Hartmann Gruppe

Paul Hartmann AG

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Rechtsform Aktiengesellschaft
ISIN DE0007474041
Gründung 1818
Sitz Heidenheim an der Brenz, Deutschland Deutschland
Leitung
  • François Georgelin
  • Stefan Müller
  • Stefan Grote
Mitarbeiterzahl 10.168[1]
Umsatz 2,35 Mrd. Euro[1]
Branche Medizin- und Hygieneprodukte
Website www.hartmann.info
Stand: 31. Dezember 2023
Ein Heftpflaster der Hartmann-Gruppe
Ein Hartmann-Lastkraftwagen

Die Paul Hartmann AG (Eigenschreibweise: PAUL HARTMANN) ist ein deutscher Hersteller von Medizin- und Pflegeprodukten mit Sitz in Heidenheim an der Brenz.

Das Stammhaus der Hartmann-Gruppe in Heidenheim an der Brenz ist die älteste deutsche Verbandstofffabrik.[2]

Geschichte

Basis des Unternehmens war die 1818 von Kommerzienrat Ludwig von Hartmann von der Firma Meebold & Co. übernommene[3] mechanische Heidenheimer Spinnerei, die im damaligen Königreich Württemberg eine der größten Spinnereien war. 1843 vermachte Hartmann das verschuldete Unternehmen dreien seiner Söhne. Unter dem Namen „Ludwig Hartmann’s Söhne“ übernahm Karl Hartmann (* 26. August 1799; † 31. Mai 1865) die Führung der 1811 durch den Vater erworbenen Weißbleiche, Eduard Hartmann (* 6. Mai 1816; † 10. März 1894) die Spinnerei in Herbrechtingen und Paul Hartmann sen. die Baumwollspinnerei in Heidenheim. Gemeinsam erreichten sie die wirtschaftliche Sanierung des Betriebs. Die gemeinschaftliche Führung des Unternehmens scheiterte später, als Paul Hartmann sen. 1867 in Heidenheim die Scheckenbleiche erwarb und die Paul Hartmann – Bleiche, Färbereigeschäft und Appreturanstalt gründete. Weil nach Ende des Deutsch-Französischen Krieges die Konkurrenz zunahm, begann er, unterstützt durch seinen Sohn, den Ingenieur Albert Hartmann, 1873 mit der Produktion von Verbandwatte nach einem von Victor von Bruns entwickelten Verfahren zur Entfettung von Baumwolle. 1874 folgte die Herstellung von Wundverbänden in industriellem Maßstab. Die Verbände aus sogenannter „Lister’scher Carbol-Gaze“ waren mit Antiseptika nach einem von Joseph Lister, 1. Baron Lister entwickelten Verfahren imprägniert und hatten keimtötende Wirkung. 1883 erhielt die Firma den ersten Großauftrag über 400 Pfund Verbandwatte aus dem Jakobsspital in Leipzig, die Paul Hartmann sen. abends noch persönlich verpackte und mit von Frauen per Hand geschnittenen Etiketten versah, einem roten Kreuz, umgeben von vier Äskulapstäben. Das Logo wurde 1906 erstmals wegen der Verwechslungsgefahr mit dem Roten Kreuz zu einem weißen Kreuz auf rotem Grund abgeändert. Um die Jahrhundertwende war das Unternehmen für seine wegweisenden neuen Verbandstoffe bekannt. Es begann mit der Herstellung von sterilem Verbandszeug. Unter Generaldirektor Walther Hartmann wurde das Unternehmen 1912 eine Aktiengesellschaft. 1920 erfuhr das Firmenlogo eine erneute Änderung, diesmal wegen der Ähnlichkeit mit der Schweizer Flagge. Nach dem Zweiten Weltkrieg bestanden neben dem Heidenheimer Werk der Paul Hartmann AG noch Zweigniederlassungen in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg und München. Um 1952 hatte das Unternehmen etwa 1000 Mitarbeiter.[4] Im Jahr 1973 kam das Unternehmen Dr. Degen & Kuth (DUKA) in Düren[5] durch Fusion an die Paul Hartmann AG. Bis 2005 produzierte Hartmann die Windelmarke Fixies und hatte damit 15 % Marktanteil in Deutschland.

Produktspektrum des Unternehmens

Kerngeschäftsfelder der Hartmann Gruppe sind Wundbehandlung (beispielsweise Wundauflagen, Fixierbinden und Pflaster), Inkontinenzversorgung (beispielsweise Einweg-Inkontinenzslips und -einlagen sowie Produkte zur Hautpflege bei Inkontinenz) und Risikoschutz im OP (beispielsweise OP-Abdeckungen und OP-Bekleidung, eingriffsspezifische OP-Komplettsets). Ergänzt wird das Portfolio durch Produkte für die Kompressionstherapie, Immobilisation und Erste Hilfe. Darüber hinaus bietet die Hartmann-Gruppe Lösungen für professionelle Zielgruppen im Medizin- und Pflegebereich und seit 2009, durch die Übernahme der Bode Chemie, auch im Bereich Desinfektion.

Aktie und Aktionärsstruktur

Das Stammkapital ist eingeteilt in 3.572.424 Aktien. 20.682 Stück befinden sich im Besitz der Gesellschaft.

