Dorothy Crowfoot Hodgkin war die älteste von vier Töchtern eines englischen Kolonialbeamten in Kairo. Die Eltern, John Winter Crowfoot (1873–1959) und seine Frau Grace Mary Hood (1877–1957), reisten viel und ließen deshalb ihre Kinder bei Verwandten in England aufwachsen. Schon als Jugendliche war Dorothy Crowfoot fasziniert von Kristallen und chemischen Strukturen. Als sie im Alter von 16 Jahren Parsons „Grundlagen der Chemie“ las, beschloss sie, Chemie zu studieren.
Von 1928 bis 1932 belegte sie Chemie und Physik am Somerville College in Oxford und verbrachte dort ihr viertes Jahr mit Kristallographie, um dann anschließend nach Cambridge zu gehen, um unter der Leitung von John Desmond BernalSterole zu untersuchen.[1] Sie war von der „Eleganz“ der damals neuen Röntgenstrukturanalyse hingerissen und nahm mit dieser Methode erstmals Diffraktionsbilder vieler biologisch relevanter Moleküle auf, darunter Pepsin (1934) und Cholesterin (1941). Später löste sie auch die Strukturen von Cholesterin (1945), Penicillin (1945, veröffentlicht 1949), Vitamin B12 (1955) und Insulin (1969)[2].
1932 kehrte Dorothy Crowfoot als Lehrkraft nach Oxford zurück. Im selben Jahr begann sie mit der chemischen Analyse des Insulins, eine Analyse, die 35 Jahre dauern sollte, bis die gesamte Struktur dieses Stoffs aufgedeckt war.[2]
1937 heiratete sie den Politologen Thomas Lionel Hodgkin, mit dem sie drei Kinder hatte, Luke (1938), Elizabeth (1941) und Toby (1946). Kurz nach der Geburt des ersten Kinds erkrankte sie schwer an Gelenkrheumatismus, wodurch sie sich aber nicht von ihren Forschungen abhalten ließ. Ihre deformierten Fingergelenke beeinträchtigten die Laborarbeit jedoch erheblich, sodass für sie ein spezieller Hebel an dem Röntgengerät angebracht werden musste, damit sie es bedienen konnte. Da es an Platz mangelte wurden zunächst ohne Abschirmung im selben Raum auch die Daten ausgewertet. Crowfoot Hodgkin war sich der damit verbundenen Gefahr für Strahlenschäden durchaus bewusst, ließ sich dadurch aber nicht von der Laborarbeit abschrecken.[3]
Ab 1962 war Dorothy Hodgkin Mitglied der Pugwash-Konferenz und setzte sich aktiv für die Verständigung von Wissenschaftlern aus Ost und West ein.
Zu ihren Studenten in Oxford 1946/47 gehörte Margaret Thatcher, die bei ihr ihre Abschlussarbeit in Chemie anfertigte.
Die Röntgen-Strukturanalyse einiger biochemisch interessanter Moleküle (= Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen, Band 159). VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 1966, Neuauflage ISBN 978-3-663-01037-1
et al.: Evidence concerning insulin activity from the structure of a cross-linked derivative. In: Hoppe-Seyler's Zeitschrift Fur Physiologische Chemie. 362. 1981. S. 755–762. PMID 7024090DOI:10.1515/Bchm2.1981.362.1.755
et al.: The Structure of Vitamin BFormula I. An Outline of the Crystallographic Investigation of Vitamin BFormula. In: Proceedings of the Royal Society a: Mathematical, Physical and Engineering Sciences. 242. 1957. S. 228–263. DOI:10.1098/Rspa.1957.0174
Literatur
Georgina Ferry: Dorothy Hodgkin: A Life. Granta, London 1998, ISBN 1-86207-167-5.
Jürgen Neffe: Irgendwann habe ich einen ganz starken Willen entwickelt. In: Charlotte Kerner: Nicht nur Madame Curie. Frauen, die den Nobelpreis bekamen. Beltz und Gelberg, Weinheim / Basel 1999, ISBN 3-407-80862-3 (Jugendbuch).
Dorothy Hodgkin in: Internationales Biographisches Archiv 37/1994 vom 5. September 1994, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
↑ abM. J. Adams, T. L. Blundell, E. J. Dodson, G. G. Dodson, M. Vijayan, E. N. Baker, M. M. Harding, D. C. Hodgkin, B. Rimmer, S. Sheat: Structure of Rhombohedral 2 Zinc Insulin Crystals. In: Nature. 224, 1969, S. 491–495, doi:10.1038/224491a0.
↑Katja Betz: Dorothy Hodgkin - Tapfere Chemikerin. In: Trotzdem genial. Wiley-VCH. Weinheim 2014. S. 113–124, ISBN 978-3-527-33410-0