AVM (Unternehmen)
Die AVM Computersysteme Vertriebs GmbH ist ein deutscher Hersteller von Produkten aus dem Bereich der Telekommunikation und Netzwerktechnik mit Sitz in Berlin. GeschichteDas Unternehmen wurde von den vier Studenten Johannes Nill, Peter Faxel, Ulrich Müller-Albring und Jörg-Detlef Gebert 1986 gegründet und hat seitdem seinen Sitz in Berlin. Die Abkürzung AVM steht für „Audiovisuelles Marketing“ und bezieht sich auf die Anfänge des Unternehmens als BTX-Dienstleister.[3] Die erste ISDN-Karte wurde 1989 für 4300 Mark an Unternehmen verkauft. Mit der Einführung der Marke Fritz! (Eigenschreibweise: FRITZ!)[4] und der Fritz!Card, einer ISDN-Karte für PCs, kam 1995 der Durchbruch. Zugleich war es auch die Geburtsstunde des Produktlogos, eines im Comicstil gezeichneten Frettchens, das alle Verpackungen und Anzeigen zierte. Der Name Fritz wurde gewählt, „weil ein nicht-technischer Name gesucht wurde, der auch im Ausland augenzwinkernd deutsche Wertarbeit andeuten sollte.“[5] Inzwischen ist das Frettchen abgelöst und taucht nur noch vereinzelt auf. Der Marktanteil bei ISDN-Karten in Deutschland wuchs von 1995 an kontinuierlich auf über 80 Prozent im Jahr 2004. Dies verdankte AVM hauptsächlich der hohen Qualität seiner Hard- und Software. Somit konnte sich AVM mit seinen Produkten wie der Fritz!Card (ISA, ISA-PnP, PCI) trotz geringfügig höherer Produktpreise gegen Wettbewerber wie TELES oder Sedlbauer durchsetzen. Auf der Cebit 2004 zeigte AVM erstmals die Fritz!Box, eine Kombination aus DSL-Modem und Router. Dazu kamen später Varianten für WLAN und IP-Telefonie. 2007 erschien die Fritz!Box Fon WLAN 7270, deren wichtigste Neuerung die Unterstützung von WLAN Draft-N (IEEE 802.11n) war. Neben den bekannten Funktionen enthält sie auch noch eine DECT-Basisstation und einen Mediaserver. Zur Cebit 2009 stellte AVM das neue Modell Fritz!Box Fon WLAN 7390 vor. Es enthält ein VDSL- und ADSL2+-fähiges Modem, einen Gigabit-Ethernet Switch und einen WLAN-N-Access-Point (gleichzeitig 2,4- und 5-GHz-Band) sowie 512 Megabyte internen Netzwerkspeicher und ist seit Ende März 2010 erhältlich. Mit der Fritz!Box erzielte AVM 2008 bei DSL-Endgeräten laut des Marktforschungsinstituts IDC einen Marktanteil von 60 Prozent in Deutschland und 18 Prozent europaweit. Der hohe Marktanteil erklärt sich unter anderem dadurch, dass viele Internetdienstanbieter eine Fritz!Box bei Abschluss eines Vertrages kostenlos oder gegen einen geringen Aufpreis anbieten. Hinzu kam, dass die Deutsche Telekom entschied, immer den DSL-Standard „Annex B“ zu verwenden, um problemlos DSL und ISDN kombinieren zu können. Im Ausland wurde jedoch der Standard „Annex A“ verwendet, der nur mit analogem Telefon kompatibel ist, mit ISDN aber nicht. So mussten DSL-Modems und -Router anderer Hersteller für den deutschen Markt angepasst werden, während AVM am Anfang exklusiv für den deutschen Markt Router mit dem Standard „Annex B“ anbot. Seit einigen Jahren ist AVM auch im Bereich der Hausautomation bzw. Smart-Home tätig. Die Produktreihen Fritz!Powerline und Fritz!DECT bieten Möglichkeiten, das eigene Netzwerk über die Stromleitungen zu erweitern bzw. den Stromverbrauch zu messen und angeschlossene Geräte aus der Ferne (automatisiert) zu schalten. Im Juli 2024 verhängte das Bundeskartellamt ein Bußgeld von 16 Millionen Euro gegen AVM, weil Preise für einzelne Produkte durch eine vertikale Preisbindung mit sechs Elektronikfachhändlern künstlich hochgehalten wurden.[6] Im Juli 2024 wurde bekannt, dass die Imker Capital Partners über die Luxemburger Tochterfirma Rucio Investment S.à r.l. die Mehrheit von AVM übernahm.[7] Die Gründer behalten Minderheitsanteile und bleiben als Beiräte weiter für das Unternehmen tätig. Die AVM veröffentlichte eine Pressemitteilung, in dem der Verkauf aus Altersgründen der Gesellschafter bestätigt wurde.[7] UnternehmenIm Jahr 2023 beschäftigte AVM 890 Mitarbeiter und erzielte einen Umsatz von 580 Millionen Euro.[2] Geschäftsführer sind Jan Oetjen, Peter Faxel und Jan-Christian Werner.[8] ProduktionDie Fritz!-Boxen werden zum Teil vom Hersteller RAFI in Deutschland gefertigt.[9][10] Einzelne Komponenten wie z. B. Netzteile und Platinen (unbestückt) stammen aus Asien. FirmwareAls Grundlage der von AVM selbst programmierten Fritz!Box-Firmware dient ein „Mini-Linux“. Über das Netzwerk ist versionsabhängig der Texteditor vi ausführbar. Aufgrund der leichten Veränderbarkeit hat sich eine Community gebildet, welche verschiedene Modifikationen (Mods) erstellt. So lässt sich die Fritz!Box um viele Funktionen erweitern. Produkte (Auswahl)ISDN-Karten
