Hartmann Gruppe
Die Paul Hartmann AG (Eigenschreibweise: PAUL HARTMANN) ist ein deutscher Hersteller von Medizin- und Pflegeprodukten mit Sitz in Heidenheim an der Brenz. Das Stammhaus der Hartmann-Gruppe in Heidenheim an der Brenz ist die älteste deutsche Verbandstofffabrik.[2] GeschichteBasis des Unternehmens war die 1818 von Kommerzienrat Ludwig von Hartmann von der Firma Meebold & Co. übernommene[3] mechanische Heidenheimer Spinnerei, die im damaligen Königreich Württemberg eine der größten Spinnereien war. 1843 vermachte Hartmann das verschuldete Unternehmen dreien seiner Söhne. Unter dem Namen „Ludwig Hartmann’s Söhne“ übernahm Karl Hartmann (* 26. August 1799; † 31. Mai 1865) die Führung der 1811 durch den Vater erworbenen Weißbleiche, Eduard Hartmann (* 6. Mai 1816; † 10. März 1894) die Spinnerei in Herbrechtingen und Paul Hartmann sen. die Baumwollspinnerei in Heidenheim. Gemeinsam erreichten sie die wirtschaftliche Sanierung des Betriebs. Die gemeinschaftliche Führung des Unternehmens scheiterte später, als Paul Hartmann sen. 1867 in Heidenheim die Scheckenbleiche erwarb und die Paul Hartmann – Bleiche, Färbereigeschäft und Appreturanstalt gründete. Weil nach Ende des Deutsch-Französischen Krieges die Konkurrenz zunahm, begann er, unterstützt durch seinen Sohn, den Ingenieur Albert Hartmann, 1873 mit der Produktion von Verbandwatte nach einem von Victor von Bruns entwickelten Verfahren zur Entfettung von Baumwolle. 1874 folgte die Herstellung von Wundverbänden in industriellem Maßstab. Die Verbände aus sogenannter „Lister’scher Carbol-Gaze“ waren mit Antiseptika nach einem von Joseph Lister, 1. Baron Lister entwickelten Verfahren imprägniert und hatten keimtötende Wirkung. 1883 erhielt die Firma den ersten Großauftrag über 400 Pfund Verbandwatte aus dem Jakobsspital in Leipzig, die Paul Hartmann sen. abends noch persönlich verpackte und mit von Frauen per Hand geschnittenen Etiketten versah, einem roten Kreuz, umgeben von vier Äskulapstäben. Das Logo wurde 1906 erstmals wegen der Verwechslungsgefahr mit dem Roten Kreuz zu einem weißen Kreuz auf rotem Grund abgeändert. Um die Jahrhundertwende war das Unternehmen für seine wegweisenden neuen Verbandstoffe bekannt. Es begann mit der Herstellung von sterilem Verbandszeug. Unter Generaldirektor Walther Hartmann wurde das Unternehmen 1912 eine Aktiengesellschaft. 1920 erfuhr das Firmenlogo eine erneute Änderung, diesmal wegen der Ähnlichkeit mit der Schweizer Flagge. Nach dem Zweiten Weltkrieg bestanden neben dem Heidenheimer Werk der Paul Hartmann AG noch Zweigniederlassungen in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg und München. Um 1952 hatte das Unternehmen etwa 1000 Mitarbeiter.[4] Im Jahr 1973 kam das Unternehmen Dr. Degen & Kuth (DUKA) in Düren[5] durch Fusion an die Paul Hartmann AG. Bis 2005 produzierte Hartmann die Windelmarke Fixies und hatte damit 15 % Marktanteil in Deutschland. Produktspektrum des UnternehmensKerngeschäftsfelder der Hartmann Gruppe sind Wundbehandlung (beispielsweise Wundauflagen, Fixierbinden und Pflaster), Inkontinenzversorgung (beispielsweise Einweg-Inkontinenzslips und -einlagen sowie Produkte zur Hautpflege bei Inkontinenz) und Risikoschutz im OP (beispielsweise OP-Abdeckungen und OP-Bekleidung, eingriffsspezifische OP-Komplettsets). Ergänzt wird das Portfolio durch Produkte für die Kompressionstherapie, Immobilisation und Erste Hilfe. Darüber hinaus bietet die Hartmann-Gruppe Lösungen für professionelle Zielgruppen im Medizin- und Pflegebereich und seit 2009, durch die Übernahme der Bode Chemie, auch im Bereich Desinfektion. Aktie und AktionärsstrukturDas Stammkapital ist eingeteilt in 3.572.424 Aktien. 