Endimione ist ein Libretto zu einer Serenata in zwei Akten von Pietro Metastasio. Erstmals aufgeführt wurde es in der Vertonung von Domenico Sarro am 30. Mai 1721 in Neapel zur Hochzeit des Prinzen von Belmonte, Antonio Pignatelli, mit Anna Francesca Pinelli di Sangro. Es ist der Schwester des Bräutigams, Marianne Pignatelli, Gräfin von Althann, einer Hofdame der Kaiserin Elisabeth, gewidmet.[1][2][3]
Das Stück handelt von Endimione, dem Mythos zufolge ein Hirte oder der König von Elis auf der Peloponnes, in den sich die Mondgöttin Selene verliebte. In späteren Mythen wurde Selene mit der Jagdgöttin Artemis bzw. römisch Diana gleichgesetzt. Metastasios Libretto beschreibt die erste Begegnung der beiden und die dazugehörigen Intrigen Amors. Endymions späteres Schicksal – er wird in ewigen Schlaf versetzt und jede Nacht von der Mondgöttin besucht – bleibt unberücksichtigt.[4]
Die folgende Inhaltsangabe basiert auf der Volltextausgabe des Librettos im Project Gutenberg.
Erster Akt
Ländliche Gegend mit Lorbeerbüschen
Die Jagdgöttin Diana zürnt ihrer Lieblingsnymphe Nice. Sie vermutet, dass diese ihr Keuschheitsgebot gebrochen und sich verliebt hat. Nice gelingt es nicht, sie vom Gegenteil zu überzeugen. Der Liebesgott Amore erscheint in Gestalt des Hirten Alceste und bietet Diana seine Freundschaft an. Dass er gleichzeitig ihr Liebesverbot ironisch in Frage stellt, vergibt sie ihm wegen seiner Jugend.
In der Zwischenzeit trifft sich Nice mit Endimione. Ihren Wunsch, eine Weile bei ihm ruhen zu dürfen, lehnt er grob ab und behauptet, seine einzige Liebe gelte der Jagd. Nachdem sich Nice traurig entfernt hat, ist Endimione froh, seine Ruhe zu haben und legt sich an einem schattigen Ort schlafen. Amore hat ihn beobachtet und versteckt sich in der Nähe. Er wartet auf eine Gelegenheit, sich zu rächen. Da nähert sich Diana, erblickt den schlafenden Endimione und verliebt sich auf der Stelle in ihn. Endimione, der sich im Traum von Nice verfolgt gesehen und dabei ihren Namen ausgesprochen hat, wacht auf und fleht Diana zunächst um Vergebung für seine unabsichtliche Verfehlung an. Dann verfällt auch er allmählich ihren Reizen. Aus Angst, sie zu erzürnen, leugnet er jedoch seine Gefühle und bleibt auch standhaft, nachdem sie ihm ihre Liebe erklärt hat. Erst nachdem Amore ihm zugeredet hat, kann er sich seine Gefühle eingestehen.
Zweiter Akt
Ein Wald
Diana kehrt mit ihrem Geliebten Endimione in ihr Reich zurück. Sie macht sich wenig Gedanken darüber, wie die anderen Götter ihren Sinneswandel aufnehmen werden. Da sie selbst das Treuegebot ausgesprochen habe, könne sie es auch selbst wieder zurücknehmen. Nachdem sich Endimione entfernt hat, kommt Amore und erzählt Diana vom Verhältnis zwischen Endimione und Nice, die sich soeben unter den Lorbeerbüschen getroffen haben, um über ihre Liebe zu reden. Zornig schwört Diana Rache, und Amores Sticheleien über die Eifersucht entfachen ihre Wut noch mehr. Amore sieht seinen Sieg nahen.
Die von Endimione verschmähte Nice versucht, Alceste (Amore) für sich zu gewinnen, doch dieser weist sie ab und behauptet, bereits in Endimione verliebt zu sein. Nice ist von widersprüchlichen Gefühlen überwältigt. Als Endimione sie auf seiner Suche nach Diana nach ihr fragt, hat sie nur zornige Worte für ihn.
Nice gesteht Diana ihre unglückliche Liebe zu Endimione. Sie werden von Alceste (Amore) unterbrochen, der berichtet, dass Endimione von einem Wildschwein angegriffen und tödlich verwundet worden sei. Diana ist verzweifelt und gibt zu, dass die Liebe gewonnen habe. Sie bittet Alceste, sie zu Endimione zu führen, damit sie sich von ihm verabschieden kann. Da kommt Endimione selbst unversehrt zu ihnen. Alceste gibt zu, gelogen zu haben und offenbart ihnen seine wahre Identität als Amore. Diana und Endimione haben nun zusammengefunden und sehen keinen Grund, Amore seine List übelzunehmen. Nur die verschmähte Nice ist niedergeschlagen. Um sie zu trösten, gestattet Diana ihr, zu lieben, wen immer sie wolle, sofern sie ihr Endimione überlasse.
„serenata“ Endimion y Diana; bei dem 1755 und am 16. Oktober 1756 unter dem Namen Indimión y Diana aufgeführten Werk (Kopie von J. Herrando) handelt es sich vermutlich um die Vertonung Meles.
„serenata“; überarbeitet von Niccolò Jommelli (Musik) und Giovan Gualberto Bottarelli (Libretto) als „azione drammatica teatrale per musica“ am 24. Juli 1773 sowie 1774 im Hoftheater in Mannheim
↑Metastasio, Pietro in Die Musik in Geschichte und Gegenwart, S. 50861 ff (vgl. MGG Bd. 9, S. 229 ff.) Bärenreiter-Verlag 1986 (Digitale Bibliothek Band 60).
↑ abJacques Joly: Les fêtes théâtrales de Métastase à la cour de Vienne, 1731–1767. Pu Blaise Pascal, 1978, ISBN 978-2845160194, S. 61 ff (online bei Google Books).
↑ abcRainer Kleinertz: Grundzüge des spanischen Musiktheaters im 18. Jahrhundert, Band 1. Reichenberger, Kassel 2003, ISBN 3-935-00474-5, S. 101 f (online bei Google Books).