DSL-RouterDie Fritz!Box in ihrer kleinsten derzeit erhältlichen Variante (Fritz!Box SL) ist ein DSL-Modem und Router mit einem LAN-Port und einem USB-Port. Die „größte“ Version beinhaltet ein „komplettes Netzwerkkommunikationscenter“ mit Internet-DSL-Anschluss, Telefonanlagenfunktion (analog, ISDN und IP-Telefonie sowie einer DECT-Basisstation), WLAN- und Switchfunktionalität sowie die Möglichkeit, USB-Massenspeicher (externe USB-Festplatten, USB-Sticks) und/oder Drucker über USB dem Netzwerk zur Verfügung zu stellen. Kabel-ProdukteSeit 2010 entwickelt und produziert AVM auch Fritz!Boxen für den Kabel-Anschluss. Diese Produkte waren ausschließlich über die Kabel-Anbieter als OEM-Version verfügbar. Seit August 2016 sind diese mit der Routerfreiheit frei im Handel erhältlich. Sämtliche Modelle unterstützen mindestens den EuroDOCSIS-3.0-Standard. Mobilfunk-ProdukteSeit 2010 bietet AVM die Fritz!Box auch für den neuen Mobilfunkstandard LTE (Long Term Evolution) an. Die Fritz!Box 6840 LTE ist nach AVM-Angaben das erste stationäre LTE-Gerät (Breitband über Funk), das Modem, Router, TK-Anlage und Mediaserver in einem Gerät vereint. Diese Fritz!Box ermöglicht Datenraten von bis zu 100 MBit/s und unterstützt beide LTE-Frequenzbänder (800 MHz und 2,6 GHz). Das neuere, jedoch mit weniger Funktionen ausgestattete, Modell 6810 LTE erschien 2012. Beide Modelle sind nicht in der Lage, den von der Telekom für LTE genutzten Frequenzbereich um 1800 MHz herum zu empfangen. Damit lassen sich beide Fritz!Boxen im LTE-Netz der Telekom nur beschränkt einsetzen. Ende Februar 2013 wurde ein neues Modell basierend auf der Fritz!Box 6840 LTE vorgestellt. Die Fritz!Box 6842 LTE unterstützt anders als die beiden bisherigen Modelle neben LTE auf den Frequenzbändern 800 und 2600 MHz auch das von der Telekom eingesetzte 1800-MHz-Frequenzband. Seit 2021 gibt es auch eine Fritz!Box mit dem schnellen 5G-Mobilfunkstandard. Die erste Fritz!Box mit 5G ist die Fritz!Box 6850 5G.
Glasfaser-Produkte
WLAN-Produkte
Systemvoraussetzungen: 500 MHz, Windows 98SE/Me/2000/XP/XP64 oder Linux Netzwerkprodukte
1 Eine Besonderheit stellt das Fritz!Fon 7150 dar, bei dem es sich um eine vollwertige Fritz!Box Fon WLAN handelt, die direkt in die Ladeschale für das zugehörige DECT-Handgerät eingebaut ist.[13] KontroverseFirmware-ÄnderungenAVM war der Ansicht, dass Veränderungen der Software durch Dritte illegal wären, und hatte deswegen 2011 Klage gegen den Software-Anbieter Cybits eingereicht, dessen Kinderschutz-Software die Fritzbox-Firmware änderte.[14] Ein Linux-Kernel-Entwickler (also Halter von Urheberrechten auf Teile der Software, die AVM mit seinen Produkten vertreibt), Harald Welte, hatte sich an dem Verfahren auf Seiten von Cybits beteiligt.[15] Die Klage wurde im November 2011 schließlich weitestgehend abgewiesen und dem Softwarehersteller Cybits dadurch erlaubt, eine veränderte Software für die Geräte des Herstellers AVM zu vertreiben.[16] Verkauf gebrauchter OEM-BoxenDurch einen Markenrechtsstreit 2020 gegen die Woog UG erwirkte AVM ein Verkaufsverbot für rund 20.000 gebrauchte Fritz!Box 6490 Cable.[17] Der Anbieter änderte Einstellungen in der Firmware, sodass die Geräte sich wie solche aus dem freien Handel verhielten. Bei den Geräten handelte es sich um gebrauchte Kunden-Rückläufer von Kabelnetzbetreibern, welche gereinigt wurden und aus deren Firmware die ursprünglichen Anbieter entfernt wurden. AVM argumentierte neben der Verletzung der Nutzung der Marke Fritz! u. a., dass diese Manipulation ein potenzielles Sicherheitsrisiko für Kunden darstelle, da nicht sichergestellt werden könne, dass diese Geräte zukünftig alle Sicherheitsaktualisierungen erhalten würden. In der Folge mussten diese Geräte mutmaßlich verschrottet werden. Der Händler argumentierte, dass dies im Falle einer Niederlage notwendig sei, äußerte sich jedoch nicht, was konkret mit den Geräten geschehen war.[18] WeblinksCommons: AVM (company) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
|
Portal di Ensiklopedia Dunia