Die 1. Gardepanzerarmee, auch 1. Garde-Panzerarmee, (kurz: 1. GPA; russisch1-я гвардейская танковая армия) ist ein Großverband der Russischen Armee, der erstmals im Zweiten Weltkrieg als Teil der Roten Armee aufgestellt wurde. Er wurde 1998 zunächst aufgelöst und ab 2016 erneut aufgestellt.
Die vormals 1. Panzerarmee wurde am 25. April 1944 als Auszeichnung in die Garde der Roten Armee aufgenommen. Dabei erfolgte die Umbenennung in 1. Gardepanzerarmee mit gleichzeitiger teilweiser Umgliederung. Die Verbände und Truppenteile der 1. Gardepanzerarmee hatten den Gardetitel teilweise schon früher erhalten.
Aus dem Raum der Seelower Höhen wurde in Richtung Müncheberg/Erkner die Stadt Berlin südlich umgangen und dann eingeschwenkt, um über Adlershof-Bohnsdorf an der Wilhelmstraße entlang ins Stadtzentrum Berlins vorzustoßen.
Zum Zeitpunkt ihrer Auflösung 1998 umfasste sie die 11. Garde-Panzerdivision, die 9. Panzerdivision (beide mit T-80 ausgerüstet) und die 20. Garde-MotSchützendivision (mit BMP-Schützenpanzern).
Wiederaufstellung der 1. Gardepanzerarmee
Medien meldeten 2015 den Beginn der Wiederaufstellung der 1. Gardepanzerarmee an der russischen Westgrenze[4][5] und die Stationierung der 1. Panzerbrigade in Bogutschar (Gebiet Woronesch) als Stamm der 1. Gardepanzerarmee sowie 2016 die Aufstellung einer 2. Panzerdivision der 1. Gardepanzerarmee im Gebiet Tscheljabinsk. Das Hauptquartier der Garde-Panzerarmee ist in Odinzowo nahe Moskau.[6] Ziel ist die Massierung hochmobiler Elite-Verbände als Armee für schnelle militärische Reaktionen.[7] Laut Informationen des britischen Militärgeheimdienstes ist die 1. Gardepanzerarmee dem Militärbezirk „West“ zugeteilt und im Falle eines Krieges mit der NATO mit der Führung von Gegenoffensiven betraut.[8]
Gliederung 2016
4. Garde-Panzerdivision „Kantemirowskaja“ (Hauptquartier: Naro-Fominsk, nahe Moskau)
je eine Panzer- und Infanteriebrigade (u. a. 6. Panzerbrigade, 27. Garde-MotSchützendivision „Sewastopol“)
Angriff auf die Ukraine
2022 beteiligte sich die 1. Gardepanzerarmee am russischen Überfall auf die Ukraine. Sie überraschte westliche Fachleute durch ihren geringen Kampfwert.[9] Wegen des fehlgeschlagenen Angriffs an der Nordostfront (Oblast Tschernihiw und Oblast Sumy) wurde ihr Kommandeur Generalleutnant Sergei Alexandrowitsch Kissel,[10] der im April 2018 den Posten übernommen hatte, angeblich seiner Position enthoben und festgenommen.[11] Laut Einschätzung des britischen Militärgeheimdienstes und dem britischen Thinktank Royal United Services Institute erlitt die 1. Gardepanzerarmee schwere Verluste im Zuge des russischen Überfalls auf die Ukraine. Diese seien aber nicht wieder aufgestockt worden. Im September 2022 musste sich die stark dezimierte 1. Gardepanzerarmee laut dem britischen Geheimdienst infolge der ukrainischen Gegenoffensive aus der Oblast Charkiw zurückziehen.[8][12] Dabei wurden laut Institute for the Study of War einige Panzer der Armee zerstört. Große Mengen an qualitativ hochwertigen, zurückgelassenen Geräten wurden von den Ukrainern übernommen.[13] Zurückgelassene Briefe, die den Ukrainer in die Hände fielen, dokumentieren eine geringe Kampfmoral von Teilen der 1. Gardepanzerarmee.[14]
Sowjetische Truppen in Deutschland 1945 bis 1994. Gedenkalbum, Ausgabe Moskau, Verlag «Junge Garde», 1994, ISBN 5-235-02221-1, Seiten 74 und 75 – Oberbefehlshaber.
Die Funktechnischen Truppen der Luftverteidigung der DDR. Geschichte und Geschichten, von Wolf-Rüdiger Stuppert und Siegfried Fiedle. 1. Auflage. Steffen Verlag, 2013, ISBN 978-3-942477-39-0, S. 89–96.
↑Oliver Imhof: (S+) Wladimir Putin auf Eskalationskurs: »Russland wird Probleme haben«. In: Der Spiegel. 21. September 2022, ISSN2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 21. September 2022]).
↑Kateryna Stepanenko, Grace Mappes, Frederick W. Kagan: Russian Offensive Campaign Assessment, September 18. In: www.understandingwar.org. Institute for the Study of War, 18. September 2022, abgerufen am 19. September 2022 (englisch).