Der IFA P2M ist ein geländegängiges Kraftfahrzeug (Geländewagen), das in der DDR für den militärischen Einsatz hergestellt wurde.
Bei dem P2M handelt es sich um den Nachfolger des IFA P1, der im Forschungs- und Entwicklungswerk Chemnitz (FEW) entwickelt und bei Sachsenring Zwickau hergestellt worden war.
Geschichte
Der P2M wurde Anfang der 1950er im Forschungs- und Entwicklungswerk Chemnitz (FEW) entwickelt. Nach der Auflösung des FEW im Jahre 1955 wurde die Motorenentwicklung im KFZ-Werk HORCH Zwickau weitergeführt. Die seit 1990 oft zu findenden falschen Bezeichnungen Sachsenring P2M[1] oder Horch P2M[2] rühren möglicherweise daher, dass der Motor im VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau produziert wurde.
Es handelt sich um einen Sechszylinder-Ottomotor, den OM 6-35, der in den 1950er-Jahren im ehemaligen Auto-Union-Werk Siegmar (früher Wanderer) in Chemnitz in Verantwortung der ehemaligen Wanderer-Motoren-Ingenieure Orth und Träger für die neu zu schaffende Fahrzeugfamilie P2M, P2S und P2L neu entwickelt worden war und der in ähnlicher Form auch im Sachsenring P 240 als OM 6-42,5 zum Einsatz kam[3].
Aufgrund neuer Anforderungen (Schwimmfähigkeit, die in der Variante IFA P2 S umgesetzt wurde) konnte vom Vorgänger nur die Karosserie, und auch die nur teilweise übernommen werden. Neben dem Motor mussten auch Wechsel- und Verteilergetriebe, Achsantriebe, Radaufhängungen und Rahmen vollständig neu konstruiert werden. Die Abmessungen entsprachen in der Größenordnung etwa denen des Vorgängers IFA P1. Erste Fahrversuche waren gerade im Anfangsstadium, als durch die politischen Unruhen 1953 die Entwicklung seitens des Auftraggebers abgebrochen wurde. Wegen des Bedarfs der Kasernierten Volkspolizei an einem solchen Fahrzeug wurde jedoch nach Verhandlungen die Entwicklung wieder aufgenommen – die entstandene Verzögerung belastete das Projekt durch den entstandenen Zeitverlust sehr. Weiterhin standen nur eingeschränkte finanzielle Mittel zur Verfügung. Dies beeinträchtigte den Ablauf von Konstruktion und die Erprobungen. Durch die problematische Entwicklung kritischer Fahrwerks- und Motorenbaugruppen konnten die Versuchsfahrzeuge nicht mit geänderten Bauteilen ausgestattet werden.
Das Fahrzeug war im Wesentlichen für den Transport von Personen ausgelegt und die Möglichkeit der Herstellung weiterer Ausbauvarianten war begrenzt. Um dieses Problem zu lösen, begann die Entwicklung eines Ganzmetallpritschenaufbaus.
Nach der Fertigung von mindestens 2061 Modellen wurde die Fertigung jedoch abgebrochen, um Platz für die Kleinwagenproduktion bei Sachsenring Zwickau zu schaffen. Ende 1964 befanden sich noch 1066 Fahrzeuge bei der Truppe – die Aussonderung hatte bereits begonnen.[4]
Noch 1968 wurden durch die Firma Robert Bär in Rothnaußlitz Karosserien für den P2M hergestellt.[5]
Technische Daten
Alle Angaben gemäß Original-Betriebsanleitung[6]
Fahrzeugtyp |
P2M
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Bauzeitraum
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1954 - 1958
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Motor
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6-Zylinder-4-Takt-Reihen-Vergaser-Motor OM6-35 (Graugussausführung) mit Trockensumpf-Umlauf-Schmierung, Wasserkühlung
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Hubraum
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2407 cm³
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Bohrung × Hub
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78 mm × 84 mm
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Vergaser
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1 Flachstrom Geländevergaser BVF - HG 361-1
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Verdichtung
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7,1 : 1
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Nennleistung
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65 PS (47,8 kW) bei 3500/min
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Drehmoment
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15,5 kpm (152 Nm) bei 1250/min
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Antrieb
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Zweischeiben-Trockenkupplung; Hinterradantrieb mit zuschaltbarer Vorderachse; Viergang-Schaltgetriebe (I:3,84; II:2,15; III:1,25; IV:0,702; R:4,05; alle Gänge nichtsynchronisiert), Verteiler-Getriebe, Drehmomentenverteilung durch Stirnrad-Planeten-Getriebe, mit Wechselgetriebe verblockt (Straße: 1,02; Gelände: 1,35) als nicht synchronisiertes 2-Gang-Getriebe mit zuschaltbarem Vorderachsantrieb (I: nur Hinterachsantrieb solo, II: Allradantrieb mit Zwischenachsausgleich, III: Allradantrieb mit gesperrtem Zwischanachsausgleich); Momentenverteilung VA:HA 36:64 %; Achsantriebe v/h mit Gleason-Verzahnung (4,83); Hinterachse mit selbstsperrendem Schneckenrad-Differential-Getriebe; Vorderachse mit nicht sperrbarem Kegelrad-Ausgleichs-Getriebe; Radvorgelege als Stirnrad-Vorgelege am Rad angeordnet (1,437); Fahrzeug-Gesamtübersetzung in I/Gelände: 36,10
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Karosserie
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Karosserie in Holz-Metall-Mischbauweise mit 4 seitlichen Türen auf Rahmen mit 2 Längs- und 5 Querträgern, sowie 2 Diagonalkreuzen; Frontscheibe abklappbar; abnehmbare Plane und Steckfenster
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Fahrwerk