20.682 Stück befinden sich im Besitz der Gesellschaft. Das Unternehmen ist gemäß § 19 und 20 des Aktiengesetzes (AktG) i. V. m. § 33 des Wertpapierhandelsgesetzes (WpHG) keine börsennotierte Gesellschaft, da die Aktie nur im Segment Open Market der Frankfurter Wertpapierbörse gehandelt wird. Dies bedeutet, dass die Über- oder Unterschreitung von Schwellen gemäß AktG nicht angezeigt werden muss. Der weitaus größte Teil der wenigen Aktionäre war bis zum 28. November 2015 in einer sogenannten Schutzgemeinschaft, ähnlich einem Poolvertrag, zusammengeschlossen. Die Aktien wurden nur untereinander gehandelt. Über die Ausübung ihrer Stimmrechte verständigten sie sich untereinander. Seit deren Auflösung sind die Aktien frei handelbar.[6] Im März 2006 hat ein Unternehmen der Schwenk-Gruppe mitgeteilt, dass ihr eine Mehrheitsbeteiligung an der Paul Hartmann AG gehört. Es ist von einer Beteiligung von ca. 70 Prozent auszugehen. Die Paul Hartmann AG ist damit dem Einflussbereich der Familie Schleicher zuzuordnen. KooperationenSeit 2000 unterhielt das Unternehmen eine logistische Allianz mit der Fa. B. Braun Melsungen AG. Diese wurde zwischenzeitlich wieder aufgelöst. Wesentliche TochtergesellschaftenHartmann-RicoEhemals Richter & Co., eine Verbandstoff- und Gummiwaren-Fabrik ursprünglich aus Brüx, heute Most, Tschechische Republik, wurde 1991 von Hartmann übernommen. Heute firmiert das Unternehmen als HARTMANN-RICO a.s., Firmensitz ist Veverská Bítýška. Kneipp GmbHDie Paul Hartmann AG erwarb 2001 80 % der Unternehmensanteile der Firma Kneipp GmbH (vormals Kneipp-Werke, Kneipp-Mittel-Zentrale GmbH & Co KG). Seit April 2008 handelt es sich um eine hundertprozentige Tochtergesellschaft.[7] CMC Consumer Medical Care GmbHDie CMC Consumer Medical Care GmbH wurde im Juli 2005 als hundertprozentige Tochter der Paul Hartmann AG gegründet. Bode Chemie GmbHDer Desinfektionsmittel- und Hygieneproduktehersteller Bode Chemie GmbH wurde zum 1. Januar 2009 zu 100 % von der Hartmann-Gruppe übernommen. KOB GmbHDie KOB GmbH (Karl Otto Braun) mit Hauptsitz in Wolfstein (Rheinland-Pfalz/Deutschland) und einer weiteren Produktionsstätte in Coimbatore (Indien) ist der weltgrößte Hersteller elastischer Spezialgewebe für die Medizin, unter anderem von Trägermaterialien von transdermalen Systemen und sportmedizinischem Gewebe. Sie gehört seit 2000 zur Hartmann-Gruppe.[8] Frühere TöchterunternehmenSANIMED GmbHDie SANIMED GmbH mit Sitz in Ibbenbüren im Tecklenburger Land vertreibt in Deutschland Produkte und Dienstleistungen für die ambulante Patientenversorgung. Sie wurde 1983 gegründet und 2001 durch die Paul Hartmann AG mehrheitlich übernommen[9]. Zum 1. April 2020 wurde sie an die Palero Capital GmbH verkauft[10]. Seit Mitte 2021 gehört Sanimed zur Löwenstein Medical SE & Co. KG in Bad Ems. SonstigesDie Hartmann-Gruppe ist Hauptsponsor des an ihrem Hauptsitz ansässigen Fußball-Erstligisten 1. FC Heidenheim 1846. Weblinks
Einzelnachweise
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