Helios Kliniken
Die Helios-Kliniken-Gruppe ist – gemessen an der Zahl der Mitarbeiter und am Umsatz – einer der größten Anbieter von stationärer und ambulanter Patientenversorgung in Europa. In Deutschland hat Helios 87 Kliniken,[4][3] darunter sieben Krankenhäuser der Maximalversorgung in Erfurt, Berlin-Buch, Wuppertal, Schwerin, Krefeld, Wiesbaden und Duisburg. Weiterhin hat die Klinikgruppe 120 Medizinische Versorgungszentren (MVZ) und zehn Präventionszentren. Jährlich werden in Deutschland rund 5,2 Millionen Personen behandelt, davon 4 Millionen ambulant. Das Klinikunternehmen beschäftigte 2021 über 65.000 Mitarbeiter und erwirtschaftete im selben Jahr einen Umsatz von rund 6,7 Milliarden Euro.[3] Zum Konzern gehört das Tochterunternehmen TIPP, das in den Helios-Kliniken die Logistik abwickelt. TIPP spaltet sich unter anderem in die Bereiche Catering, Servicedienstleistung und Krankenhaustechnik auf. Der Hol- und Bringdienst wird in vielen Häusern von TIPP durchgeführt. Helios gehört zum Gesundheitskonzern Fresenius. GeschichteDer Arzt Lutz Helmig legte im Jahr 1987 mit der Gründung der Hospitalgesellschaft Dr. Helmig mbH in Lauterbach (Hessen) den Grundstein für sein Klinik-Unternehmen. Im gleichen Jahr gründete Helmig zusammen mit dem Rechtsanwalt Bernard große Broermann die Asklepios-Kliniken-Gruppe, benannt nach dem griechischen Gott der Heilkunst Asklepios. Im Jahr 1994 trennte sich Helmig von der Asklepios-Kliniken-Gruppe. Er wurde Geschäftsführer der Hospitalgesellschaft Dr. Helmig GmbH, die im Jahr 1995 in Helios-Kliniken GmbH umbenannt wurde, deren Name sich aus den drei Anfangsbuchstaben Helmigs („Hel“), und den drei letzten Buchstaben von Asklepios („ios“) zusammensetzt. Er war von 1994 bis 1999 geschäftsführender Gesellschafter der 'Helios-Kliniken GmbH'. Im Jahr 2001 zog er sich aus dem operativen Geschäft zurück.[5] Ende 2004 zählten zum Unternehmen 25 Krankenhäuser überwiegend in Deutschland. Der Jahresumsatz überschritt 1,1 Milliarden Euro. Am 14. Oktober 2005 kündigte Fresenius SE die Übernahme der Helios-Kliniken GmbH an. Fresenius erwarb 94 % der Helios-Anteile von der Helmig-Familie zum Kaufpreis von 1,5 Milliarden Euro. Die Wittgensteiner Kliniken GmbH wurden in die Helios-Kliniken-Gruppe integriert und firmierten ab Beginn des Jahres 2008 unter dem Namen Helios. In Bad Berleburg wurde eine von fünf dieser Kliniken, die Herz-Kreislauf-Klinik, zum Jahresende 2011 geschlossen.[6] Am 20. März 2006 erwarb Helios die Mehrheit an der Humaine-Kliniken GmbH, einem Betreiber von sechs Kliniken mit akutmedizinischer Versorgung und Spezialrehabilitation in den Bereichen Neurologie, Onkologie und Traumatologie mit insgesamt 1850 Betten, davon 1530 im Akutbereich, und etwa 2900 Beschäftigten. Die größte dieser Kliniken ist das Vogtland-Klinikum in Plauen. Die onkologische Fachklinik in Dresden-Wachwitz wurde 2009 geschlossen, das Personal und der Versorgungsauftrag vom städtischen Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt übernommen. Im Dezember 2006 verlegte Helios seinen bisherigen Firmensitz von Fulda nach Berlin-Mitte an die Friedrichstraße. Seit 2008 bildet die Fresenius Helios einen eigenen Konzernbereich. Die ehemalige Zwischenebene Fresenius Proserve GmbH wurde aufgelöst. Nachdem Fresenius 2012 vergeblich versuchte, 90 Prozent der Aktien der Rhön Klinikum AG zu erwerben, gelang es im September 2013 den Erwerb von 43 Rhön-Kliniken und 15 Rhön-MVZ für einen Kaufpreis von 3,07 Milliarden Euro zu planen, was unter dem Vorbehalt der kartellrechtlichen Freigabe sowie im Einzelfall der Zustimmung vormaliger kommunaler Träger bzw. gegenwärtiger Minderheitsgesellschafter stand.