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Vorderradaufhängung: Einzelradaufhängung mit oberem und unterem Schwingarm, längs angeordnet; je Fahrzeugseite ein querliegender Drehstab, beide übereinander angeordnet; Hinterradaufhängung: Einzelradaufhängung mit je einem Schwingarm, längs angeordnet; Momentenabstützung mittels obenliegender Stützschwingen; je Fahrzeugseite ein querliegender Drehstab, beide hintereinander angeordnet; hydraulische Teleskopstoßdämpfer
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Lenkung
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Schnecke mit Rollfinger
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Bremsen
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Simplex-Trommel-Bremse, hydraulisch betätigt, Einkreis
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Bereifung
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6.50 -16 Extra Gelände; 4.5 E-16 (DIN 7818)
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Radstand
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rechts: 2215 mm; links: 2285 mm
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Maße L × B × H
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3755 mm × 1680 mm × 1835 mm
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Leergewicht (betankt):
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1770 kg
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Zuladung
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400 kg
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Höchstgeschwindigkeit
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95 km/h
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Kraftstofftank
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2 KS-Behälter 70l und 30l
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Stückzahl
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ca. 2061
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Produktionszahlen P2 M
Gesamtproduktion 2061 Fahrzeuge plus 5 Prototypen von 1954 bis 1958[7]
Jahr
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1954
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1955
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1956
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1957
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1958
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Summe
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5 (Prototypen)
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12
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817
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851
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381
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2.066
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Einsatz
Der Geländewagen P2M war überwiegend für den militärischen und polizeilichen Einsatz bestimmt, fand aber auch bei der als Teil der Deutschen Volkspolizei zu den bewaffneten Organen der DDR gehörenden Feuerwehr Verwendung. Bei mancher Freiwilligen Feuerwehr auf dem Gebiet der ehemaligen DDR sind Fahrzeuge dieses Typs bis heute im Einsatz.
Literatur
- Gau, Plate, Siegert: Deutsche Militärfahrzeuge-Bundeswehr und NVA; ISBN 3-613-02152-8 (Seiten 300–318)
- Lutz-Reiner Gau, Jörg Siegert: Radfahrzeuge der NVA. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-613-03599-7.
- Lutz-Reiner Gau: Zeitschrift OffRoad 1997-Heft 2 (Februar); Seiten 78–82; Die Geschichte der Geländewagen der DDR – Teil 2 „Das Gesellenstück“
- VEB Fahrzeugwerk Karl-Marx-Stadt: Betriebsanleitung für Kraftfahrzeug Typ P2M; Ausgabe 1957 - ohne ISBN
- VEB Fahrzeugwerk Karl-Marx-Stadt: Geländegängiger Personen-Kraftwagen Typ P2M - Ersatzteil-Liste; 1. Auflage; Änderungsstichtag 01.01.1957 - ohne ISBN
- Werner Lang (Herausgeber): Wir Horch-Arbeiter bauen wieder Fahrzeuge. Bergstraße-Verl.-Ges., Aue 2007. ISBN 978-3-9811372-1-7, Seiten 85 und 86
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Eberhard Kittler, Thomas Rönnberg: Deutsche Autos seit 1945. Offroader und SUV. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-613-02490-X, S. 172–177.
- ↑ DDR-Fahrzeuge. Von AWO bis Wartburg. Garant-Verlag, Renningen 2013, ISBN 978-3-86766-378-6, S. 147.
- ↑ Werner Lang (Herausgeber): Wir Horch-Arbeiter bauen wieder Fahrzeuge. Bergstraße-Verl.-Ges., Aue 2007. ISBN 978-3-9811372-1-7, Seiten 85 und 86
- ↑ Lutz-Reiner Gau, Jörg Siegert: Radfahrzeuge der NVA. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2014, S. 47ff.
- ↑ Spezialaufbau für Robur LO 2500. In: Kraftfahrzeugtechnik 12/1968, S. 370.
- ↑ VEB Fahrzeugwerk Karl-Marx-Stadt: Betriebsanleitung für Kraftfahrzeug Typ P2M; Ausgabe 1957 - ohne ISBN
- ↑ Eberhard Kittler, Thomas Rönnberg: Deutsche Autos Offroader und SUV seit 1945. Offroader und SUV. 1. Auflage. Band 7. Motorbuch, Stuttgart 2005, ISBN 3-613-02490-X, S. 174.
Personenwagen
EMW 327 •
EMW 340 •
Sachsenring P 240 •
IFA F 8 •
IFA F 9 •
AWZ P 70 •
Trabant (P 50, 600, 601, 1.1) •
Wartburg (311, 312, 313, 353, 1.3)
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Kleintransporter
Framo (V 501, V 901) •
Barkas (V 901/2, B 1000)
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Sonstige Fahrzeuge
DUO •
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AWE Rennsportwagen •
Melkus (RS 1000, PT 73 Spyder, SRG MT 77)
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