 10 (letzte). Graz 2017.
Harald Seewann: A.V. Kadimah. Fundstücke zur Chronik der ältesten jüdisch-nationalen Studentenverbindung (Wien 1882–1938). Eine Dokumentation, Bd. 2, 767 Seiten. Graz 2022.
Einzelnachweise
↑E. H. Eberhard: Handbuch des studentischen Verbindungswesens. Leipzig, 1924/25, S. 183.
↑ abEinst und Jetzt, Jahrbuch des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung, Bd. 45 (2000), S. 121 ff.