[7] Der geplante Kauf wurde später auf 40 Krankenhäuser und 13 medizinische Versorgungszentren reduziert und nach der Abgabe von zwei ehemaligen Helios-Kliniken in der Region Leipzig, den Kliniken in Borna und Zwenkau (ohne das Geriatriezentrum) an eine Gesellschaft von Eugen Münch vom Bundeskartellamt im Februar 2014 genehmigt.[8] Helios, bereits bisheriger Marktführer, wurde damit der mit weitem Abstand größte private Klinikkonzern in Deutschland.[9] Im September 2016 übernahm Fresenius Helios die spanische Klinikgruppe Quirónsalud aus Madrid. Die größte Klinikgruppe Spaniens betreibt 43 Krankenhäuser, 39 ambulante Gesundheitszentren und rund 300 Einrichtungen für betriebliches Gesundheitsmanagement. Sie hat über 35.000 Mitarbeiter und etwa 2,5 Milliarden Euro Umsatz. Fresenius zahlte rund 5,76 Milliarden Euro für die Übernahme.[10] Am 1. Juli 2018 hat Fresenius Helios 38 Gesundheitseinrichtungen und 13 Service-Gesellschaften in Deutschland mit Schwerpunkt auf stationärer Rehabilitation und Pflege an Fresenius Vamed abgegeben.[11] KritikenKritik des LohndumpingsIn der Vergangenheit geriet die Helios-Kliniken GmbH öfter unter Kritik seitens diverser Arbeitnehmerverbände und Gewerkschaften. Im Mittelpunkt standen dabei die Klinikstandorte Schramberg und Rottweil, Müllheim, Berlin-Buch und Berlin-Zehlendorf. Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Ver.di) warf den Helios-Kliniken GmbH in ihrer Pressemitteilung vom 26. Februar 2006[12] vor:
– Andreas Splanemann – Pressesprecher der Verdi Mutmaßlicher AbrechnungsbetrugErmittlungen der Staatsanwaltschaft Berlin im Jahr 2011 wegen mutmaßlichen Abrechnungsbetruges zum Nachteil der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin gegen die Helios-Kliniken GmbH.[13] wurden wegen fehlender Beweise eingestellt. Gleiches trifft auch auf die im Nachgang zu einer Recherchesendung vom Team Wallraff (im TV ausgestrahlt am 11. Januar 2016[14]) zu, die teils chaotische Zustände, schlechte Hygienezustände und die Verwendung von billigem unzulänglichem Arbeitsmaterial insbesondere in Kliniken von Helios dokumentierte. Die Zielstellung laut Webseite des Unternehmens „Jede einzelne HELIOS Klinik agiert als wirtschaftliche Einheit mit einer klar definierten EBIT-Entwicklung von zwei Prozent nach dem ersten vollen Jahr der Unternehmenszugehörigkeit bis hin zu 12–15 Prozent Ziel-EBIT nach sechs Jahren.“[15] Pfleger und Ärzte seien chronisch überlastet und frustriert. (Siehe auch: Helios Klinikum Berlin-Buch und Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken Wiesbaden.) HygienemängelNachdem Helios im Januar 2014 die Mehrheit der Anteile an der gesamten Amperklinikum AG einschließlich des Hauses für geriatrische Rehabilitation in Markt Indersdorf übernommen hatte, kam es auch hier zu Beschwerden von Patienten und Angestellten wegen schlechter hygienischer Bedingungen, fachfremdem Arbeiten (Pflegekräfte werden zum Putzen eingesetzt) und einer allgemeinen Überlastung der Angestellten.