Das Unternehmen ist gemäß § 19 und 20 des Aktiengesetzes (AktG) i. V. m. § 33 des Wertpapierhandelsgesetzes (WpHG) keine börsennotierte Gesellschaft, da die Aktie nur im Segment Open Market der Frankfurter Wertpapierbörse gehandelt wird. Dies bedeutet, dass die Über- oder Unterschreitung von Schwellen gemäß AktG nicht angezeigt werden muss.

Der weitaus größte Teil der wenigen Aktionäre war bis zum 28. November 2015 in einer sogenannten Schutzgemeinschaft, ähnlich einem Poolvertrag, zusammengeschlossen. Die Aktien wurden nur untereinander gehandelt. Über die Ausübung ihrer Stimmrechte verständigten sie sich untereinander. Seit deren Auflösung sind die Aktien frei handelbar.[6]

Im März 2006 hat ein Unternehmen der Schwenk-Gruppe mitgeteilt, dass ihr eine Mehrheitsbeteiligung an der Paul Hartmann AG gehört. Es ist von einer Beteiligung von ca. 70 Prozent auszugehen. Die Paul Hartmann AG ist damit dem Einflussbereich der Familie Schleicher zuzuordnen.

Kooperationen

Seit 2000 unterhielt das Unternehmen eine logistische Allianz mit der Fa. B. Braun Melsungen AG. Diese wurde zwischenzeitlich wieder aufgelöst.

Wesentliche Tochtergesellschaften

Hartmann-Rico

Hartmann Rico Unternehmen in Veverská Bítýška

Ehemals Richter & Co., eine Verbandstoff- und Gummiwaren-Fabrik ursprünglich aus Brüx, heute Most, Tschechische Republik, wurde 1991 von Hartmann übernommen. Heute firmiert das Unternehmen als HARTMANN-RICO a.s., Firmensitz ist Veverská Bítýška.

Kneipp GmbH

Die Paul Hartmann AG erwarb 2001 80 % der Unternehmensanteile der Firma Kneipp GmbH (vormals Kneipp-Werke, Kneipp-Mittel-Zentrale GmbH & Co KG). Seit April 2008 handelt es sich um eine hundertprozentige Tochtergesellschaft.[7]

CMC Consumer Medical Care GmbH

Die CMC Consumer Medical Care GmbH wurde im Juli 2005 als hundertprozentige Tochter der Paul Hartmann AG gegründet.

Bode Chemie GmbH

Der Desinfektionsmittel- und Hygieneproduktehersteller Bode Chemie GmbH wurde zum 1. Januar 2009 zu 100 % von der Hartmann-Gruppe übernommen.

KOB GmbH

Die KOB GmbH (Karl Otto Braun) mit Hauptsitz in Wolfstein (Rheinland-Pfalz/Deutschland) und einer weiteren Produktionsstätte in Coimbatore (Indien) ist der weltgrößte Hersteller elastischer Spezialgewebe für die Medizin, unter anderem von Trägermaterialien von transdermalen Systemen und sportmedizinischem Gewebe. Sie gehört seit 2000 zur Hartmann-Gruppe.[8]

Frühere Töchterunternehmen

SANIMED GmbH

Die SANIMED GmbH mit Sitz in Ibbenbüren im Tecklenburger Land vertreibt in Deutschland Produkte und Dienstleistungen für die ambulante Patientenversorgung. Sie wurde 1983 gegründet und 2001 durch die Paul Hartmann AG mehrheitlich übernommen[9]. Zum 1. April 2020 wurde sie an die Palero Capital GmbH verkauft[10]. Seit Mitte 2021 gehört Sanimed zur Löwenstein Medical SE & Co. KG in Bad Ems.

Sonstiges

Die Hartmann-Gruppe ist Hauptsponsor des an ihrem Hauptsitz ansässigen Fußball-Erstligisten 1. FC Heidenheim 1846.

Einzelnachweise

  1. a b Geschäftsbericht 2023 der HARTMANN GRUPPE
  2. Die größten Industriebetriebe und Betriebe in Heidenheim. Heidenheim an der Brenz, abgerufen am 5. Januar 2021.
  3. Die Anfänge – von 1800 bis 1873. Hartmann Gruppe, abgerufen am 5. Januar 2021.
  4. Münchener Medizinische Wochenschrift. Band 95, Nr. 1, 2. Januar 1953, S. CVII (Anzeige der Paul Hartmann AG.)
  5. Markenzeichen der Heilmittelindustrie. Marken-Arzneimittel. In: Münchener Medizinische Wochenschrift. Band 95, Nr. 1, 2. Januar 1953, S. XXXVIII.
  6. Ad hoc Mitteilung vom 29. November 2015, abgerufen am 14. September 2016
  7. Kneipp-Werke Die Geschichte der Kneipp-Werke (Meilensteine) (Stand: Oktober 2008)
  8. Start: KARL OTTO BRAUN GmbH & Co. KG. Abgerufen am 27. März 2019.
  9. Website der Sanimed GmbH
  10. Hartmann verkauft Sanimed-Gruppe. In: hz.de. 11. März 2020, abgerufen am 21. September 2021.