Egon H. RaketteEgon Helmut Rakette (* 10. Mai 1909 in Ratibor, Oberschlesien; † 2. Oktober 1991 in Oberwinter) war ein deutscher Schriftsteller. LebenRakette war Einzelkind, das nur wenig soziale Kontakte hatte und von seinen Eltern streng überwacht wurde. Nach ihrem Willen sollte er sich in die Erziehungsgemeinschaft eines reformpädagogisch ausgerichteten Landerziehungsheims einfinden. Dies war das Pädagogium Schloss Lähn im Bobertal bei Hirschberg (heute: Jelenia Gora) in Schlesien. Wie er in seiner Autobiografie Im Zwiespalt der Zeit ausführt, wurde er hier Opfer einer Klassenkameradschaft, in der Pennälerrituale und homoerotische Grenzüberschreitungen unter Schülern gängig waren[1]. Er studierte nach dem Besuch des Gymnasiums in Ratibor und Breslau Literatur sowie Kunstgeschichte in Breslau und Paris, insbesondere aber Architektur am Bauhaus Dessau und am Pariser Städtebauinstitut (École d’urbanisme de Paris) und wurde danach Verwaltungsbeamter in Oberschlesien. Er lebte später in Breslau. Im Zweiten Weltkrieg nahm er als Soldat der Wehrmacht am Polen- und Frankreichfeldzug teil und wurde im Juli 1940 Sonderführer im Offiziersrang und Kriegsberichter in einer Propagandakompanie in Russland.[2] Im Oktober 1941 zeichnete ihn Reichspropagandaminister Joseph Goebbels „für hervorragende Leistungen als Kriegsberichter“ aus.[3] 1944 wurde er vom Wehrmachtsvertreter beim Reichsjugendführer zur Mitarbeit an der Propagandareihe Kriegsbücherei der deutschen Jugend aufgefordert.[4] Noch Anfang 1945 propagierte der Kriegsberichter Rakette mit der Schilderung aus der Schlacht um Posen, wie „deutsche Grenadiere sich selbst mit dem in einen Häuserblock eingedrungenen Feind in die Luft sprengten“, einen längst sinnlos gewordenen Opfertod.[5] Rakette selbst überlebte den Zweiten Weltkrieg und wurde 1948 Ministerialbeamter im Büro der Ministerpräsidenten der Trizone und war danach beim Bundesrat in Bonn beschäftigt. Er ist Begründer der Gesellschaft für Literatur und Kunst Wangener Kreis, einer Vereinigung schlesischer Schriftsteller und Künstler, deren Vorsitzender er bis 1956 war und danach Ehrenvorsitzender wurde. Außerdem war er (zusammen mit dem Ostpreußen und Vertriebenenverleger[6] Clemens J. Neumann) Mitbegründer, langjähriger Vorsitzender und Ende der 1970er Jahre Ehrenvorsitzender des 1953 gegründeten Kulturwerks der vertriebenen Deutschen in Schloss Burg an der Wupper, das sich 1972 in West-Ost-Kulturwerk umbenannte und später in der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen aufging.[7] Er lebte auf der Rheinhöhe in Remagen-Oberwinter bei Bonn und veröffentlichte Romane, Novellen, Kurzgeschichten und Lyrik sowie Herausgaben für den Wangener Kreis und das Kulturwerk. SchaffenMit dem Oder-Roman Anka machte Rakette als Architekturstudent in literarischen Kreisen Breslaus auf sich aufmerksam. Seine heimatbezogenen Bauern- und Sippenromane bedienten den Zeitgeschmack der 1940er Jahre. Sein erfolgreichstes Buch war der 1940 erschienene Roman Planwagen, eine episch angelegte Familiensaga flämischer Siedler, die vor Jahrhunderten ins „Ostland“ zogen und über die Generationen dort Wurzeln schlagen, ein Werk mit familiengeschichtlichem Hintergrund und Zeitbezug. Dieser Roman wurde 1946 in die vom österreichischen Bundesministerium für Unterricht herausgegebene Liste der gesperrten Autoren und Bücher aufgenommen,[8] was bedeutet, dass man bei der Beurteilung des Buchs im Hinblick auf nationalsozialistische Ideologie damals der Auffassung war, dass bestenfalls „Zweifel bestehen könnten“.[9] Nach längerer Schaffenspause als Romancier folgte nach dem Krieg mit Schymanowitz (1965) überraschend ein weiterer Sippenroman, der von einer oberschlesischen Kätnerfamilie handelt. WerkeRomane
Novellen und Erzählungen
Gedichtbände
Aphorismen
Sonstige
Herausgeberschaft
Auszeichnungen
Literatur
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Einzelnachweise
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