[16] PersonalmangelVon verschiedenen Ärzten wird den Helios-Kliniken vorgeworfen, dass Personal auf Kosten von Menschenleben eingespart wird. Zum Teil müssten Notfälle abgelehnt werden, weil kein Personal vorhanden sei. Trotzdem ist geplant, bis zu zehn Prozent der Arztstellen im Konzern abzubauen. Obwohl der Gewinn von 2019 auf 2020 um 43 Prozent gesteigert werden konnte, wird durch die geplanten Kündigungen den Anteilseignern eine noch höhere Dividende in Aussicht gestellt.[17][18] Subventionsbetrug im Rahmen der Covid-19-PandemieSeit Juni 2021 intensivieren sich Vorwürfe rund um die Intensivbetten-Förderung unter dem Titel „Divi-Gate“. Demnach ist Betrugsverdacht in Krankenhäusern weiter unaufgeklärt.[19] "In der Pandemie hat die Politik die Krankenhäuser mit Milliarden Euro subventioniert. 10,2 Milliarden Euro flossen an sogenannten Ausgleichszahlungen, 686 Millionen Euro für neue Intensivbetten. Doch bis heute ist nicht geklärt, ob zu Recht. Der Bundesrechnungshof legte im Juni sogar einen Bericht vor, in dem er den Betrugsverdacht nährte. Divi-Gate – so wird der Verdacht seither genannt. Die Aufklärung kommt nicht voran.
Vor allem die Helios-Kliniken stechen hervor: Fast 170 Millionen Euro flossen in der Pandemie in die 20 Krankenhäuser des Konzerns in Mitteldeutschland, allein 31 Millionen Euro ins Helios-Klinikum Erfurt. Aber auch das Park-Klinikum in Leipzig und die Krankenhäuser in Mansfeld-Südharz erhielten laut Bundesgesundheitsministerium zweistellige Millionenbeträge."[19] Helios-Gründer löst Kontroverse ausIm Spiegel-Beitrag Die Klinik-Controller wurde 2014 beschrieben, wie Helios-Gründer Helmig auf die Kritik und Klagen in Bezug auf die Arbeitsbedingungen und Sparmaßnahmen im Gesundheitskonzern Helios reagierte.[20] Helmig hätte sich mit einer gewissen Geringschätzung gegenüber den Klagen geäußert und machte sich über die Kritik lustig: Man solle einfach in ein Krankenhaus gehen, um die Situation selbst zu sehen. Er wies darauf hin, dass im „Schwesternzimmer“ ein Schild mit der Aufschrift ‚Übergabe‘ hänge, und behauptete, wenn man die Tür öffne, könne man sehen, wie die Krankenschwestern Kaffee „saufen“ würden. Der Pflegeverband DBFK meldete sich zum umstrittenen Zitat Helmigs über Krankenschwestern zu Wort:[21] Anja Kistler, Geschäftsführerin des DBfK Nordost, bezeichnete Helmigs Äußerungen als absurd und unnötig: „Zu jeder Besprechung in Managerrunden oder Arbeitsgruppen steht die Tasse Kaffee bereit. Pflegende sind die Manager der Station, die als wichtige Organisationseinheit jeder Klinik gesehen werden muss.“ Die Übertragung von Informationen und die Prozesskoordination in der Patientenversorgung wäre essenziell, weshalb die Übergabe zwischen Schichten notwendig sei. Allerdings würde diese durch neue Arbeitszeitmodelle erschwert, und qualitätssichernde Konzepte wie die Übergabe am Bett seien oft nicht mehr realisierbar. „Die Tasse Kaffee sollte daher eher vom Unternehmen zur Verfügung gestellt und finanziert werden, wie das für Meetings in der Wirtschaft normal ist“, so Kistler.[22] Klinikstandorte in DeutschlandStand: Frühjahr 2021[23] Baden-Württemberg
Bayern
Berlin
Brandenburg
Hamburg
Hessen
Mecklenburg-Vorpommern
Niedersachsen
Nordrhein-Westfalen
Rheinland-Pfalz
Sachsen
Sachsen-Anhalt
Schleswig-Holstein
Thüringen
WeblinksCommons: Helios Kliniken GmbH – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
Koordinaten: 52° 31′ 22,3″ N, 13° 23′ 15,2″ O |